„Es liegt an uns, daran anzuknüpfen“Wie Darts-Profi Florian Hempel und Kölner Läden vom deutschen WM-Erfolg profitieren

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Darts-Profi Florian Hempel wirft bei der Darts-WM 2022/23 in London einen Pfeil.

Darts-Profi und Wahl-Kölner Florian Hempel ist zwar in der zweiten Runde der Darts-WM 2022/23 in London ausgeschieden, er freut sich aber über das steigende Interesse an dem Wurfsport.

Am Dienstagabend ist das große Finale der Darts-WM in London. Doch auch einige Kölner profitieren von dem Hype um die Wurfsportart.

Im Bierkostüm, Trainingsanzug oder mit einem Hut in Schwarz-Rot-Gold haben die deutschen Fans Gabriel Clemens, Martin Schindler und Florian Hempel in den vergangenen zweieinhalb Wochen der Darts-WM lautstark angefeuert. Und wer beim ersten Match von Wahl-Kölner Hempel genau hinsah, konnte sogar die rot-weiße Kölner Stadtflagge mit den drei goldenen Kronen und den elf schwarzen Flammen entdecken.

Doch nicht nur im Ally Pally in London ist die Begeisterung für die Wurfsportart groß, auch in Deutschland und Köln steigt das Interesse an dem Spiel mit Scheibe und Pfeilen. „Nach Großbritannien und Holland könnte man Deutschland schon als dritte Darts-Nation bezeichnen“, sagt Sascha Müller.

Wenn WM ist, ist jeder Darts-Spieler richtig heiß darauf.
Sascha Müller, Betreiber des Cologne Cue Club

Der 52-Jährige ist der Betreiber des Cologne Cue Club, dem größten Billard- und Dart-Center Kölns. Seit dem Start der WM seien seine 16 Dartscheiben immer gut besetzt gewesen. „Wenn WM ist, ist jeder Darts-Spieler richtig heiß darauf“, sagt Müller.

Heiß aufs Gucken, aber vor allem auch heiß darauf, selbst zu spielen. Und im Cologne Cue Club konnten Darts-Fans beides. „Wir hatten bei jedem Spiel einen Fernseher nebenbei laufen, aber die meisten wollten einfach selbst spielen“, sagt der 52-Jährige. Ein typisches Public-Viewing wie beim Fußball gebe es beim Dart sowieso nicht.

Sascha Müller, der Betreiber des Cologne Cue Club in Köln-Nippes, macht ein Selfie in seinem Laden. Im Hintergrund sieht man viele Billardtische.

Im Cologne Cue Club in Köln-Riehl von Sascha Müller hat der Kölner Darts-Profi Florian Hempel vor rund sechs Jahren sein erstes Turnier gespielt.

Nur bei den Spielen von Wahl-Kölner Florian Hempel habe der Fernseher den 52-Jährigen mehr gefesselt, er habe sogar überlegt, nach London ins Ally Pally zu fahren, weil „uns eine kleine Freundschaft verbindet“, sagt Müller. Denn vor rund sechs Jahren hat Hempel im Cologne Cue Club sein allererstes Turnier gespielt – und auch gewonnen.

Bei der WM in diesem Jahr stand das Glück allerdings nicht auf der Seite des 32-Jährigen, trotz großer Unterstützung seiner Fans aus Deutschland und Köln: „Die Stimmung im Ally Pally war dieses Jahr großartig. Es waren endlich deutsche Fans vor Ort und das hat man auch gespürt“, sagt Hempel im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Wir haben lange auf so einen großartigen Erfolg warten müssen und jetzt ist er da.
Florian Hempel, Darts-Spieler und Wahl-Kölner

Über die sozialen Medien habe er zudem zahlreiche Zuschriften und Bilder von Fans aus Köln und ganz Deutschland bekommen, die zum Teil auch vor Ort in London waren. „Vor allem von vielen Kölner Fans, die entweder in meinem Trikot oder in ihren eigenen Team-Trikots mit dem Kölner Dom darauf posiert haben“, sagt Hempel.

Er selbst ist zwar nach der zweiten Runde ausgeschieden, aber mit Gabriel Clemens hat es erstmals ein deutscher Teilnehmer bis ins Halbfinale geschafft. Für die Sportart bedeutet das vor allem eins: Sie  wird immer populärer. „Uns Deutschen und der Sportart an sich bringt das viel. Das Medieninteresse wird größer und wir haben lange auf so einen großartigen Erfolg warten müssen und jetzt ist er da. Jetzt liegt es an uns deutschen Spielern daran anzuknüpfen“, sagt Florian Hempel.

Zur Darts-WM Ansturm auf Kölner Dartshop

Und auch einige Kölner profitieren eben von dem deutschen Erfolg bei der Darts-WM. Neben dem „Cologne Cue Club“-Betreiber gehört auch Michael Klein dazu. Der 56-Jährige ist der Inhaber des Cologne Dartshops in Nippes, den er 2019 von dem verstorbenen Vorbesitzer Cornelius Mathoul übernommen hat.

Es ist allerdings nicht der diesjährige Hype allein, sondern „jedes Jahr gibt es zur Weltmeisterschaft einen Riesenansturm“, sagt Klein. Auch wenn Gabriel Clemens nach Meinung von Klein, der der erste Vorsitzende des Dart-Team-Köln und der zweite Vorsitzende des Kölner Dart-Verbands ist, „phänomenal gespielt hat“, habe das steigende Interesse nach Dart-Artikeln nichts mit der deutschen Teilnahme zu tun.

Michael Klein, Inhaber des  Cologne Dartshops in Köln-Nippes steht auf dem Foto neben seiner Frau.

Michael Klein hat 2019 den Cologne Dartshops übernommen. Hier mit seiner Frau.

Auch Sascha Müller vom Cologne Cue Club hat eher das Gefühl, dass das Interesse an der Wurfsportart in den vergangenen sieben Jahren langsam, aber stetig gestiegen ist und nicht plötzlich während dieser WM. „Den Leuten macht es einfach Spaß, man hat sein Dart-Set mit drei Pfeilen und kann sofort spielen“, sagt Müller.

In beiden Kölner Läden sehen sie schon seit mehreren Jahren immer wieder neue Gesichter. „Es kommen vor allem viele Jugendliche, die Darten ausprobieren wollen und sehr begeistert sind“, sagt Klein. Überwiegend seien es aber immer noch mehr Männer als Frauen. Einen Unterschied im Kaufverhalten habe er dann in diesem Winter doch bemerkt: „Die Nachfrage nach den Darts der Marke, mit der Gabriel Clemens spielt, ist natürlich stark gestiegen.“

Sowohl die beiden Kölner als auch Wahl-Kölner und Darts-Profi Florian Hempel wollen das Finale am Dienstagabend in gemütlicher Runde schauen. Sascha Müller mit ein paar Fans im Darts-Center, Klein und Hempel vom Sofa in Köln aus, allerdings anders als die Menschen im Ally Pally ohne Kostüm. „Ich bin zwar Karnevalsfan, aber verkleidet auf der eigenen Couch zu sitzen, ist nicht so mein Ding.“

Wer den Darts-Sport in Köln live erleben will, kann übrigens noch Tickets für die „Night of Champions“ am 8. Dezember 2023 in der Lanxess-Arena kaufen. Dort werden unter anderem die beiden mehrfachen niederländischen Weltmeister Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld dabei sein.

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