Die Kölner Dragqueen Pam Pengco zeigte im voll besetzten SBK-Festsaal ihr Können. Neben viel Musik und Glamour gab es auch Nachdenkliches.
Dragqueen bei den SBK„Alles selbstverständlich in Köln? Das ist noch lange nicht so“

Die Dragqueen Pam Pengco trat im SBK-Festsaal auf und sorgte für Stimmung.
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Sie sieht nicht nur umwerfend-opulent aus, sondern nimmt auch kein Blatt vor den Mund. „Jemand hat vor dem Auftritt zu mir gesagt, dass ich den Hosenstall noch offen stehen habe. Ich dann so: Nee, das ist Bereitschaft“, erzählte Pam Pengco, der im bürgerlichen Leben David Kirfel heißt, unter Gelächter aus dem Publikum. Seit zehn Jahren steht er als Dragqueen auf der Bühne, tritt in ganz Deutschland auf und ist in diversen Comedy- und Castingshows zu sehen. „Bisher gab es ja nur drei Dragqueens, die regelmäßig im Fernsehen zu bewundern sind: Olivia Jones, Conchita Wurst und Claudia Roth.“
Erster Auftritt eines Travestie-Künstlers bei den SBK in Köln-Riehl
Diesmal hatte Pam Pengco einen ganz besonderen Auftritt: Mit ihm, beziehungsweise ihr, trat erstmals überhaupt eine Dragqueen im Festsaal der Sozial-Betriebe Köln (SBK) auf. Das Thema Travestie ist für die SBK jedoch nicht gänzlich neu; schon vor Jahren besuchte eine Gruppe des Seniorentreffs die Showbar „Star-Treff“ nahe des Hauptbahnhofs – und amüsierte sich prächtig.
„Wir freuen uns, dass der Auftritt so viel Anklang gefunden hat“, bilanzierte SBK-Einrichtungsleiterin Susanne Bokelmann. Die 180 Einlasskarten seien blitzschnell vergeben gewesen; solange die Plätze reichten, kamen auch Spontan-Entschlossene ohne Karte mit in den Saal. „Mit dem Auftritt wollen wir uns an der Kölner CSD-Woche beteiligen – und zeigen, dass wir Vielfalt leben.“ Der Kontakt zu Pam Pengco war durch Alexander Gatzen zustande gekommen; der Student der Sozialen Arbeit ist derzeit im „Riehler Treff“ der SBK aktiv.
Ich habe von klein auf geliebt, mich zu verkleiden
Neben vielen Gags und schönem Gesang – unter anderem „Aber bitte mit Sahne“ von Udo Jürgens sowie Nicoles Eurovision-Siegertitel „Ein bisschen Frieden“, sogar in der viersprachigen Version ihrer Sieger-Zugabe, gab es für die Gäste auch einen Blick hinter die Kulissen von Glanz und Glamour – sowie Nachdenkliches über die Gesellschaft. „Wie war es, als Du Dich das erste Mal verwandelt hast?“ fragte Co-Moderator Gatzen ihn. „Ich habe es von klein auf geliebt, mich zu verkleiden“, verriet die Dragqueen. „Und als ich nach Köln kam, sah ich, dass man auch mal High Heels dazu tragen kann. Auch wenn es natürlich nicht leicht ist, Pumps in Schuhgröße 43 zu bekommen.“
Jedoch stände in Sachen Toleranz selbst in Köln noch nicht alles zum Besten, betont der 35-Jährige. „Man denkt, in Köln sei alles selbstverständlich. Aber das ist noch lange nicht so.“ Dies musste Pam Pengco 2018 selbst erleben, als er mit einer Drag-Kollegin am frühen Morgen am Rudolfplatz von einer homophoben Männergruppe angepöbelt und verletzt wurde. „Wenn ich von einem Auftritt nach Hause komme und noch in meinem Outfit bin, versuche ich, so nah wie möglich an meiner Wohnung zu parken.“
Auch mache ihm der aktuelle Aufschwung der AfD große Sorgen, die dazu beitragen könne, dass sich die Akzeptanz in der Gesellschaft wieder verschlechtere. „Homophobe Menschen sind meist überdurchschnittlich unintelligent“, ist Pam überzeugt. Denn mit ihrem Hass versuchten diese Menschen etwas zu kompensieren, das sie nicht besitzen, und um sich selbst größer zu machen.