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Kölner TierlebenVöllig neuer Luxus für russische Tiere

Lesezeit 3 Minuten

Im Kreis ihrer Lieben: die russische Pianistin und Tierfreundin Daria Tschaikowskaja

Köln – Wenn Daria Tschaikowskaja die Tür ihres Hauses in Weidenpesch öffnet, dann stehen jede Menge neugierige Fellknäuel hinter ihr. Zum Beispiel ein großer schwarzer Kater mit langem Fell. Oder eine kleine Katzendame der Rasse Schottisch Faltohr. Oder ein Hunde-Senior, dessen langes Pekinesen-Fell schon für den Sommer gekürzt worden ist. „Goscha“, „Wasja“ oder „Manja“, alle haben sie russische Namen. Daria Tschaikowskaja besitzt fünf Katzen und zwei Hunde, fast alle stammen aus ihrer Geburtsstadt Moskau.

Die 32-Jährige Russin ist Konzertpianistin. Als Kind kam sie mit ihren Eltern, die ebenfalls Musiker sind, nach Deutschland. Sie studierte Klavier in Lübeck, Hannover, in Imola und Köln, wo sie ihren Abschluss machte. Nebenher rettet sie seit gut zehn Jahren Hunde und Katzen aus ihrem Heimatland. Ungefähr 1000 Tiere habe sie in all den Jahren nach Deutschland vermittelt, erzählt sie. „Es gibt viel Kritik am Auslandstierschutz“, sagt sie, „manches mag stimmen. Was ich aber nicht gelten lasse, ist das Argument, die Tierheime in Deutschland seien auch überfüllt.“

Selbst ein nach deutschen Maßstäben volles Tierheim sei für ein verlassenes Tier aus Russland ein Fünf-Sterne-Hotel. Zudem hätten die deutschen Tierheime sehr hohe Ansprüche an die potenziellen neuen Besitzer. „Ein Bewerber ist zu alt, ein anderer ist zu jung. Der nächste wohnt nicht im Erdgeschoss.“ All das sei Luxus, findet sie: „In Russland müssen die Tiere auf engstem Raum zusammenleben. Es gibt nicht genug Futter, viele werden gebissen und überleben es nicht. Man kann sich das in Deutschland gar nicht vorstellen.“

Viele traurige Geschichten

Ohne ehrenamtliche Helfer hätten die Tiere in Russland gar keine Chance zu überleben. „Leider ist das so, zum Glück gibt es liebe Menschen, die den Tieren helfen.“

Und mit denen arbeitet die Musikerin zusammen. Zum Beispiel gibt es in Moskau ein privates Katzenheim namens „Koschkin Dom“, für das Daria Tschaikowskaja regelmäßig Katzen vermittelt. So fand unlängst der junge Kater Mitja ein Zuhause in der Kölner Südstadt. Er war in Moskau in einer Wohnung zurückgelassen worden, als die Mieter auszogen. Nach einer Woche wurde er gefunden und im Katzenheim abgegeben. „Es gibt sehr viele traurige Geschichten“, berichtet die Pianistin.

Die Vermittlung läuft wie bei anderen Tierhilfen auch. Flugpaten bringen die mit EU-Impfpässen ausgestatteten Tiere nach Deutschland, Daria Tschaikowskaja sucht dann via Annonce geeignete Abnehmer – oder vermittelt direkt an Bekannte. Außerdem arbeitet sie mit der Tierhilfe Nord-West in Schwelm zusammen, die Hunde und Katzen aus russischen Heimen nach Deutschland holt.

Und sie nimmt, obwohl ihr Haus schon ziemlich belegt ist, selbst regelmäßig russische Pflegetiere auf. Das bedeutet: Sie muss improvisieren und darf das Chaos nicht fürchten, denn ihr Leben außerhalb des Tierschutzes hat es ebenfalls in sich.

Als Pianistin ist sie regelmäßig auf Konzert-Reisen unterwegs, in Russland, Kanada – auf der ganzen Welt. Ihr Lebenspartner Vitali Zolotov ist als Jazz-Gitarrist auch häufig auf Tour. Außerdem hat das Paar eine einjährige Tochter. „Es ist viel Arbeit“, sagte sie, „aber es lohnt sich.“