BenefizkonzertKlezmer-Musik mit Longericher Einschlag

Das Team der Rumänienhilfe: Michael Schiefer, Willi Bäsch, Monika Waizner, Johannes Heiming, Antonia Reuter (v.l.)
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Longerich – Die jüdische Klezmer-Musik kennt sehr melodische, teils lust- und temperamentvolle Lieder mit eingängigen Refrains, die zum Mitwippen einladen. Doch selbst im heitersten Stück schwingt ein wenig slawische Schwere und Melancholie mit. Es gibt viele Tempowechsel, die Tänze werden häufig zum Ende immer schneller – mitunter begleitet von „Hey!“-Rufen. Wäre genug Zeit da, könnte man dem Klezmer-Quintett Krapplack aus Martin Kübert-Hoffmann (Akkordeon), Udo Krömer (Bass), Norbert Malessa (Gitarre), Christa Jaskolski (Saxofon) und Klaus Huhn-Fischbach (Klarinette) stundenlang zuhören, das im Generationenhaus an der Christoph-Probst-Straße zugunsten der Rumänienhilfe aufspielte.
Für Patienten kostenlos
„Klezmer gibt es in unterschiedlichen Formen: Sie hat als Sakralmusik in Tempeln eine Jahrtausende alte Tradition, es gibt sie als Tanzmusik bei Feiern im jüdischen Schtetl, sie wird bei Hochzeiten, Geburtstagen und ähnlichen Anlässen gespielt – und ist heute ein wichtiger Teil der Weltmusik“, erläuterte Kübert-Hoffmann. Der Band-Name Krapplack leitet sich von einer traditionellen, einst vor allem in Osteuropa verbreiteten Pflanze her, die roten Farbstoff liefert. Denn ihre Klezmer-Musik enthält starke osteuropäische Einflüsse – etwa aus Polen, Bulgarien, Rumänien und der Ukraine. „Aber unsere Musik hat natürlich auch eine Einfärbung nach Longerich, so richtig original jüdisch-osteuropäisch ist sie also nicht ganz“, erläutert Kübert-Hoffmann schmunzelnd. Einen Einblick in den weltmusikalischen Charakter von Klezmer lieferte das Quintett etwa mit dem bekannten orientalisch angehauchten Stück „Miserlou“, das Cineasten als Titellied des Kultfilms „Pulp Fiction“ bekannt sein dürfte. Wenn auch in einem völlig anderen Western-Stil und viel schneller gespielt. Mit rund 90 Besuchern war der Saal des Gemeindezentrums zum Benefizkonzert restlos gefüllt. Die Mitstreiter der Rumänienhilfe hatten ein kölsch-rumänisches Büfett organisiert, an dem sich die Besucher gegen eine freiwillige Spende bedienen konnten – so gab es neben Halvem Hahn, Mettbrötchen und Kölsch auch Baguettebrot mit Auberginen- und Paprika-Creme nach original rumänischem Rezept. Sämtliche Einnahmen des Abends fließen an die Stiftung Christian Șerban, mit der die sechs Mitstreiter um Willy Bäsch, der 1992 die Longericher Rumänienhilfe gründete, seit 1997 zusammenarbeiten.
Die vom Professorenpaar Margit und Viorel Șerban ins Leben gerufene Stiftung betreibt eine Kinderklinik im westrumänischen Ort Buziaș unweit von Timișoara, Rumäniens zweitgrößter Stadt am Dreiländereck zu Ungarn und Serbien. Sie ist auf Kinder mit Diabetes und Bluter-Krankheit (Hämophilie) spezialisiert; die Behandlung ist grundsätzlich kostenlos. Als einzige Einrichtung ihrer Art nutzen sie Patienten aus einem weiten Umkreis, auch Kinder aus den Nachbarländern. Die Entstehung der Stiftung hat indes einen traurigen Hintergrund: Der Namensgeber Christian, der Sohn des Gründerpaares, war im Alter von zwölf Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen – woraufhin die Șerbans beschlossen, ihr Leben zu seinem Gedenken in den Dienst kranker Kinder zu stellen.
Die Unterstützung aus Longerich kann die Klinik bestens gebrauchen. Denn 2012 hatte ein Brand das Gebäude teilweise zerstört; in der Folge musste das Krankenhaus viel improvisieren. Zudem sind rumänische Ärzte wegen der viel besseren Verdienstmöglichkeiten im Rest Europas nur schwer im Land zu halten. „Aber trotz widriger Bedingungen arbeiten die Șerbans mit viel Energie“, berichtet Vorstandsmitglied Monika Waizner. „Es sind ganz tolle Menschen.“
Auf ihrer Website informiert das Team über seine Arbeit und die Initiative. Auch die Bankverbindung für Spenden ist hinterlegt.