Neuer Film mit Can, Kompakt-DJs, Stockhausen„Köln ist die Wiege der elektronischen Musik“

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Szenenbild aus der Doku „The Sound of Cologne“

Szenenbild aus der Doku „The Sound of Cologne“

„The Sound of Cologne“ zeigt die Protagonisten einer lebendigen elektronischen Musikszene, die vor 75 Jahren entstand. 

Unter der karnevalistischen Oberfläche Kölns pulsiert das elektronische Herz der Stadt. Mit der lokalen Szene lassen sich prominente Namen wie Jaki Liebzeit und Holger Czukay, Karlheinz Stockhausen als Pionier, aber auch Wolfgang Voigt und Michael Mayer vom Techno-Label „Kompakt“ verbinden.

Diesem dichten, über die Jahrzehnte gespannten Netz aus Musikern, die sich gegenseitig beeinflusst haben, begegnet man gemeinhin mit dem Begriff „The Sound of Cologne“. 75 Jahre nach Erfindung der elektronischen Musik kommt die gleichnamige Doku nun in die deutschen Kinos.

Irmin Schmidt von der Krautrockband Can

Irmin Schmidt von der Krautrockband Can

WDR-Studio für elektronische Musik bedeutend für Sound of Cologne

„Im WDR-Studio für elektronische Musik wurde erstmals die Rundfunktechnik umfunktioniert und plötzlich konnte man Klänge erzeugen. Wir haben versucht, zu ergründen, wie die ernste Musik eines Stockhausens die Popkultur bereichert hat. Wer bezieht sich auf ihn? Es ging nicht darum, nur den Techno oder nur die Popkultur abzubilden, sondern zu zeigen, dass Köln die Wiege der elektronischen Musik ist“, sagt die Regisseurin Kristina Schippling.

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Da, wo der Krautrock von Can in die Fußstapfen von Stockhausen tritt, ist der Sound of Cologne hörbar. Das sei die Schnittstelle, die der Film behandelt. Doch engt der Begriff nicht zu sehr ein? Dass etwa ein Michael Mayer, Techno-DJ, die Bezeichnung auch kritisch kommentiert – „es gibt viele Sounds of Cologne“ – habe man bewusst, auch für die humoristische Note, im Film gelassen. „Es gibt nicht nur den einen Sound, aber es ist ein schöner Titel“, resümiert Schippling, die mit etlichen Protagonistinnen und Protagonisten ins Gespräch gekommen ist.

Auch im Nachtleben war sie dafür unterwegs. Gut für sie, denn: „Ich tanze total gerne.“ Als Berlinerin habe sie vieles noch gar nicht gekannt; ihre Außenperspektive sei jedoch für den Film vorteilhaft gewesen. „Mein gesamtes Team und der Produzent Michael Aust sind aus Köln. So hatten wir eine Innen- sowie Außensicht. Ich habe handwerklich draufgeschaut, bei Schnitt und Audio, aber auch dramaturgisch Themenkomplexe gebildet.“

DJ Michael Mayer vom Label Komptakt

DJ Michael Mayer vom Label Komptakt

Sound of Cologne: Regisseurin kurzfristig eingesprungen

Eigentlich war sie gar nicht als Regisseurin vorgesehen, doch die eingeworbenen Fördergelder drohten zu verfallen, nachdem der eingeplante Regisseur kurzfristig abgesagt hatte. Die Interviewtermine mit den Protagonisten hätten schon gestanden. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Ich hatte gar keine Zeit, mich vorzubereiten, ich habe mich einfach reingeschmissen.“

Besonders Spaß habe es ihr gemacht, die Menschen kennenzulernen. „Was mich berührt, ist, dass sie nicht versuchen, sofort kommerziell zu sein, sondern sich trauen, experimentell zu werden. Das versuche ich in der Kunst zwischen Anpassung und Nicht-Anapassung auch immer. Es geht nicht darum, wie kommt man am schnellsten an die Moneten ran, sondern, dass man etwas Zeitloses schafft.“

Filmgespräch mit dem Produzenten am Sonntag, 3. Dezember, um 19.30 Uhr im Odeon, Severinstraße. Auch die Kalker Lichtspiele und das Filmhaus zeigen den Film eine Woche lang.

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