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Grundschule in HöhenhausPädagogik-Pionier vom Rosenmaar

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Nach 43 Jahren Schuldienst an der Rosenmaarschule geht Walter Heilmann Ende Juli in den Ruhestand.

Höhenhaus – Walter Heilmann ist ein bescheidener Mensch. Keineswegs selbstherrlich. Aber die Rückschau auf die 43 Jahre, in denen er das Leben in der Rosenmaarschule und damit die Schullandschaft in ganz Nordrhein-Westfalen mitgeprägt hat, erfüllt ihn durchaus mit Zufriedenheit. „Mir ist es hier immer richtig gut gegangen“, sagt Rektor Heilmann, der nun seinen Ruhestand antritt.

Die 65 Jahre sind dem jugendlich wirkenden Pädagogen nicht anzumerken, als er im Lehrerzimmer über die Zeit an der stadtweit bekannten reformpädagogischen Grundschule in Höhenhaus spricht. Bei bester Gesundheit verabschiedet sich Heilmann aus dem Schuldienst. Das liegt vielleicht an der Bewegung, jeden Tag fährt Heilmann mit dem Fahrrad von Brück nach Höhenhaus. Das liegt aber vielleicht auch am erfüllten Berufsleben. Gleich mehrere wegweisende Projekte hat Heilmann initiiert – zunächst als Lehrer und seit 1995 als Rektor.

„Was die Inklusion angeht, bin ich schon ein bisschen stolz“, sagt Heilmann. 1980, lange bevor das Wort Inklusion die Runde machte, begann die Rosenmaarschule (damals noch Peter-Petersen-Schule), behinderte und nicht-behinderte Kinder gemeinsam zu unterrichten. „Chancengleichheit war damals ein Riesenthema“, sagt Heilmann. Bis heute ist der gemeinsame Unterricht fester Bestandteil des Schulprogramms, lernen die Schüler die Verschiedenheit des menschlichen Daseins als Normalität kennen.

Totaler Umbruch

Es war eine aufregende Zeit, als Noch-Rektor Heilmann Ende 1970 als Referendar nach Höhenhaus kam. „Hier in der Schule fand ein totaler Umbruch statt, hier wurde unglaublich politisch diskutiert.“ Der gebürtige Kölner, aufgewachsen in der katholisch geprägten Bruder-Klaus-Siedlung und später im linken Studentenmilieu aktiv, merkte sofort, dass er hier richtig war. Denn die Rosenmaarschule war seit ihrer Eröffnung im Jahr 1952 offen für neue Ideen. Schon damals wurden nach dem von Pädagogen Peter Petersen erdachten, sogenannten Jenaplan die Schüler jahrgangsübergreifend unterrichtet.

Heilmann war es, der Anfang der 1970er-Jahre eine Neuerung ausprobierte, die sich – zumindest für die erste und zweite Klasse – NRW-weit durchgesetzt hat: Die Schüler bekamen keine Noten mehr, sondern Lernstands-Berichte, die die individuellen Entwicklungen beschrieben. „Mit Noten kann man die Leistung und Lernentwicklung von Kindern nicht angemessen beschreiben“, ist sich Heilmann sicher. Weitere Pioniertaten stammen ebenfalls aus dieser Zeit: Der ab 1971 von Eltern organisierte „Schülerladen“ war eine eng mit dem Unterricht verzahnte Nachmittagsbetreuung und eine Frühform der heutigen Ganztagsschule. Ein Kinderspiel waren solche Innovationen aber nicht, Heilmann musste zum Teil hart für deren Umsetzung und Finanzierung kämpfen.

„Wir mussten überall Türen aufstoßen“, sagt der fünffache Großvater, dem nun Marietta Gawert nachfolgt. Langweilig dürfte auch sein Ruhestand nicht werden. Reisen will Heilmann, sich um seine Enkel, seinen E-Bass und das Radfahren kümmern. Der Abschied tut ihm trotz aller Erfolge nicht weh: „Die Schule ist ein Teil meines Lebens, aber ich habe dafür gesorgt, dass sie nicht mein Leben ist.“