Neue kostenlose Solarberatung in Köln„Aus der tiefen Krise rausinvestieren“

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treffpunkt solar eröffnung

Stephanie Bargfrede (v.l.), Andreas Feicht und William Wolfgramm an einem Solarpanel der neuen Beratungsstelle in Köln. 

Köln – Die Energiekosten explodieren wegen Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine. Mit Sorge sehen viele der Gasrechnung des kommenden Winters entgegen, in Erwartung eines kapitalen Preisschocks. Nicht wenige Immobilienbesitzer wollen deshalb eilig ihre Gebäude energetisch sanieren, um so weit es geht Heiz- und Stromkosten zu sparen. Rhein-Energie, Stadt Köln und Handwerkskammer haben nun den „Treffpunkt Solar“ eröffnet. Dort kann sich jeder über die Möglichkeiten des Energiesparens an Häusern informieren – vor Ort im persönlichen Beratungsgespräch und vor allem: kostenlos. Allerdings sind viele Handwerksbetriebe, die die Anlagen installieren müssten, derzeit ausgelastet.

Der „Treffpunkt Solar“ besteht aus zwei kleinen Holzhäusern auf dem Parkplatz der Rhein-Energie am Parkgürtel. Sie sind hocheffizient und „zeigen, was alles möglich ist“, sagt Projektleiter Sebastian Bock von der Rhein-Energie. Sie wurden unter anderem mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet, mit Wärmepumpen, Stromspeichern, einer hochwertigen Isolierung und Fassadenbegrünung. Eines davon ist ein so genanntes „Tiny House“, ein „kleines Haus“, das nach Worten Bocks nicht einmal einen Stromanschluss benötigt, weil es vollkommen autark und sogar transportabel ist. Es kann etwa zu Informationskampagnen auf Kölner Plätze gezogen werden. Es gibt zudem Informationen zu Elektromobilität.

Beratungstermine online buchen

Seit vergangenem September gibt es bereits eine telefonische und digitale Beratung, die seitdem Hunderte Immobilienbesitzer kontaktiert haben. „Aber das reicht nicht“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende der Rhein-Energie, Andreas Feicht, man müsse Solarpanele und ähnliche Dinge „vor Ort sehen und anfassen.“ Die Beratungstermine können online gebucht werden – und sind begehrt. Die nächsten Termine sind Mitte Oktober frei.

„Wir sind in einer tiefen Krise, aus der wir uns nur rausinvestieren können“, sagt Feicht. Mit „rausinvestieren“ meint er, dass man Geld in moderne Energiespartechnik stecken sollte. „Und die erneuerbaren Energien sind der Schlüssel dazu“, weiß Feicht. Doch selbst wenn die Kundinnen und Kunden des „Treffpunkts Solar“ nach einer Beratung wissen, wie sie ihr Gebäude energieeffizient machen können, haben sie noch lange keine Anlage im Haus. Das müssten Fachbetriebe machen, und die können sich aktuell vor Aufträgen kaum retten.

Ansturm auf Handwerksbetriebe

„Die Nachfrage war noch nie so hoch wie heute“, sagt Andrea Bargfrede, Geschäftsführerin Unternehmensberatung der Handwerkskammer zu Köln. Der Ansturm auf die Betriebe treffe auf Fachkräftemangel und Materialknappheit, erläutert Bargfrede. Deshalb hätten viele Unternehmen eine Warteliste, da sie wegen voller Auftragsbücher Neukunden oft nicht „zeitnah“ bedienen könnten. Die Handwerkskammer hat eine Liste von rund 100 Fachbetrieben zusammengestellt, die die Hausbesitzer bei der Beratung im „Treffpunkt Solar“ an die Hand bekommen und die die Kammer nach und nach um neue Firmen erweitert. Bargfrede schätzt, dass man derzeit vier bis fünf Monate warten muss, um eine Photovoltaikanlage eingebaut zu bekommen. Bei der Installation von Wärmepumpen, dem aktuell heiligen Gral der Energiegewinnung ohne Gas, dauere es noch länger.

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Die Engpässe beim Einbau der Anlagen sollten indes niemanden vom einem solche Projekt abhalten, findet Umweltdezernent William Wolfgramm. Jeder müsse einen Teil beitragen, damit die Energiewende gelinge. „Wir könnten 55 Prozent des Kölner Strombedarfs allein aus Photovoltaikanlagen auf Dachflächen gewinnen“, betont Wolfgramm. Zurzeit seien es aber nur zwei Prozent. Der „Treffpunkt Solar“ könne die Menschen animieren, ihre Gebäude zu ertüchtigen, damit die Stadt Köln das selbstgesteckte Ziel einer Klimaneutralität bis 2035 erreicht.

Die Stadt hat vorigen Februar ein 20 Millionen Euro umfassendes Förderprogramm für klimafreundliche Sanierung privater Gebäude gestartet. „Seitdem sind mehr als 2400 Förderanträge eingegangen“, sagt er. Das Interesse von Immobilienbesitzer sei also vorhanden. Für städtische Gebäude hat die Verwaltung bereits eine Leitlinie verfasst, nach der möglichst viele Dächer mit Solaranlagen ausgestattet werden.

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