Streit um SchulbauPolitik fährt der Stadt Köln beim Hölderlin-Gymnasium in die Parade

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Schüler des Kölner Hölderlin Gymnasiums halten ein Plakat in den Händen.

Schülerinnen und Schüler des Kölner Hölderlin Gymnasiums protestieren vor dem Rathaus.

Das über 100 Jahre alte Mülheimer Gymnasium sollte abgerissen und neu aufgebaut werden – gegen den Willen der Schulgemeinschaft. Die Politik wollte das nicht einfach hinnehmen. 

Die Schulgemeinschaft des Hölderlin-Gymnasiums ist aufgebracht. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“ steht auf dem Protestplakat, mit dem sie sich vor dem Schulausschuss aufgebaut haben. „Die Politik darf auf keinen Fall zulassen, dass die Stadt durch die Hintertür Fakten schafft“, sagt Jan Hopmann, Sprecher des Arbeitskreises Schulneubau Hölderlin-Gymnasium.

Der Grund: Die Schule soll nach jahrelanger Debatte um Sanierung und Erweiterung des Schulgebäudes am alten Standort an der Graf-Adolf-Straße nun offenbar an der Bergisch Gladbacher Straße – quasi in die Nachbarschaft des Genoveva-Gymnasiums – neu gebaut werden.

Gymnasium-Gebäude soll durch eine Grundschule ersetzt werden

So stand es jedenfalls in der Vorlage mit den Änderungen beim Schulbaumaßnahmen-Paket, über das der Schulausschuss abstimmen sollte. Das Gebäude des jetzigen Hölderlin-Gymnasiums auf der Graf-Adolf-Straße soll abgerissen und durch den Neubau einer Grundschule ersetzt werden.

Im Gegenzug sollte der Neubau des Gymnasiums durch einen Generalunternehmer an der Bergisch Gladbacher Straße/Ecke Holweider Straße errichtet werden.

Ein solches Vorgehen der Verwaltung ist absolut nicht hinnehmbar
Stefanie Ruffen, schulpolitische Sprecherin der FDP

Aber: Eigentlich steht eine Bauvoranfrage im politischen Raum, die noch nicht geklärt ist: Die Verwaltung hatte schriftlich zugesagt zu prüfen, ob nicht doch ein Schulneubau – wie von der Schulgemeinschaft gewünscht – auf dem angestammten Grundstück möglich sei.

„Ein solches Vorgehen der Verwaltung ist absolut nicht hinnehmbar“, kritisierte die schulpolitische Sprecherin der FDP, Stefanie Ruffen. In einem gemeinsamen Antrag zwangen FPD, Grüne, CDU und Volt die Stadt daher nun, diesen Passus erst mal aus dem Schulbaumaßnahmen-Paket rauszunehmen. Auch die SPD schloss sich dem an. Die Linke enthielt sich.

Die Vergabe der Neubauten von Gymnasium und Grundschule entfallen, steht in dem Änderungsantrag. Zunächst solle das Ergebnis der Bauvoranfrage mitgeteilt werden. „Die Prüfung aller Möglichkeiten wurde noch nicht abgeschlossen. Auch sind der Politik noch nicht alle Ergebnisse vorgelegt worden“, heißt es in dem so verabschiedeten Änderungsantrag.

Nicht nur die Ratsfraktionen sind maximal verärgert. In der Schule hat man das Gefühl, nicht ehrlich behandelt zu werden. Die Stadt spiele nicht mit offenen Karten, so Hopmann. Der Schulausschuss hatte 2021 einstimmig dafür votiert, dass das Hölderlin-Gymnasium für einen Neubau nicht auf zwei Standorte aufgeteilt, sondern an einem einzigen Standort an der angestammten Graf-Adolf-Straße erstellt werden solle. Dafür wurde die Verwaltung beauftragt, eine „tiefergehende Machbarkeitsstudie“ erstellen zu lassen.

Zweifel an der Redlichkeit der Stadt Köln

Diese Machbarkeitsstudie habe nun ergeben, dass das erforderliche Bauvolumen für einen Neubau dort nicht realisierbar sei, hieß es im Juli von der Stadt. Vorgelegt wurde dazu nun dem Ausschuss allerdings Monate später eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2019 – mit dem Zusatz „Planungsstand – nicht fortgeschrieben“.

Nach einem Jahr Wartezeit werde eine alte Studie als neu verkauft, das sei skandalös, so Hopmann. Dass dann noch in der Studie der als eine Variante präsentierte Neubau an der Bergisch Gladbacher Straße mit der Überschrift „Neubau Gymnasium/Gesamtschule“ versehen wurde, verstärke die Zweifel an der Redlichkeit der Stadt.

Mit einer reduzierten Fläche könne die Schule problemlos geplant werden

Hopmann betonte, dass man der Stadt viele konstruktive Angebote gemacht habe. Eine Verdopplung der Schulfläche, mit der in der Machbarkeitsstudie kalkuliert werde, sei völlig überdimensioniert. Mit einem reduzierten Flächenvolumen von 90 Prozent könne die Schule dort problemlos geplant werden.

Auch die Idee der SPD, das Hölderlin in einen modernen Bildungscampus rund um den Mülheimer Stadtgarten zu integrieren, wurde nicht aufgegriffen. Bei dem Modell nach dem Vorbild der Bildungslandschaft Altstadt-Nord war die Idee, dass drei Realschulen, dem Hölderlin-Gymnasium und der Trude-Herr-Gesamtschule Räumlichkeiten wie Mensa, AG-Räume oder die Bibliothek teilen, um Synergien zu schaffen.

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