„In meinen Augen Hysterie“Kölner Supermärkte rationieren Speiseöl für Kunden

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Eine Lidl-Filiale am 14. März 2022 in Köln.

Köln – Bei Lidl an der Kölner Straße ist das Sortiment sehr übersichtlich. Das Schild „Pro Haushalt nur 3 Liter Speiseöl“ oben am Regal ist schnell übersehen. Beim Hit-Markt in Urbach ist das Bild ähnlich. Rapsöl, Keimöl steht noch in den Regalen, Sonnenblumenöl Fehlanzeige. Bei Aldi in Eil das selbe Bild. Lücken im Regal auch bei Real. „Öl 3 Flaschen pro Kunde“ steht handgeschrieben auf einer gelben Karte im Netto in Finkenberg. Aber auch hier keine Spur von Sonnenblumenöl.

Beim Rewe an der Humboldtstraße ein paar hundert Meter weiter wird sich für das Verständnis bedankt, dass pro Haushalt maximal fünf Flaschen Speiseöl abgegeben werden. Maximal drei sind es bei Edeka in Ensen. Aber auch hier ist das Bild das gleiche: Verschiedene Ölsorten, vor allem Sonnenblumenöl ist aus.

Künftig Hamsterkäufe wie beim Toilettenpapier?

Woher kommt das? „In meinen Augen ist das Hysterie“, sagt Gregor Hein, der in Porz drei Edeka-Läden besitzt. Das sei wie damals zu Beginn der Corona-Pandemie mit dem Toilettenpapier. Dass es in Deutschland zu einem Versorgungsengpass komme, glaube er nicht.

Supermarkt Öl Schild

In vielen Kölner Supermärkten dürfen Kundinnen und Kunden nur noch eine begrenzte Anzahl an Speiseöl mitnehmen.

Anders klingt das beim Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland, kurz Ovid. „Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen“, sagte Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Sonnenblumenöl könne wegen des Kriegs in der Ukraine schon in einigen Wochen Mangelware werden.

Denn laut Ovid sind die Ukraine mit 51 und Russland mit 27 Prozent die größten Exportländer für Sonnenblumenöl. Weltweit. Und Deutschland einer der größten Importeure. Nur sechs Prozent des verbrauchten Öls kommt aus hiesiger Produktion, 94 Prozent werden importiert.

Gestörte Lieferketten wegen Corona

Dass ein Produkt mal im Regal fehlt, kann aber auch andere Gründe haben, sagt Gregor Hein. Das können gestörte Lieferketten wegen Corona sein oder aber Global Player, die versuchen, Kapital aus einer Sache zu schlagen. Denn irgendwo müsse man sich das Geld ja wiederholen. „Wir wollen unsere Kunden nicht abzocken“, sagt Hein. Vielmehr wolle man stabiler und sicherer Partner sein, deswegen gebe es in seinen Läden eine Mengenbeschränkung für Öle. „Damit nicht einer ganz viel und jemand anderes gar nichts hat.“

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Klar könne es auch durch Wetterereignisse oder Krieg zu Ernteausfällen kommen. Aber das sei ja nicht die Ware, die jetzt in den Regalen stehe. So war laut Ovid die Situation beim Sonnenblumenöl schon vor dem Krieg in der Ukraine angespannt: wegen einer Missernte in Kanada und coronabedingter Logistikprobleme.

Langes Hamstern macht bei Sonnenblumenöl keinen Sinn

Und zu langes Hamstern macht bei Sonnenblumenöl auch keinen Sinn. Denn laut Angaben des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) können verschlossene Flaschen mit Sonnenblumenöl bis zu einem Jahr gelagert werden. Angebrochene Flaschen hingegen sollten innerhalb von acht Wochen aufgebraucht werden, denn Sonnenblumenöl wird schnell ranzig, bitter und dadurch ungenießbar.

Supermarkt Öl

Verschiedene Ölsorten, besonders Sonnenblumenöl ist aus.

Und egal, ob ranzig oder nicht. Für eine Sache eignet sich Sonnenblumenöl auch nicht: als Ersatz für Diesel im Autotank. „Das größte Problem ist der deutliche Viskositätsunterschied (Schmierfähigkeit; Anmerk. d. Red.) im Vergleich zu herkömmlichem Diesel. Pflanzenöle führen zu Startschwierigkeiten und wirken sich negativ auf Leistung und Lebensdauer des Motors aus“, werden ADAC-Fachleute in verschiedenen Medien zitiert.

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