GleisdreieckKeine Partys im „Schrebergarten“

Containerstapel auf dem Gelände des „Schrebergarten“
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Köln-Nippes – „Geht heute was?!“ fragt Emilio Müller auf der Facebook-Seite des „Schrebergartens“. Nein, auch an diesem Tag geht nichts in dem Club aus gestapelten Überseecontainern in der Hornstraße. Bereits vor Monaten hat die Stadt die Anlage geschlossen, weil Betreiber Boris Witschke keine Genehmigung besaß. Trotzdem fragen regelmäßig Leute nach. Der Abriss der „Papierfabrik“, einem Szene-Treff in Ehrenfeld, sorgt für Engpässe bei der Suche nach dem etwas anderen Partyerlebnis. Der Schrebergarten könnte das ausgleichen, darf es aber nicht.
Im Juni 2011 begann Boris Witschke auf dem Grundstück im Gleisdreieck Partys zu veranstalten. Durch Lärmbeschwerden wurden die Behörden aufmerksam – wobei nicht zweifelsfrei klar ist, ob sich nicht einige Beschwerden auch auf das Odonien nebenan bezogen. „Über den Lärmschutz hätten wir gerne mit Bewohnern und Stadt gesprochen, da ließen sich Lösungen finden“, sagt Witschke. Doch dazu kam es nie, da Witschke für seine Veranstaltungen keine Erlaubnis hatte – und bis heute nicht hat. Er habe stets versucht, den Zustand zu legalisieren, beteuert er, aber ohne Erfolg. Manfred Amrehn vom Bauaufsichtsamt sieht keine Möglichkeit, diese Veranstaltungen zu genehmigen. Denn das Gelände, auf dem die Container stehen, ist ein Außenbereich, der von Bebauung freigehalten werden soll. Da das Gelände zudem im Flächennutzungsplan als Grünfläche verzeichnet ist, sei die Nutzung für Partys generell ausgeschlossen.
Stadt nimmt Vorschläge gegen drohende Pleite nicht an
Das heißt aber auch: Die Überseecontainer müssen verschwinden. Doch Witschkes Firma „Bottoms up“ hat inzwischen Insolvenz angemeldet und kann die Entsorgung nicht stemmen. Zusammen mit Mario Nelles vom Insolvenzverwaltungsbüro hat Witschke daher Vorschläge erarbeitet, wie er das Geld auftreiben könnte: Zehn Einzelgenehmigungen für Partys oder auch Kunstveranstaltungen im Schrebergarten schlagen sie vor. Dabei bieten sie auch an, erst die Container zu entfernen und dann zu veranstalten. Nicht möglich, sagt Amrehn. Witschke sieht das anders. „Wenn so etwas politisch gewollt ist, dann findet die Verwaltung auch Lösungen." Würde zum Beispiel das Grundstück im Flächennutzungsplan in eine Gewerbefläche umgewandelt, wäre die Veranstaltung genehmigungsfähig. Investoren habe er, die verlangten allerdings Planungssicherheit.
Warum die Stadt auf die Vorschläge gegen die drohende Pleite nicht eingehe, versteht Mario Nelles von der Insolvenzverwaltung nicht. Man habe ihm keinen sachlich hinreichenden Grund genannt. Die Insolvenz könne mit diesen Vorschlägen abgewendet werden; dadurch spare die Stadt erhebliche Kosten. Denn sowohl bei Witschke, der wohl in die Privatinsolvenz gehen müsste, als auch bei seiner Firma sei kein Geld zu holen.