Nach SanierungSo schön ist es am Kahnweiher im Kölner Blücherpark

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Der künstliche See hat ein tiefergelegtes Betonbecken, frisches Wasser und eine sprudelnde Fontäne von der Stadt spendiert bekommen. 

  • Der Spätsommer in Köln bringt Temperaturen von bis zu 30 Grad.
  • Etliche Weiherbesucher nutzen ihren Besuch für ein erfrischendes Bad – obwohl das verboten ist.
  • Damit könnte aber demnächst Schluss sein, denn Zeugen haben Tiere gesichtet, die dem Badespaß ein schnelles Ende bereiten könnten.

Bilderstöckchen – Einer der ersten wirklich heißen und schwülen Tage neigt sich dem Ende zu. In dieser für den Kölner Sommer so typischen Waschküchenatmosphäre zieht es viele für gewöhnlich zu den bekannten Badeseen im Umland – doch die Bewohner Bilderstöckchens und Ehrenfelds scheinen eine unerwartete Alternative für sich entdeckt zu haben.

Am Kahnweiher im Blücherpark herrscht am frühen Abend ein Trubel, wie man ihn sonst aus dem Strandbad kennt. Viele Familien, Gruppen von Jugendlichen und Pärchen jeden Alters haben sich auf der Böschung am Ufer ausgebreitet, vom Biergarten am Südufer, der trotz weit auseinander stehender Tische gut besucht ist, schallt Lachen und angeregtes Plaudern herüber.

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Die Ruderboote erfreuen sich großer Beliebtheit.

Die Boote der Kahnstation, die dem Weiher seinen Namen geben, sind permanent im Einsatz: Kaum am Steg angekommen, werden die Ruder schon der nächsten Besatzung in die Hand gedrückt – nach der obligatorischen Desinfizierung, versteht sich. Dabei müssen die maskenbewehrten Bootsfahrer nicht nur darauf achten, der Fontäne in der Weihermitte nicht zu nahe zu kommen, sondern auch darauf, dass nicht plötzlich ein Kopf prustend vor ihnen auftaucht – denn etliche Weiherbesucher nutzen die Gelegenheit für ein erfrischendes Bad.

Stinkendes Wasser im Kölner Kahnweiher hielt Schwimmer fern

So fehlt nur noch der Duft von Sonnenmilch in der Luft, um sich an den Fühlinger See versetzt zu fühlen. Auch wer nur am Ufer sitzt, lässt zumindest die Beine ins Wasser baumeln. So wie Bernd und Ruth, ein Ehrenfelder Pärchen mittleren Alters, das es sich mit einer Decke und einer Flasche Wein am Ufer gemütlich gemacht hat – nicht zum ersten Mal, wie Bernd erzählt. „Wir waren in den vergangenen Wochen bestimmt vier Mal hier“, sagt er.

Die Beliebtheit des Weihers ist noch ein wenig ungewohnt. Zwar war die Uferböschung auch in früheren Jahren in warmen Sommernächten schon ein Treffpunkt, doch saß man damals noch eher ein Stück weiter weg vom Wasser, da von der damals noch trüben Brühe zuweilen ein brackiger Geruch ausging.

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An der Uferböschung und im Biergarten sitzen bei gutem Wetter viele Menschen. 

Auch wäre niemand auf die Idee gekommen hier schwimmen zu gehen, oder auch nur die Füße ins Wasser zu hängen, angesichts der Gefahr, in Glasscherben oder ähnlich scharfkantigen Unrat im Schlamm zu treten. Doch nach der Sanierung im vergangenen Jahr, bei der aus dem trockengelegten Becken der über die Jahre angesammelte Faulschlamm entfernt worden war und die Risse im Beton des Bodens ausgebessert wurden, kann sich das künstliche Gewässer sehen lassen: Der sandige Untergrund schimmert durch das klare Wasser hindurch, das je nach Tageslicht einen azurblauen oder smaragdgrünen Schimmer aufweist – kein Wunder, dass sich so mancher an die Adria erinnert fühlt und sich auch entsprechend verhält.

Die Verantwortlichen bei der Stadt Köln hingegen könnten das Gefühl bekommen, über das Ziel hinaus geschossen zu sein, denn wie bei allen öffentlichen Parkgewässern Kölns gilt auch für den Kahnweiher weiterhin: Baden verboten. Entsprechende Schilder werden in Kürze aufgestellt. Immerhin weist das Becken nach seiner Sanierung eine beachtliche Wassertiefe von bis zu 2,60 Metern auf. Beeindrucken lassen sich die Schwimmer davon allerdings nicht – auch Dave nicht. Der 18-Jährige wohnt im Bilderstöckchen und ist vorbei gekommen, um sich abzukühlen. „Das Wasser ist einfach super hier. Da soll ich noch kilometerweit raus zum Fühlinger See fahren? Oder mich erst großartig im Internet anmelden, um ins Freibad gehen zu können?“, fragt er, ohne auf eine Antwort zu warten.

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Trotz Verbot wird im Kahnweiher gebade

Petra Kortenhorn, die Pächterin der Kahnstation, hat durchaus Verständnis für seine Sichtweise. „In die Schwimmbäder kommt man kaum rein, der See ist neu – wie will man es den Leuten verdenken?“ Für ihren Biergarten hat Kortenhorn schon mal ein eigenes Baden-verboten-Schild aufgebaut. „Im Biergarten kann ich keine nassen Menschen gebrauchen“, sagt sie. „Ich gönne es ihnen ja, aber trotzdem denke ich auch: Leute, das wird nicht lange gut gehen. Der See ist jetzt einfach deutlich tiefer als vorher, das steht aber auch nirgendwo.“

Tony, Joachim, Josef und Manuela sehen die Sache hingegen eher locker. Die Vier gehören zu einer Gruppe älterer Herrschaften, die auf mitgebrachten Campingstühlen in einer Runde zusammensitzen. „Es ist so heiß, und dank Corona haben die Kinder ja sonst nichts, da kann man doch mal ein Auge zudrücken“, findet Manuela. Von der Atmosphäre am Weiher ist sie sehr angetan. „Toll, dass hier so viel los ist, das war früher nie so.“ Josef pflichtet ihr bei. „Es ist schon schön, dass wir mitten in der Stadt sind, dass es aber trotzdem Möglichkeiten wie hier gibt, sich ins Grüne zurückzuziehen.“

Die Begeisterung der Schwimmer könnte mit der Zeit jedoch deutlich abnehmen – nicht nur wegen der Kontrollen des Ordnungsamtes, sondern auch wegen weiterer Weiherbewohner. Zeugen zufolge sind nämlich die ersten Schildkröten wieder heimisch geworden – zu ihren scharfkantigen Kiefern sollte man Abstand halten.

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