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Stegerwaldsiedlung in MülheimWohin ist Deutz-Nord verschwunden?

Lesezeit 2 Minuten

Die Stegerwaldsiedlung in Mülheim hieß bis in die Fünfzigerjahre Deutz-Nord.

Köln – Kaum zu glauben, 1665 Jahre lang ist es gut gegangen. Römer, Ubier, Franken und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation haben es nicht gewagt, den Namen Deutz anzutasten. Zum Entsetzen der Interessengemeinschaft Deutz-Nord war es der Rat der Stadt Köln, der erstmals 1954 diese rote Linie überschritt und den Norden des Stadtteils einfach Mülheim zuschlug.

Mittlerweile kennt man das Gebiet als Stegerwaldsiedlung. Geht gar nicht, denkt sich die Truppe um IG-Chef Willi Schäfer, die sich in die binnenkölsche Diaspora versetzt sieht. „Deutz-Nord ist und bleibt Deutz-Nord“, sagt Schäfer.

Gegen die Mülheimisierung des Deutzer Bodens

Sitzungen im Beschwerdeausschuss sind so ziemlich das letzte verbleibende Mittel, um das Ruder noch mal rumzureißen. Genau das richtige Gremium also für die IG-Mitglieder, die seit Jahren gegen die Mülheimisierung des Deutzer Bodens ankämpfen. Schäfer berichtet dort also den Politikern von Heimatverlust, den seine Mitglieder erlitten, und dem Rechtsbruch, den die Stadt an den Deutzern begangen habe.

Um den Konflikt zu verstehen, muss man tief in die Deutzer Geschichte eintauchen. Genauer gesagt ins Jahr 1888. Damals wurde der Stadtteil zu Köln eingemeindet und den Deutzern in Paragraf 1 des Eingemeindungsvertrags versprochen, dass das Veedel auch künftig Deutz heißen darf. Der Rat sah das 1954 anders und gliederte Deutz-Nord einfach Mülheim an. Mit einem einstimmigen Beschluss, bei dem also auch die Deutzer Ratsherren kollaboriert haben müssen.

Veedel wurde 1954 annektiert

An dieser Stelle wird es unklar: Denn ob der Stadtteil durch diese Zuteilung auch seinen Veedelsnamen Deutz-Nord verlor, wurde offenbar in einem Anhang des Beschlusses geregelt. Der gilt aber seit dem Einsturz des historischen Archivs als verschollen.

Erst nachdem die Bezirke nach der Gebietsreform 1975 neu zugeschnitten und das Areal erneut Mülheim zugeschlagen wurde, war das Viertel Deutz-Nord endgültig Geschichte. Mittlerweile war die Stegerwaldsiedlung auf dem Gelände gebaut worden, mit dem sich die Bewohner identifizierten. Und die Messe, die die Siedlung vom Deutzer Rest räumlich trennte.

Antrag: abgelehnt

Die Politiker im Ausschuss verweigerten sich daher den Argumenten der IG: Schließlich kennen die Bewohner von Deutz-Nord den Stadtteil seit Generationen nur als Stegerwaldsiedlung. „Ich habe da zehn Jahre lang gelebt und mich als Mülheimerin gefühlt“, sagt Hamide Akbayir (Linke). „Der Ratsbeschluss von 1954 war rechtsgültig“, betont auch Berivan Aymaz (Grüne).

Deutz-Nord wird es also auch künftig nicht mehr geben. Immerhin: Die Ratspolitiker legten der Stadt nahe, eine historische Tafel in der Siedlung zu platzieren, auf der die Geschichte des Viertels dargestellt wird. Die Kosten soll aber möglichst die IG tragen.