Naturschutz am GinsterpfadGrenze ist schnell überschritten

Grünes Paradies: Am Ginsterpfad liegt ein wichtiges Biotop. Besucher müssen sich an Regeln halten; der Bereich um den See ist tabu.
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Weidenpesch – Damit die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt im Naturschutzgebiet am Ginsterpfad nicht gefährdet wird, kontrollieren Außendienstler des Ordnungsamtes regelmäßig, ob sich die Besucher dort richtig verhalten – und nicht etwa in den gesperrten Bereich des Areals vordringen. Der tiefer liegende Teil rund um den See darf nicht betreten werden; die wiesenartige Landschaft ringsum ist dagegen öffentlich zugänglich. Das sorgt für viele Missverständnisse: Trampelpfade, die hinunter zum Wasser führen, sind illegal – aber nur schwer von den erlaubten Wegen zu unterscheiden.
Das soll sich ändern. Einstimmig beschloss die Bezirksvertretung Nippes einen Antrag von FDP-Mandatsträger Biber Happe, demzufolge die Verwaltung prüfen muss, wie man den gesperrten und den zugänglichen Teil des Gebietes eindeutig voneinander abgrenzen könne. „Die Leute laufen teilweise versehentlich in das geschützte Gebiet hinein – wie man sieht und hört, führt das zu Unmut auf allen Seiten“, so Happe. „Deshalb sollte man eine eindeutige Grenze ziehen, wo man hin darf und wo nicht.“
Vor einigen Wochen erregte der Fall von zwei Spaziergängerinnen Aufsehen, die von Mitarbeitern des Ordnungsamts ein 55-Euro-Knöllchen erhielten, weil sie vom legalen Rundweg durch das Areal abgekommen und in das verbotene Gebiet hinein gelaufen waren. Darüber waren sie sich jedoch nicht im Klaren, eine eindeutige Kennzeichnung gab es nicht. Der Pfad zum See, den sie nahmen, war vom regulären Rundweg nicht zu unterscheiden.
Bereits reagiert
Zumindest das ist inzwischen geändert worden: Die erlaubten Wege wurden zum Frühjahr neu eingekiest und sind so besser von lehmigen Trampelpfaden zu unterscheiden. Auch die im Umweltamt angesiedelte Untere Landschaftsbehörde hat auf den Antrag bereits reagiert und plant nun weitere Schritte. „Wir versuchen momentan, die illegalen Pfade in die Kiesgrube durch Gehölzriegel und Abpflanzungen mit dornigen Sträuchern zu sperren“, schreibt die Behörde. Außerdem wolle man das Gebiet einzäunen, was aber wegen der bautechnischen Anforderungen schwierig sei, und Zäune würden erfahrungsgemäß schnell niedergerissen. Außerdem sollen die Ordnungshüter im Gelände Handzettel an die Besucher verteilen, auf denen die Grenzen zwischen zugänglichem und verbotenem Gebiet eingezeichnet sind; auch die Verhaltensregeln für Spaziergänger sind dort zusammengefasst. Grundsätzlich, so die Untere Landschaftsbehörde, begrüße man die Initiative aus der Bezirksvertretung sehr.
Soweit die Mittel gegen Missverständnisse seitens der Besucher. Doch was hilft gegen Mitbürger, die den geschützten Teil des Gebietes in vollem Bewusstsein betreten, etwa um im See Hunde zu baden oder schwimmen zu gehen – eher Härte oder Aufklärung? Darüber gab es anlässlich des Antrags im Stadtteilparlament eine Diskussion, und die Meinungen waren geteilt. „Das Problem lässt sich vermutlich nicht mit der Keule erledigen, man muss es pädagogisch angehen“, riet SPD-Fraktionschef Horst Baumann. Auch gegen das Zerstören oder Übersprühen von Verbotsschildern helfe eine positivere Herangehensweise, etwa eine freundlichere Ansprache der Gäste, so die Grüne Bärbel Hölzing-Clasen. „Wir haben bereits vor Jahren Informationsschilder über die Pflanzen- und Tierwelt gefordert; wenn sie da schon stehen würden, liefen vielleicht nicht mehr so viele Leute durch das gesperrte Gebiet“, erinnerte CDU-Mandatsträgerin Barbara Lorsbach an einen früheren Antrag von Ende 2009, der beschlossen, aber nicht umgesetzt wurde.
Winfried Steinbach (SPD), der in Weidenpesch wohnt, sah darin jedoch nicht das Allheilmittel. „Zwar mag Aufklärung bei dem einen oder anderen helfen. Meine Erfahrung ist aber, dass die weitaus meisten Menschen um den Schutz wissen, ob mit oder ohne Tafel. Sie lehnen es bewusst ab, das Naturschutzgebiet zu respektieren.“ Und AfD-Mandatsträgerin Anette Schumacher, selbst im Naturschutz-Arbeitskreis Ginsterpfad, mahnte engmaschigere Kontrollen an. „Bestehende Schilder werden immer wieder zerstört, Nachbarn nutzen das Gelände in ihrer Freizeit“, klagte sie. „Wenn das Ordnungsamt nicht ständig dort aufschlägt, wird man nichts ändern können.“