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Neuer Blick auf die alten Meister

3 min

Werner J.L. Schulz, der nun im Seniorenstift Gut Heuserhof lebt, malt viele unterschiedliche Motive. Bevorzugte Sujets sind aus seiner früheren Lebensumgebung in Volkhoven/Weiler. Auch ein fotorealistisches Bild des Prinzen und der Prinzessin aus Dänemark ist zu sehen.

Heimersdorf – Werner J. L. Schulz hat sich seine langjährige Lebensumgebung im Stadtteil Volkhoven/Weiler genau angeschaut, den Damiansweg, den Karthäuserhof, den Bürgershof, den Weilerweg, die Kirche St. Cosmas und Damian und den ehemaligen Philippshof. Dann hat er sie gemalt, wie er sie gesehen hat, realistisch und poetisch, mit viel Liebe und Sorgfalt für kleinste Details. Die Bilder des Künstlers, der vor kurzem 85 Jahre alt wurde, sind ausgestellt im Johanniter-Stift Gut Heuserhof.

Die Schönheit der Natur

Dort lebt der ehemalige Schreiner an den Bühnen der Stadt Köln seit zwei Jahren. Was er selbst im Titel „Potpourri“ nennt, bringt eine große Vielfalt an Motiven und malerischen Herangehensweisen zum Ausdruck. Hier sind es die Straßen- und Gebäudeansichten, die ihn interessieren. Dort schaut er mit Neugier auf das Zeitschriften-Foto des Prinzen und der Prinzessin aus Dänemark, so dass er Lust bekommt, es fotorealistische abzumalen. Immer wieder ist er bezaubert von der malerischen Schönheit der Natur, so im Motiv italienischer Landschaften, von Magnolienblüten, Pflaumenblüten, Feldblumen und vertrockneten Rosen in einer Vase.

Werner J.L. Schulz, der nun im Seniorenstift Gut Heuserhof lebt, malt viele unterschiedliche Motive. Bevorzugte Sujets sind aus seiner früheren Lebensumgebung in Volkhoven/Weiler. Auch ein fotorealistisches Bild des Prinzen und der Prinzessin aus Dänemark ist zu sehen.

Das Genre des klassischen Stillleben verrät seine Bewunderung für die Malerei alter Meister und an ihrem Verlangen, im Blick auf die einfachen Dinge des Lebens unsere Erfahrung über die Banalität des Alltags hinauszuheben. So nimmt Schulz immer wieder kunsthistorische Vorbilder, um sie selbstständig noch einmal zu malen. Etwa die Komposition der Pfingstrosen mit Maikäfer der französischen Malerin Eva Gonzales oder die Pierrot- und Harlekin-Darstellungen von Pablo Picasso.

Das Interesse für historische künstlerische Techniken und Themen entwickelte der ehemalige Bühnenarbeiter bereits, als er von der Opernbühne ans Hänneschen-Theater wechselte. Dort war er als Bühnen- und Theatermeister nicht nur zuständig für die Bühnengestaltung, sondern auch für die Entwicklung von Requisiten und die Reparatur der Spielfiguren. Außerdem schnitzte er neue Figuren-Charaktere aus dem aktuellen und historischen Leben Kölns. Diese Tätigkeit erforderte nicht nur bildhauerisches, sondern auch ein feines malerisches Können.

Ein Kunstwerk, das gleichermaßen Objekt und Malerei ist, ist die traditionelle Ikone, wie sie besonders im Bereich der orthodoxen Kirche als Heiligendarstellung geschaffen und verehrt wird. Die Ikonenmalerei ist zu einem Schwerpunkt in Schulz’ künstlerischer Arbeit geworden. Die Ausstellung präsentiert ganz unterschiedliche Beispiele der Ikonen-Malerei, stets auf Holz gemalt: Christus als Allherrscher mit der heiligen Schrift in der Hand, oder Maria in verschiedenen Ausdrucksformen der Anmut und Versenkung, das Christuskind auf ihrem Arm oder neben ihr stehend.

Gemälde nach einem Vorbild aus der Kunstgeschichte, dem Harlekin von Picasso.

Alle von Werner J. L. Schulz gemalten Ikonen verströmen das gleiche Leuchten, das seine Liebe zur Malerei, seinen christlichen Glauben und seine Achtung vor der langen Menschheitsgeschichte sichtbar machen. Von Geschichte und Erinnerungen handeln auch zwei Bilder, welche die Tropphauer Straße im oberschlesischen Ratibor zeigen. Dort wurde Werner Josef Leo Schulz im Jahr 1934 geboren. Einmal mehr zeigt sich, dass die Malerei ein ideales Medium ist, um die Themen des eigenen Lebens zu behandeln. Zwischen Erinnerung, aktueller Lebenswirklichkeit, Glaube, Liebe und Sehnsucht entfalten die Bilder von Schulz ein breites Spektrum der Gefühle und Gedanken.

Die Ausstellung ist fraglos von ganz besonderer Art. Und dazu gehört auch, dass die Bilder zu sehr geringen Preisen käuflich erworben werden können. In seinem hohen Alter hat dieser Künstler nicht ein Geschäft im Sinn, sondern allein den Wunsch, seine Kunst weiterzugeben. Und dass er sich neben dem heiligen Ernst auch auf die heitere Note des Lebens versteht, macht sein Motiv der beiden Engel deutlich, die ratlos verschmitzt aus den Wolken auf die Welt schauen. Dieses Bild ist allerdings schon verkauft. Johanniter-Stift Gut Heuserhof, geöffnet täglich 15-17 Uhr, bis 20. Oktober