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Beschwerde bei LauterbachBeschäftigte von Kinderkrankenhaus klagen: „Gehen bei Bonus leer aus“

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Das Bild zeigt eine Intensivpflegerin, die auf einer Kinder-Intensivstation einen kleinen Patienten versorgt, der beatmet wird.

Eine Intensivpflegerin versorgt auf einer Kinder-Intensivstation ein Baby, das beatmet wird. Unsere Illustration wurde 2021 in einem Krankenhaus in Stuttgart aufgenommen.

Pflegekräfte der Intensivstation haben eine Corona-Sonderzahlung nicht erhalten. Sie sind empört.

Der Corona-Pflegebonus sollte eine Würdigung der herausragenden Leistungen des Pflegepersonals während der Pandemie sein. Doch stattdessen sorgt er für Wut, Unverständnis und Frust. Bei all denjenigen, die leer ausgegangen sind. 41 Pflegekräfte der Intensivstation der Kinderklinik Amsterdamer Straße haben wegen des „ungerecht verteilten Pflegebonus“ einen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geschrieben.

„Wie ist es zu rechtfertigen, uns bei den Bonuszahlungen zu übergehen?“, fragen die Unterzeichnenden. Der Brief liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Schon vor der Pandemie sei man gewohnt gewesen, „an unserer Belastungsgrenze zu arbeiten“. Bedingt auch durch die Doppelbelastung auf der Kinder-Intensivstation, da „wir auch die Eltern mit betreuen“. Durch Corona und die verschärften Hygienemaßnahmen habe sich die Belastung weiter verschärft. Alle auf der Station leisteten „Überragendes, um das System überhaupt noch am Laufen zu halten“.

Kölner Kinderintensivpfleger haben auf der Lungenstation in Merheim ausgeholfen

„Wir empfinden diese Ungleichbehandlung als Tritt in den Hintern“, sagt die Intensivpflegerin, die die Idee zu dem Brief hatte, ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. „Wir haben Neugeborene mit Corona betreut, deren Eltern selbst infiziert waren und daher nicht auf die Station durften. Also haben wir Pflegekräfte, damals noch ungeimpft, diese auf den Arm genommen, um sie zu beruhigen, während beim Schreien Aerosole ohne Ende verteilt wurden.“ Auch beim Absaugen von beatmeten kleinen Patienten gebe es ein großes Risiko, sich selbst zu infizieren. Zuletzt sei an Weihnachten ein kleines, schwer lungenkrankes Kind an Corona gestorben.

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In der Hochphase der Pandemie hätten mehrere Kinder-Intensivpflegekräfte ihrer Station einige Monate auf der Lungenintensivstation im Krankenhaus Merheim ausgeholfen. „Wir Übrigen haben ihre Dienste freiwillig übernommen und mit Überstunden kompensiert. Und auch diese Kollegen gehen nun leer aus“, sagt die 36-Jährige.

Pflegekräfte in Merheim und Holweide erhalten Corona-Pflegebonus

Zum Hintergrund: Im Mai 2022 hatte der Bundestag das sogenannte Pflegebonusgesetz beschlossen und eine Milliarde Euro bereitgestellt – je zur Hälfte an Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Im November und Dezember erhielten examinierte Pflegekräfte einmalig bis zu 3000 Euro. Allerdings wurde die Auszahlung an bestimmte Bedingungen geknüpft. Das führt dazu, dass viele Pflegende leer ausgingen.

Anspruch auf den Bonus haben laut Krankenhausfinanzierungsgesetz nur die Kliniken, die im Jahr 2021 mehr als zehn Covid-19-Patienten behandelt haben, die mindestens 48 Stunden beatmet worden sind. Diese Kriterien erfüllen von deutschlandweit 1900 Krankenhäusern gerade einmal 837. Das Kinderkrankenhaus gehört – wie die Krankenhäuser Holweide und Merheim – zu den Kliniken Köln. Diese wurden laut einer Kliniksprecherin als „anspruchsberechtigte Häuser identifiziert“, das Kinderkrankenhaus „leider nicht“.

Die ungerechte Aufteilung der Bonuszahlungen führt zu einer großen Demotivation
Kinder-Intensivpflegerin

Das führt zu der absurden Situation, dass sogar Pflegekräfte der Corona-Station im Kinderkrankenhaus leer ausgingen, dafür aber die des Perinatalzentrums die Prämie erhielten: Dort werden Frühgeborene und kranke Neugeborene intensivmedizinisch betreut. Räumlich ist es in Holweide und der dortigen angesiedelt, arbeitet aber eng mit der Intensivstation der Kinderklinik zusammen.

„Wir gönnen das den Pflegenden dort von Herzen“, stellt die Kinder-Intensivpflegerin klar. Aber die „ungerechte Aufteilung der Bonuszahlungen“ führe zu einer großen Demotivation. Dabei arbeite sie grundsätzlich gern auf der Station. „Ich liebe meinen Job und wir sind ein wirklich tolles Team.“ Umso drängender daher der Appell des Briefes: Es müsse endlich versucht werden, „das Personal, das noch vorhanden ist, zu halten“.

Nach gut fünf Wochen hat die Kinder-Intensivpflegerin stellvertretend für ihre Station eine Antwort aus dem Büro von Karl Lauterbach erhalten. Darin werden die Bedingungen für die Prämienzahlung ausführlich erläutert. Außerdem wird sie gemeinsam mit einer Betriebsrätin der städtischen Kliniken zu einem Gespräch in Lauterbachs Wahlkreisbüro in Mülheim eingeladen. Allerdings wird nicht Lauterbach selbst, sondern dessen Büroleiter an dem Gespräch teilnehmen.

Allzu große Erwartungen setzt die Intensivpflegerin nicht in das Treffen: „Ich wünsche mir natürlich, dass wir die Prämie nachträglich noch bekommen. Aber ehrlich gesagt rechne ich nicht damit.“

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