WochenmarktScherenschleifer und Lieferservice

Ein eingespieltes Team: Die Marktbeschicker von der Waldfriedstraße.
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Niehl – Es tut sich etwas auf dem Marktplätzchen an der Waldfriedstraße. Die „Familie“ der Niehler Markthändler, einem der kleinsten unter den 39 Wochenmärkten Kölns, hat gleich doppelten Zuwachs bekommen. Ein Kleiderstand und ein Scherenschleifer ergänzen ab sofort das Angebot.
„Der Textilhändler Rolf Rifert, der bisher schon in Longerich mitmacht, hat sich bereit erklärt, auch auf dem Niehler Markt präsent zu sein“, berichtet Marktsprecher Horst Zedow stolz. An dem neuen Stand gibt es unter anderem T-Shirts und Sweatshirts, Hosen und Unterwäsche.
Einmal im Monat kommt der Scherenschleifer
Eine Rarität ist der zweite Stand: Der Scherenschleifer Stephan Tang aus der Metall- und Klingenstadt Solingen, der mit seinem mobilen Schleifstand auf Märkten in ganz NRW unterwegs ist – unter anderem in Wülfrath, Essen, Castrop-Rauxel und Bensberg –, macht künftig einmal im Monat auch in Niehl Station. Seinen „Einstand“ gibt der ehemalige Betriebsleiter einer Solinger Messer-Manufaktur am Donnerstag, 13. Juni. Geschärft werden können bei ihm Metallartikel aller Art. Neben Scheren sämtlicher Größen – von der filigranen Nagel- bis zu großen Gartenschere – nimmt er auch Schneide- und Rasenmäher-Messer, Beile, Äxte, Zangen und weitere Werkzeuge zum Schärfen an. Sein Service kostet, je nach Zeitaufwand, meist zwischen drei und fünf Euro. Tang freut sich bereits auf sein Debüt in Niehl. „Die Blumenfrau des Marktes, Elisabeth Brandl, hatte mich angesprochen und gefragt, ob ich nach Niehl kommen mag“, erläuterte er.
Die Händler des Niehler Marktes feiern in diesen Tagen außerdem ein kleines Jubiläum: Vor drei Jahren startete ihr Bringservice, der in NRW bisher einmalig ist. Es war die damals 100-jährige Franziska Kreutzer, eine Stammkundin, die sie auf die Idee brachte. Weil die – vor kurzem mit 104 Jahren verstorbene – Seniorin ihre Wochenmarkt-Tüten auf dem Rollator kaum mehr transportieren konnte, sprach sie einmal davon, wie schön es wäre, wenn die Einkäufe zu ihr nach Hause gebracht würden. Die Marktleute starteten daraufhin ihren Lieferservice, zunächst probeweise. „Die Testphase war so erfolgreich, dass wir ihn ab Ende Juli 2010 als Dauereinrichtung auf den Weg gebracht haben“, so Zedow, der am Obst- und Gemüsestand der Grafschafter Bauernfamilie Rech die Kunden bedient. „Mit der Resonanz sind wir nach wie vor sehr zufrieden; den Bringdienst nutzen nicht nur Senioren, sondern auch Familien und Berufstätige.“
Markt-Einkäufe werden geliefert
Der Service funktioniert denkbar einfach: Die Kunden händigen entweder ihren Einkaufszettel einem der Händler aus, woraufhin diese die Waren zusammenstellen – oder sie liefern nach dem Marktbummel ihre Einkaufstüten einfach an einem der Stände ab. Zwischen 11.30 und 13 Uhr bringen Mitarbeiter der Kölner Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung die Waren innerhalb von Niehl, Riehl und Weidenpesch ohne Aufpreis bis an die Tür – in grünen Wochenmarkt-Stofftaschen. Das Marktamt finanziert den Bringdienst aus dem Standgeld.
Das sich langsam bessernde Wetter sehen die Marktleute derweil erleichtert – denn schon der lange, verschneite Winter sei schwierig gewesen. „Das Wetter hat uns schon zu schaffen gemacht“, so Zedow. Hinzu komme generell der demografische Wandel des Veedels – bisher fänden zu wenig Jüngere den Weg zum Markt. Die Händler vermuten auch, dass viele Neu-Niehler bisher nichts von derExistenz des Marktes wissen – oder aber glauben, alles sei grundsätzlich viel teurer als in Supermärkten. Doch dem sei häufig nicht so: Weil die Zwischenhändler wegfallen, könnten Wochenmarkt-Beschicker mit den Ladenpreisen oft gut mithalten.Etwas Rückenwind verspüren die Händler seit den Lebensmittelskandalen am Jahresanfang – etwa das Dioxin in Futtermitteln, falsch deklarierte Eier und das Pferdefleisch in Fertiggerichten. Das hätte die Verbraucher sensibilisiert. „Die Empörung kochte hoch, auf den Märkten gab es richtige Diskussionen mit den Kunden“, so der Marktsprecher. „Wir als Erzeuger sowie Direktvermarkter können aber anders als große Handelsketten ganz genau schildern, wie unsere Lebensmittel entstanden sind“, betont er.
Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen
Das wollen die Markthändler künftig noch stärker tun – und arbeiten bereits mit Kitas und Schulen aus der Umgebung zusammen. Vor einiger Zeit veranstalteten Zedow und seine Stand-Kollegin Annekatrin Rech eine „Apfelkunde“ mit Kindern der Otfried-Preußler-Grundschule in Riehl. „Die Schüler hatten glänzende Augen, als sie sahen, wieviele verschiedene Apfelsorten es alleine gibt“, schmunzelt Zedow. Vertreter von Kitas oder Schulen, die auch Interesse an einem Workshop haben, können an den Ständen nachfragen.
Der Niehler Wochenmarkt an der Waldfriedstraße hat donnerstags von 7 bis 13 Uhr geöffnet. In einer Broschüre, die an den Ständen des Marktes erhältlich ist, stellt jeder Händler sein Sortiment vor.