131 Jahre wurde im „Haus kölscher Brautradition“ Kölsch gebraut. Auf dem Gebiet wollte Cube ein gemischtes Quartier bauen. Daraus wird nichts.
Traditionsreiche Kölsch-BrauereiInvestor zieht sich zurück – Aus für 222 Wohnungen auf Areal in Mülheim

Gähnende Leere: So sieht es auf der Fläche an der Bergisch Gladbacher Straße aktuell aus.
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Die Zukunft eines traditionsreichen Kölsch-Brauerei-Areals ist wieder völlig offen: Der Leverkusener Projektentwickler Cube Real Estate und die Radeberger-Gruppe haben den Verkauf der Fläche des Brauereiverbundes „Haus kölscher Brautradition“ an der Bergisch Gladbacher Straße rückabgewickelt.
Das bestätigten sowohl der Käufer Cube Real Estate als auch Radeberger. Beide äußerten sich nicht zu den Gründen. Auf dem Gelände in Mülheim wurde 131 Jahre Kölsch gebraut.
Radeberger will Gelände nicht selbst entwickeln
Laut einer Cube-Sprecherin wurde der „Kaufvertrag im Einvernehmen mit dem Verkäufer rückabgewickelt“, die Firma konzentriere sich auf ihre Bestandsprojekte. Und eine Radeberger-Sprecherin teilte mit, dass der Verkauf „nach einigen Warteschleifen schlussendlich nicht zustande gekommen“. Über den Kaufpreis hatten beide Seiten 2021 Stillschweigen vereinbart.
Laut der Radeberger-Sprecherin werde das Unternehmen das Thema in Ruhe neu aufsetzen, was offenbar heißt, dass es erneut einen Verkauf anstrebt. Die Sprecherin sagte: „Wir haben keine Pläne, das Areal selbst zu entwickeln – wir sind Brauer, keine Immobilienentwickler.“

Der Blick auf ein Tor zum Gelände.
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Wie berichtet, hatte Cube Real Estate das Gelände im August 2021 gekauft und wollte dort Gewerbe und insgesamt 222 Wohnungen bauen. Es liegt rund 900 Meter vom Wiener Platz entfernt. Das geplante Großbauprojekt firmierte unter dem Namen „Brauwerk“, das Unternehmen wollte 400 Millionen Euro investieren, 2030 sollte alles fertig sein – und an einigen Stellen auch an die Brau-Tradition erinnern.
Es handelt sich um eine sogenannte Konversionsfläche, sie sind heiß begehrt: Diese früheren großen Industrieflächen in innerstädtischen Lagen bieten Entwicklungspotenzial, mit dem Investoren Geld verdienen können. Ein Teil der Gebäude wäre möglicherweise erhalten worden, viele andere nicht.

So sah das Areal 2021 von oben aus. Links die Bahngleise.
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In den Erklärungen zum städtebaulichen Konzept schrieb die Stadtverwaltung über das Brauerei-Areal an der Bergisch Gladbacher Straße von einer „Insellage“ in einem Wohngebiet: „Das Vorhaben kann zur Deckung des hohen Bedarfs an Gewerbeflächen und neuem Wohnraum in gut erschlossener, integrierter Lage beitragen. Weiteres Ziel der Planung ist somit die langfristige Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen und die Erschließung von neuem Wohnraum.“
Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD) sagte: „Das ist natürlich bedauerlich, dass dort die nächste Industriebrache ungenutzt rumliegt und nicht bebaut wird.“ Beispielsweise im Mülheimer Süden am Hafenbecken sollen tausende Wohnungen und Büro-Arbeitsplätze entstehen, doch es geht seit Jahre nicht richtig voran.

Absperrband vor einem Firmentor.
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Die Fläche ist umgerechnet so groß wie 3,5 Fußball-Felder und dort wurde 131 Jahre Kölsch gebraut – und zwar zuletzt: Sion, Gilden, Peters, Dom, Sester und Küppers. Seit 2011 firmiert das Gelände unter dem Begriff „Haus kölscher Brautradition“ und seit Januar 2022 wird das Gelände laut einer Radeberger-Sprecherin nicht mehr genutzt.
Dort stehen Verwaltungsgebäude, große Lagerflächen und Produktionsstätten mit Rundsilos. Das Areal liegt direkt an der Bahntrasse. Schon 2019 hatte Radeberger das Aus für den Standort angekündigt, weil die Produktion nach Feldkassel im Gewerbegebiet am Standort der Cölner Hofbräu Früh wechselte. Seit 2021 werden die Kölsch-Sorten dort anstatt in Mülheim gebraut.

Blick in die leeren Räume.
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Schaut man aktuell durch die Fenster, sieht man leere Räume, auf dem Hof stehen einige Autos, möglicherweise ist es eine Abstellfläche für Neu- oder Gebrauchtwagen. Das Unkraut sprießt aus dem Asphalt, ein Eingang ist mit rot-weißem Flatterband abgesperrt.
Das Aus für den Kaufvertrag kommt überraschend, denn Cube Real Estate hatte das Verfahren nach dem Kauf vor vier Jahren vorangetrieben. Wie berichtet, hatte der Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrates im September 2023 den Bebauungsplan geändert, weil an der Stelle vorher ausschließlich Gewerbe zulässig war.
Tilman Gartmeier, der damalige Vorsitzende der Geschäftsführung der Cube Real Estate, hatte 2021 gesagt: „Außerdem werden wir mit einem Architekturbüro überraschen, das für Köln eine neue und große Bereicherung darstellen wird.“ Daraus wird nun nichts.
Das war für das Neubaugebiet „Brauwerk“ geplant
Größe: Umgerechnet 3,5 Fußballfelder
Wohnfläche: 20.000 Quadratmeter (etwa 222 Wohnungen, davon 67 mit vergleichsweise günstiger Miete)
Gewerbe: 48.000 Quadratmeter
Kita: 1 (vier Gruppen, 1000 Quadratmeter)
Grün- und Freiflächen: 9000 Quadratmeter (6100 öffentlich zugänglich)