Folgenschweres MissverständnisStreit um Parklücke in Köln endet mit Gefängnisstrafe

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Parken Symbolbild

Parkplätze sind oft rar – in Weidenpesch ist ein Streit um eine Lücke eskaliert. (Symbolbild)

Köln-Weidenpesch – Alles nur wegen einer Parklücke: Im Streit um einen Parkplatz sollte ein Autofahrer zunächst per Strafbefehl 4000 Euro zahlen. Weil er sich keiner Schuld bewust war und im Berufungsprozess einen Freispruch forderte, wurde das Ganze noch schlimmer für ihn: Jetzt muss er sogar vier Monate ins Gefängnis – sein Vorstrafenregister hatte die Richterin davon überzeugt, dass ihm anders nicht zu helfen sei.

Angeklagter parkte in zweiter Reihe

Dabei klang alles nach einem Missverständnis, was sich an jenem Sonntagnachmittag im September vergangenen Jahres in einer Einbahnstraße in Weidenpesch ereignete. Giovanni P. (32, alle Namen geändert) hatte in Begleitung einer Freundin seine Mutter vom Flughafen abgeholt und dann vor ihrer Haustür einen Parkplatz gesucht. Es gab auch einen, doch anstatt sofort dort zu parken, war P. zunächst vor der Parklücke in zweiter Reihe mitten auf der Straße stehengeblieben. So war es bequemer für ihn, Koffer und Taschen aus dem Kofferraum zu laden.

Angeklagter und Klägerin sind Nachbarn

Im selben Augenblick nahte aber auch schon Tessa G. (25) und scherte in die Parklücke ein. Sie war irrtümlich davon ausgegangen, Fahrer und Beifahrer würden lediglich ausladen und dann weiterfahren. Als Giovanni P. die plötzlich besetzte Parklücke sah, versuchte er Tessa G. mit ausladenden Handbewegungen zu vertreiben. Weil aber keine Reaktion erfolgte, wurde er deutlicher: „Du hässliche, behinderte Kuh“, schimpfte er und ließ weiteren Beleidigungen einen Schwall Speichel folgen, den er an die Fensterscheibe des Audi spukte. 

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Als er dann auch noch versuchte, die – verriegelte – Fahrertür zu öffnen, hatte Tessa G. Angst bekommen und war davon gefahren. Zwei Tage hatte es sich die Kripobeamtin überlegt, ob sie überhaupt Anzeige erstatten sollte, weil sie inzwischen festgestellt hatte, dass sie mit ihrem Kontrahenten in unmittelbarer Nachbarschaft wohnte und mutmaßte, dass „dann möglicherweise noch mehr Unfrieden geschieht“. Doch dann siegte ihre Überlegung: „so unfassbar, wie jemand sich derart daneben benehmen kann.“ 

Freundin und Mutter von Giovanni P. droht Strafverfahren

Zum Prozess erschien Giovanni P. mit Mutter und Freundin, die seine Version bestätigten: „Er hat ganz nett gesagt, 'was machen Sie denn da' und hat nicht beleidigt“, sagten beide Frauen wie aus einem Mund. Und das, obwohl der Angeklagte zuvor bereits zugegeben hatte, gesagt zu haben: „Hast Du einen Dachschaden?“ 

Beiden Frauen droht jetzt wegen Falschaussage ein Strafverfahren. Für die Richterin war „diese Aggressivität keine Bagatelle mehr“. Und sie machte wahr, was sie vor dem Prozess angekündigt hatte: Bei einem Geständnis wäre eine Strafreduzierung von 4000 auf 1000 Euro noch möglich gewesen. So aber schickte sie den Angeklagten wegen seiner unverbesserlichen Haltung für vier Monate hinter Gitter.

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