Köln-MülheimKunstverein Hafenakademie will auf das Otto-und-Langen-Quartier – Stadt lehnt ab

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Außenansicht vom Gebäudekomplex des Otto-und-Langen-Quartiers

Heiß begehrt unter Kulturschaffenden: Das derzeit brachliegende Otto-und-Langen-Quartier

Der Kunstverein Hafenakademie sucht eine neue Heimat. Doch die Stadt will mit Blick auf das Otto-und-Langen-Quartier nicht verhandeln.

Das Otto-und-Langen-Quartier liegt derzeit brach. Und dennoch mehren sich Initiativen, die gerne bis zur langfristigen Planung und Bebauung auf das Gelände ziehen würden. Neben dem Künstlerkollektiv „raum13“, das bis 2021 das „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ auf dem Gelände betrieben hatte und seitdem mit der Stadt über einen Wiedereinzug verhandelt, hat nun auch die Hafenakademie Interesse bekundet, in das ehemalige KHD-Gebäude einzuziehen. Der Verein, in dem sich rund 200 Menschen engagieren, fördert unter anderem Kunst- und Bildungsprojekte und wirkt an der Neuentwicklung Mülheims mit. Ihre Grundstücke im Lindgens-Areal muss die Hafenakademie Ende März räumen. Doch offenbar besteht keine Hoffnung auf einen Einzug.

In einem Schreiben an die Stadt aus dem Dezember, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, wendet sich der Verein an William Wolfgramm, dessen Dezernat für die Liegenschaften der Stadt verantwortlich ist. Und somit auch über das Otto-und-Langen-Quartier verfügen kann. „Die Hafenakademie ist auf der Suche nach einem neuen Zuhause“, heißt es in dem Schreiben. „Da sich unsere Räume in der Nachbarschaft zum Otto-Langen-Quartier befinden, wäre für uns eine Zwischennutzung im ehemaligen KHD-Gebäude naheliegend, auch um unsere auf den Stadtbezirk Mülheim fokussierte Arbeit fortführen zu können.“ Angefragt wurden Atelierräume für etwa 40 Künstlerinnen und Künstler – in einer Zwischennutzung, bis die langfristige Neuentwicklung des Geländes umgesetzt wird.

Kölner Verwaltung verhandelt derzeit exklusiv mit Künstlerkollektiv „raum13“

Das Liegenschaftsamt antwortete, man könne das Gelände wegen einer fehlenden Baugenehmigung nicht zur Verfügung stellen. Und auch sonst bestehe derzeit keine Möglichkeit, in einem städtischen Gebäude einzuziehen. Man werde sich melden, sobald sich eine Möglichkeit ergebe. Der Verein wandte sich zudem an das Kulturdezernat. Aus diesem hieß es, man prüfe derzeit, unter welchen Umständen eine Zwischennutzung durch „raum13“ möglich sein könnte. Darüber hinaus gebe es „derzeit noch keine Kapazitäten“, um mit Einzelakteuren gezielt nach Räumen zu suchen.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilte die Stadt mit, dass zunächst die Verkehrssicherheit wiederhergestellt werden müsse, es brauche im ersten Schritt eine baurechtliche Genehmigung. Sollte eine Nutzung möglich werden, verhandle die Verwaltung jedoch exklusiv mit „raum13“ Man führe „ganz bewusst keine Verhandlungen mit sonstigen Interessenten“. Denn die Politik habe sich für die Einbindung von „raum 13“ als „Ankerpunkt“ der Entwicklung des Otto-Langen-Quartiers ausgesprochen. Tatsächlich heißt es in einem Beschluss des Hauptausschusses vom 22. Mai 2020, „raum13“ solle zum „Ankerpunkt“ der Entwicklung werden. Ebenso hebt ein Ratsbeschluss vom 24. Juni 2021 die besondere Bedeutung von „raum13“ hervor.

Aber: An keiner Stelle wird die Verwaltung durch die Politik aufgefordert, keine Gespräche mit anderen, gemeinwohlorientierten Interessenten zu führen. In der Künstlerszene ist man teils irritiert vom Vorgehen und wünscht sich mehr Offenheit. Sollte das Gelände im Rahmen einer Zwischennutzung beziehbar sein, sei dort Platz für ein halbes Dutzend Vereine und Initiativen, heißt es. Bislang sperrt sich die Verwaltung jedoch gegen konkrete Schritte in Richtung einer mittelfristigen Bespielung des Geländes. Mit Ausnahme der Initiative „raum13“: Nachdem die Kritik aus Stadtgesellschaft und Politik immer lauter wurde, stellte die Stadt im Kulturausschuss eine Taskforce zum Thema vor und bat „raum13“ öffentlich eine Zusammenarbeit an, um die Zwischennutzung zeitnah zu ermöglichen.

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