Pro Jahr bleiben in Köln mehrere hundert Aufzüge stecken. Donnerstag passierte es im Stadtteil Nippes. Betroffen waren auch zwei Kinder.
Aufzug bleibt steckenVierjähriger Junge wird für Kölner Feuerwehr zum Helden

Ein Kind wurde mithilfe eines Autokindersitzes von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht.
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Plötzlich ein Ruck, dann Stillstand. Es sind genau solche Momente, die viele Menschen davon abhält, einen Fahrstuhl zu betreten. Und ebenso viele, die ihn nutzen, haben Angst davor, dass genau das passiert, was drei Erwachsenen und zwei Kindern in Nippes passiert ist: Sie mussten am Dienstag von Einsatzkräften der Feuerwehr aus einem steckengebliebenen Aufzug der KVB gerettet werden.
Gegen 13.45 Uhr betätigten die Betroffenen den Notruf, wie KVB-Sprecher Stephan Anemüller sagte. Die Anlage an der KVB-Haltestelle Neusser Straße/Ecke Gürtel war während der Fahrt einfach stehen geblieben – drei Meter über dem Bahnsteig. Als Erste vor Ort waren Feuerwehr-Einsatzkräfte mit Auszubildenden, die sich direkt einen Überblick verschafften, wie die Feuerwehr am Donnerstag weiter mitteilte. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Wache Weidenpesch und einem alarmierten KVB-Techniker versuchten sie alles, um die Kabine mittels Notsteuerung auf das Bahnsteigniveau zu fahren – allerdings vergeblich. Der Aufzug bewegte sich keinen Zentimeter.
Köln-Nippes: KVB-Aufzug bleibt stecken
„Jetzt musste Plan B her“, heißt es bei der Feuerwehr in den sozialen Medien. Demnach öffneten die Rettungskräfte die Tür zum Fahrstuhlschacht und stellten eine Leiter hinein. Daraufhin kletterten zwei Feuerwehrleute auf das Dach der steckengebliebenen Kabine und brachen die Notluke auf. „Die Kollegen haben erstmal die Betroffenen beruhigt und dann das weitere Vorgehen erklärt“, berichtete Feuerwehr-Sprecher Ulrich Laschet. Einzeln und mit einem Seil gesichert, kletterten die eingeschlossenen Erwachsenen und Kinder die Leiter nach oben. Ein kleiner Junge wurde dabei zum großen Kletterhelden, wie die Feuerwehr schwärmt: Der Vierjährige habe den Aufstieg ganz allein gemeistert. „Für den war das Abenteuer pur“, so Laschet.
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Auch das jüngere Kind konnte sicher gerettet werden, indem es in einen Autokindersitz gesetzt wurde, der dann mit einem Seil heraufgezogen wurde. Ein Kinderwagen, der sich ebenfalls im Lift befand, wurde von den Einsatzkräften kurzerhand zerlegt, nach oben gereicht und wieder zusammengebaut.

Der defekte Aufzug an der Neusser Straße,/ Ecke Gürtel
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Dieser wurde wenig später der „strahlenden Mama“ überreicht, so die Feuerwehr weiter. Erleichtert zeigt man sich auch bei der KVB, dass alle Beteiligten bei dem Einsatz unverletzt blieben. Ursache war laut des Unternehmenssprechers ein technischer Defekt. Um 14.25 Uhr sei die „Störzeit“ beendet gewesen, der Aufzug ist wieder in Betrieb. „Für die Betroffenen fühlt sich die Zeit in der Regel länger an, wenn man da eingeschlossen auf Hilfe wartet“, so Anemüller.
Wie häufig derartige Zwischenfälle passieren, zeigen die Zahlen der Stadt: Im vergangenen Jahr wurde die Feuerwehr zu 483 Einsätzen gerufen, bei denen Personen aus defekten Aufzügen im Stadtgebiet befreit werden mussten. In diesem Jahr waren es bereits 322, vor zwei Jahren sogar 629.
Hinzu kommt jährlich noch eine unbekannte Zahl von Einsätzen von Aufzugfirmen, bei denen die Feuerwehr gar nicht beteiligt ist. „Aufzugsfirmen haben ein Zeitfenster von 30 Minuten, wenn sie zu einer Störung gerufen werden. Sollte das überschritten werden, zum Beispiel wegen der Verkehrssituation, kommen wir ins Spiel“, sagte der Feuerwehrsprecher. „Wir kommen aber auch sofort, wenn direkt die Leitstelle alarmiert wird.“

Einzeln wurden die Betroffenen aus dem Fahrstuhl geleitet.
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Wird der Notrufknopf in einem KVB-Fahrstuhl betätigt, wird die Leitstelle der Verkehrsbetriebe alarmiert. Deren Anlagen sind vielfach in die Jahre gekommen und gelten daher als besonders störanfällig. Auch deshalb werden laut Anemüller pro Jahr drei bis vier Aufzüge komplett erneuert: „Wir arbeiten dagegen an und werden von Jahr zu Jahr besser.“ Am gestrigen Donnerstag waren drei KVB-Aufzüge außer Betrieb: am Neumarkt von der Hugo-Passage zur Zeppelinstraße sowie zwei Lifte an der U-Bahnhaltestelle Heimersdorf.

Vor wenigen Tagen mussten Personen aus einem Aufzug an der Venloer Straße befreit werden.
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Vor rund einer Woche steckten mehrere Personen in einem KVB-Aufzug an der Venloer Straße/ Ecke Gürtel fest. Sie wurden von der Feuerwehr nach etwa 15 Minuten bereit. Am 30. August alarmierte ein Aufzugtechniker die Feuerwehr, da er eine Person in einem verschlossenen Aufzug an der Kalker Hauptstraße nicht befreien konnte. Mit tragbaren Leitern stiegen die Einsatzkräfte in den Aufzugschacht und anschließend über die Wartungsöffnung in die Kabine. Nach erster Versorgung des Betroffenen konnte anschließend die fehlerhafte Verriegelung der Aufzugstür von innen gelöst und die Person befreit werden.
Ganze drei Stunden steckte am 14. April an der Leyendecker Straße ein Aufzug fest. Nach Angaben der Stadt war eine unbekannte Anzahl von Personen betroffen. In Absprache mit dem Techniker der Aufzugsfirma musste zur Rettung der Personen der gesamte Lift mit schwerem technischen Gerät auf die nächste Ausstiegsebene angehoben werden.
Am 28. Juni fielen in einem Hotel am Hohenzollernring aufgrund eines Sensorfehlers zwei Aufzugskabinen aus, die komplette Aufzugssteuerung hatte sich laut Stadt abgeschaltet. Während ein Betroffener aus dem ersten Aufzug schnell mithilfe eines Aufzugschlüssels befreit werden konnte, ließen sich die Türen des zweiten Aufzuges nicht öffnen. Da zum Einsatzzeitpunkt hohe Außentemperaturen herrschten und eine gesundheitliche Gefährdung der eingeschlossenen Person nicht auszuschließen war, entschlossen sich die Einsatzkräfte, die Tür mit einem hydraulischen Spreizer gewaltsam zu öffnen. Dabei entstand erheblicher Sachschaden.