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KabarettWarum der Mann am Grill schweigt

Lesezeit 2 Minuten

Barbara Ruscher zeigt Haltung: die Kabarettistin bei einer Benefizveranstaltung in der Aula des Mülheimer Rhein-Gymnasiums.

  1. Barbara Ruscher zielt mit ihrem Programm „Ekstase ist nur eine Phase“ auf die gängigen Rollenklischees

Mülheim – Sie plaudert, singt, karikiert, persifliert und beschreibt sensibel bis spöttisch Alltagsszenen, die jeder kennt.

Ob Massentierhaltung, Organspende, frühkindliche Bildung oder Ernährung: Barbara Ruscher (49) philosophiert über gängige Klischees, deckt gnadenlos Rollenkonflikte zwischen den Geschlechtern auf und erklärt ihrem Publikum in der Aula des Mülheimer Rhein-Gymnasiums, warum der Mann am Grill schweigt: „Weil er sich schämt, die Wurst nicht selbst gejagt zu haben.“ Die weiblichen Gäste schmunzeln. Die männlichen Besucher grinsen bei der Frage, warum es die Schwerkraft gebe, die die weiblichen Brüste nach unten ziehe und nicht nach oben? Antwort: „Dann könnte Dolly Buster nichts mehr sehen.“ Applaus.

Ruscher nimmt kein Blatt vor den Mund

„Ekstase ist nur eine Phase“ nennt Barbara Ruscher ihr kabarettistisches Programm. Spitzzüngig spannt die Lehrerin und zweifache Mutter den Bogen von Sören-Wotan, dem bilingual erzogenen Akademikerkind aus Sülz, das statt mit Windeln mit der FAZ gewickelt wird (ein Klugscheißer-Kind) bis zum bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, dessen aktueller Kruzifix-Vorstoß in bayerischen Behörden bissig kommentiert wird: „Söder ist als Kind bestimmt mal in ein Fass mit Starkbier gefallen.“ Ruscher nimmt kein Blatt vor den Mund, plaudert über veganes Erotikspielzeug, nimmt Helikopter-Eltern auf die Schippe. Ernährungs-Apostel und Hardcore-Veganer kriegen im Rap „Vegan ist die neue Religion“ ihr Fett weg. Mit zwei Möhren trommelt sie im Takt auf einem ausgehöhlten Kürbis herum. Modernen Ernährungskonzepten steht die Comedy-Lady skeptisch gegenüber. Der Pavian ernähre sich auch überwiegend vegan, sagt sie und klimpert dabei auf dem Klavier. „Guckt mal, wie sein Hintern aussieht.“

Erlös kommt Aktionskreis Dritte Welt zugute

Schmunzeln im Publikum. Wie so oft an diesem rund zweistündigen, unterhaltsamen Kabarettabend, dessen Reinerlös für den „Aktionskreis Dritte Welt Holweide“ bestimmt ist und der vollständig für das Projekt „Schule im Slum“ in Khulna/Bangladesch verwendet wird. „Seit fast 20 Jahren unterstützen wir Projekte in Bangladesch“, sagt Hiltrud Genau vom Vorstand des Aktionskreises. Rund 1000 Mädchen und Jungen in 37 Kleinschulen hätten mit der Förderung des Kölner Vereins die Prüfung zum Übergang in die staatliche Grundschule geschafft. Kinder, die nicht lesen und schreiben lernen, würden auch später in den Industrieansiedlungen rund um die Städte keine Arbeit bekommen. Außerdem fördere der Verein junge Mütter, die in Gesundheitsvorsorge und Familienplanung unterrichtet werden und helfe spontan bei Flut- und Sturmkatastrophen im Land.

Zur Person

Barbara Ruscher stammt aus Rheinbach (Rhein-Sieg-Kreis). Die 49-Jährige studierte nach ihrem Abitur zunächst Germanistik und Musik auf Lehramt. Seit 1998 ist sie auf deutschen Kabarettbühnen unterwegs; seit 2001 mit ihrem ersten Soloprogramm. Sie lebt zurzeit mit ihrer Familie in Köln. (red)