Nach StarkregenschadenMinisterin Feller besucht Kölner Förderschule

Lesezeit 4 Minuten
Dorothee Feller (2.v.l.) und Michael Boes-Schulte (r.) mit Schülern im Hühnerstall an der Kölner Förderschule.

Dorothee Feller (2. v. l.) und Michael Boes-Schulte (r.) mit Schülern im Hühnerstall an der Kölner Förderschule.

Die Förderschüler des Lindweiler Hofs können nicht zurückkehren, da das Gebäude in Köln-Bickendorf nicht sanierbar ist. Perspektivisch soll die Schule in die Borsigstraße in Köln-Longerich umziehen.

Diese Hiobsbotschaft musste bei den Mädchen und Jungen, dem Kollegium und den Eltern der Förderschule Lindweilerhof erstmal sacken: Ihre im Juli 2021 durch einen katastrophalen Starkregen schwer beschädigte Schule an der Rochusstraße 80 ist nicht mehr zu retten. Ein Gutachten hatte ergeben, dass das Gebäude ein „wirtschaftlicher Totalschaden“ sei – eine Sanierung des durch die Wassermassen beschädigten Gebäudes also finanziell nicht mehr lohne.

Seit dem Schuljahresbeginn 2021/22 sitzt die Schule in ihrem Interimsgebäude an der Paul-Humburg-Straße 13 in Longerich, das früher eine Hauptschule und danach für einige Jahre die Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule beherbergt hatte. Mit deren Umzug in den Neubau an der Ossietzkystraße 2 wurde das Gebäude frei – ein Glück im Unglück für die Förderschule, die damit ein Ausweichquartier zur Verfügung hatte. Nun ist geplant, dass sie irgendwann fest an den Standort Borsigstraße 13 in Ehrenfeld zieht – der aber seinerseits nach einem Dachstuhlbrand im November 2021 saniert werden muss. Der Zeitplan für den Umzug ist daher noch völlig offen.

Schüler trauern dem alten Standort in Köln-Bickendorf hinterher

Zuvor hatte das dortige Gebäude interimsweise einen Teil der Helios-Gesamtschule beherbergt. Wie es den Schülern der Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung an ihrem Interimsstandort geht, davon machte sich nun die Schul- und Bildungsministerin von NRW, Dorothee Feller, ein Bild: Im Rahmen einer Tour durch ebenfalls vom Starkregen im Sommer des vergangenen Jahres betroffene Schulen, unter anderem in Leverkusen und Odenthal, machte sie auch in Longerich Station. Und ihr Eindruck war positiv. „Es ist bewundernswert, was Sie hier alle zusammen leisten. Ich möchte mich bei den Lehrerinnen und Lehrern für ihren Einsatz danken, gerade auch mit den Erschwernissen während der Corona-Pandemie.“

Die Förderschule in Köln-Bickendorf ist ein „wirtschaftlicher Totalschaden“ und wird aufgegeben. Vorne im Bild ist ein kahler Baum, hinten die beigefarbene Schule in einem Altbau.

Die Förderschule in Köln-Bickendorf ist ein „wirtschaftlicher Totalschaden“ und wird aufgegeben.

In einer Gesprächsrunde mit fünf Schülern, dem Kollegium, der Elternpflegschaft und dem kommissarischen Schulleiter Michael Boes-Schulte schilderte die Runde ihre Erfahrungen seit dem Umzug. Die Schulband bat zu einem Mini-Konzert in die Aula, dann ging es für einen kleinen Imbiss auf den Bauspielplatz, wo eine Gruppe an der Feuerstelle für die Runde gekocht hatte.

Die fünf Jungs zeigten der Ministerin ihre Arbeit mit den Schulhühnern im Garten sowie ein paar Tricks, die das Federvieh beherrscht. Schnell wurde klar: Alle trauern dem alten Standort hinterher – wenngleich das Interim auch einige Vorteile bietet. „Wir vermissen unsere Schule sehr, besonders den Spielplatz mit der Kletterspinne“, so der Schüler Abulfaz.

Martinszug durch Köln-Bickendorf war ein Höhepunkt

„Was mir ein Stück weit fehlt, ist die Bücherei“, so Schüler David. „Das war auch ein ruhiger Ort zum Rückzug, vor allem im Winter.“ Viele Sachen seien aber auch besser, ergänzte Simon. „Wie die neuen Kettcars oder das schöne Fußballfeld.“ Auch das Herausgerissen-Sein aus dem gewohnten Umfeld spiele eine Rolle, so ein Lehrer. „Unser Martinszug durch Bickendorf war immer ein Riesenereignis. Am jetzigen Standort merken wir immer, dass wir hier eigentlich nicht hingehören.“

Unser Martinszug durch Bickendorf war immer ein Riesenereignis. Am jetzigen Standort merken wir immer, dass wir hier eigentlich nicht hingehören
Ein Lehrer

Eine weitere Erschwernis seien die nun viel längeren Schulwege für die meisten. Sehr stolz ist die Schule dagegen auf ihren Zusammenhalt und das schnelle Handeln nach der Katastrophe. Zu dieser war es vor allem gekommen, da der frühere Schulstandort in einer kleinen Senke liegt, die schnell mit abfließenden Wassermassen volllief.

„In dieser Zeit haben wir sehr eng zusammengestanden – die Schüler- und Elternschaft, das Kollegium und alle Beschäftigten am Schulstandort wie der Hausmeister. Sonst wäre das alles nicht zu schaffen gewesen.“ Auch die Verwaltung habe schnell, unbürokratisch und unterstützend gehandelt, betonten Schulleiter und Kollegium einhellig. „Wir wurden als Schule nicht aufgeteilt und haben ein gemeinsames Ziel vor Augen – dass wir irgendwo hinkonnten, darüber waren wir richtig froh.“

Kölner Schule hofft auf bessere Technik am neuen Standort

Und bei alldem, was die Schule erlitten hat, vergisst die Gemeinschaft dennoch nicht, dass andere noch viel schlimmer getroffen wurden – etwa im Ahrtal, wo viele Mädchen und Jungen nicht nur ihr Schulgebäude, sondern auch ihr Zuhause verloren hätten. „Wir haben sogar mal einen Sponsorenlauf für unsere Partnerschule, die Don-Bosco-Schule in Bad Neuenahr, gemacht“, so eine Lehrerin. „Diese wurde von der Flut komplett zerstört, wie der Großteil des Ortes. Das ist nochmal eine ganz andere Dimension.“ Und beim anstehenden Umzug in das Schulgebäude an der Borsigstraße, so der Schulleiter schmunzelnd, hoffe man, direkt auf die Whiteboard-Technik umsteigen zu können.

KStA abonnieren