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Diskussionsformat für alleLebhafte Debatten im Kölner Blücherpark

Lesezeit 3 Minuten
Rund um eine Reihe ausgebreiterte Picknick-Decken sitzen Menschen im Kreis, im Hintergrund eine Baumreihe. Eine Frau redet in ein Mikrofon.

Speakers Corner im Blücherpark.

Bilderstöckchen – In dem hochsommerlich rappelvollen Blücherpark war die „Speakers' Corner“ dennoch nicht zu verfehlen: Die bunten „Bilderstöckchen spricht!“-Girlanden hingen in den Bäumen, und die erstmals im Park stehenden Küchentische mit den Debattierenden ringsum machten neugierig. Immer wieder stoppten Zufallsgäste an diesem Ort der freien Rede.

Bei der sechsten Auflage des Formats nach dem Vorbild aus dem Hyde Park in London, initiiert durch Miriam Haller und Chris Weber, ging es diesmal um den Ukraine-Krieg und die „Zeitenwende“ hin zur Aufrüstung: „Frieden schaffen mit mehr Waffen!?“ war die Runde untertitelt im Hinblick auf das 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr und eine dauerhafte Erhöhung des Verteidigungs-etats.

Lebhafte Debatten

Rund 50 Leute redeten aktiv mit, darunter die fünf „Speaker“ als Debattenleiter an den Tischen: der Nippeser Grünen-Fraktionschef Max Beckhaus, der stellvertretende Bezirksbürgermeister Henning Meier (SPD), der frühere TV-Korrespondent aus Moskau und Nairobi, Peter Schreiber, sowie Kurt Luckardt und Stefanie Intveen, beide von der rüstungskritischen Initiative „Sicherheit neu denken“.

„Was dieses Mal schön ist, dass die Distanz zu den Vortragenden weg ist“, bilanzierte Weber zufrieden, mit Blick auf die Tische. „Vorher mussten die Leute sich melden, und waren zehn bis 15 Meter weit weg. Jetzt sind es nur zwei bis drei Meter; die Debatten sind lebhafter. Wir hatten uns erhofft, dass die Hemmschwelle, sich zu Wort zu melden, niedriger ist und man in den Austausch geht.“ Alle 30 Minuten waren die Gäste eingeladen, ihren Tisch zu wechseln; die Speaker blieben sitzen.

Keine klaren Lager mehr

In der Debatte sei ein Wandel zu erkennen, hat Weber beobachtet. „Vor zwei bis drei Monaten waren die Lager recht klar getrennt. Inzwischen machen sich immer mehr Leute Gedanken, wie es nach dem Krieg weitergehen soll. Und auch die reinen Pazifisten kommen etwas ins Schwanken.“ Wichtig sei der Austausch. „Man sollte sich die Argumente der Gegenseite einfach mal anhören. Vielleicht hat man das eine oder andere noch gar nicht bedacht.“

Und das Ziel wurde erreicht: Es ergaben sich emotionale und leidenschaftliche, aber nie persönlich verletzende Wortwechsel. „Keine Waffen und keine Sanktionen, stattdessen Gespräche, nur das kann der Weg sein.“ Er würde notfalls auch mit dem Teufel verhandeln, wenn er dafür Frieden bekäme, so ein Gast. „Was willst Du Putin denn sagen? Alle von Rang und Namen waren doch schon da, inklusive Gerhard Schröder“, konterte ein weiterer Gast.

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Die Idee, über die Ukraine hinweg eine Lösung zu finden, habe etwas von „Hitler-Stalin-Pakt“, ergänzte er. Schreiber bezweifelte, dass Südafrika im Konflikt vermitteln könne. „Ich bezweifle, dass das Land stark genug wäre, ein guter Makler zu sein. Dafür hat der Präsident zu viele Probleme im eigenen Land.“ „Aber die Außenministerin hatte es im Fernsehen angeboten; sie würden es machen, wenn sie nur gefragt würden“, entgegnete eine Teilnehmerin. Und weiter ging die kontrovers-faire Debatte.

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