Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Festival ItalianaQuerschnittsgelähmter spielt Trompete

2 min

Der gelähmte Trompeter Vincenzo Deluci (l.), der sein Instrument per Joystick spielt, im Duett mit Alessandro Palmitessa,

Longerich – Autounfall und Querschnittslähmung, dieser Schicksalsschlag hat Vincenzo Deluci 2004 getroffen. Er hatte klassische Trompete und Jazz studiert, er war ein bekannter Profi gewesen. Sollte er nach dem Unfall je wieder Trompete spielen können? Das schien unmöglich. Immerhin aber kann der Musiker nach langwieriger und mühsamer Rehabilitation den linken Unterarm teilweise bewegen. Damit und mit Hilfe italienischer Ingenieure hat Deluci es geschafft. Nun spielte er Trompete vor mehrfach Behinderten im Städtischen Behindertenzentrum Dr. Dormagen-Guffanti.

Hier legt man von jeher großen Wert auf Kunst und Musik. Nun also gab der Trompeter Deluci ein Konzert im Rahmen des Kölner Festivals Italiana. Dessen Leiter, der Klarinettist Alessandro Palmitessa, spielte selbst mit, im Duett mit dem Trompeter und zu elektronischen Klängen, die Deluci komponiert hat.

Mitunter wirkten auch Heimbewohner mit. Für sie hat der Schlagzeuger Alfredo Ardizzoni (Sozialbetriebe Köln) Rhythmusinstrumente gebaut. Man hörte klangschöne, ruhige Musik, heitere, melancholische oder geheimnisvolle Stücke. Sie erfreuten offenbar auch viele Zuhörer, die im Rollstuhl und mit Begleitpersonen gekommen waren. Als Palmitessa sie mit einem fröhlichen „Gute Nacht!“ verabschieden wollte, verlangten sie nach einer Zugabe.

Das berührende Konzert zeigte, dass Musizieren trotz starker Behinderung möglich ist. Dabei hilft ein eiserner Wille, wie bei Deluci. Und nötig sind engagierte Ingenieure, die mit anderen Forschern und viel Geduld technische Hilfsmittel entwickeln. Vorab sprach Roberto De Nicolò über den langen Weg bis zu jener Ventiltrompete, die Deluci mit der linken Hand über ein Maussystem bedienen kann. De Nicolò gehört zu einem Team von Ingenieuren, die in dem Unternehmen Track-Zero daran arbeiten, Behinderten das Leben zu erleichtern, speziell auch mit Musikinstrumenten. Dabei unterstützt die Organisation Informatici Senza Frontiere (Informatiker ohne Grenzen).

Bis allerdings ein Prototyp fertig ist, braucht es enorme Kreativität, Beratung und nicht zuletzt großes Einfühlungsvermögen. Wie viele Schritte nötig sind, konnte man auch über Dias verfolgen. Am Ende der Doppelveranstaltung gab es nicht nur für die Musiker viel Applaus, sondern auch für ihre kreativen Helfer. Der Abend bot eindrucksvolle Beispiele für das große Ziel „Musik ohne Grenzen“.

www.festival-all-Italiana.de

www.sbk-koeln.de/standorte/longerich/