Abo

Er gab sich als Frau ausKölner lockte Männer mit Fake-Account in die Falle

Lesezeit 3 Minuten
foto_dating_fake_köln

Der Angeklagte (24) mit Wachtmeister und seiner Verteidigerin Madeleine Biberger.

Er hatte sich auf ein Rendezvous mit einer „Michelle“ gefreut, abgemacht über eine Dating-Plattform im Internet. Doch als der Mann vergangenen November mit seinem Auto am Treffpunkt in Holweide ankam, nahmen ihn mehrere Räuber in Empfang. Die Frau, mit der das Opfer sich verabredet hatte, gab es nicht. Die mutmaßlichen Täter müssen sich seit Freitagmorgen vor dem Kölner Landgericht verantworten. Den fünf Angeklagten werden noch weitere Raubtaten zur Last gelegt.

Köln: Argloses Opfer erlitt Brüche und Prellungen

Nach der Kontaktaufnahme über die Internet-Plattform soll eine junge Komplizin der Täter die Kommunikation mit dem Opfer geführt haben. Der Mann wurde laut Anklage zur Gesamtschule Holweide in der Burgwiesenstraße gelotst. Dort stürmten mehrere Männer das Auto. „Sie schlugen auf ihn ein, packten ihn und zerrten ihn aus dem Auto“, so beschreibt es die Staatsanwältin. Dann habe man dem Mann die Tasche mit 2000 Euro Bargeld und mehreren EC-Karten geklaut.

Das Opfer erlitt laut der Ermittler mehrere Schädel- und Rippenprellungen, sowie einen Bruch des Nasenbeins. Bei zwei Tankstellen und in einer Pizzeria sollen die Angeklagten dann mit den geklauten Karten mehrere Zigarettenschachteln, Amazon-Gutscheine, Energy-Drinks und weitere Lebensmittel im Gesamtwert von mehr als 200 Euro gekauft haben. Die Täter sollen dabei jeweils das kontaktlose Bezahlen genutzt haben, Kenntnis von den Pin-Nummern der Karten hatten sie offenbar nicht.

Mit Fake-Profil auf Dating-Seite in die Falle gelockt

Fünf Tage später sollen zwei der Angeklagten erneut einen Mann mit einem weiblichen Fake-Profil auf einer Dating-Plattform in die Falle gelockt haben. Abermals sei als Treffpunkt die Gesamtschule vereinbart worden. Laut Anklage wurde das Opfer nach der Ankunft zu Boden gebracht und um 400 Euro erleichtert. Auch sein iPhone XR und die Autoschlüssel seien ihm entwendet worden. Ebenso EC-Karten, die zum Einkauf in einem Kiosk und abermals einer Tankstelle genutzt worden sein sollen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zehn Tage vergingen, da sollen abermals zwei der Angeklagten ein Treffen mit einem Mann arrangiert haben. Sie sollen sich im Internet als „Elisa“ ausgegeben und eine sexuelle Dienstleistung zum Preis von 150 Euro vereinbart haben. Im Bereich der Bertha-von-Suttner-Straße in Holweide sollen die Täter ihr Opfer zu Boden gerempelt, mit Reizgas gedroht und diesem 220 Euro Bargeld entwendet haben. Geflüchtet seien die Räuber, nachdem der Mann laut um Hilfe gerufen habe.

Köln: Zwei Angeklagte räumen Raubtaten ein

Als Hauptangeklagter gilt ein arbeitsloser Maurer, der laut eigenen Angaben bereits im Gefängnis gesessen hat und sich aktuell in Untersuchungshaft befindet. Über seine Verteidigerin Madeleine Biberger gab der 24-Jährige seine Beteiligung an zwei Raubüberfällen zu. Er habe vorher Kokain durch die Nase gezogen und sich mutig gefühlt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten zudem einen Raub auf ein Bistro, ebenfalls in Holweide, vor. Dazu schwieg der Beschuldigte jedoch.

Über Verteidiger Burkhard Zimmer räumte auch ein 17-Jähriger eine Raubtat ein. „Er hatte das zunächst so verstanden, dass es auch darum geht, einem Pädo aufs Maul zu hauen“, so der Anwalt. Der junge Mandant sei von seiner Tat schockiert gewesen, da er gedacht habe, man hätte das Opfer „halb tot“ geschlagen. An weiteren Raubtaten habe er sich nicht beteiligt. Die übrigen Angeklagten, die ebenfalls unter Jugendstrafrecht fallen dürften, schwiegen. Der Prozess wird fortgesetzt.

KStA abonnieren