Empörung bei NutzernZu teuer – Offizielle App der Stadt Köln funktioniert nicht mehr

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Ein Smartphone mit der Service-App der Stadt Köln

Die offizielle Service-App der Stadt Köln funktioniert nicht mehr.

Seit Wochen bricht die Anwendung bei vielen Nutzern nach dem Start zusammen. Ein neues Update ist derzeit aber nicht geplant.

Köln ist eine der digitalsten Städte Deutschlands. Wir sind in sozialen Netzwerken unterwegs und bauen unsere Online-Aktivitäten stetig aus.“ Diese zwei Sätze wirft die Homepage der Stadt Köln aus, wenn man in die Suchmaschine „Stadt Köln Digitalisierung“ eingibt.

Was nicht zu einer der „digitalsten Städte Deutschlands“ passen mag: Die Service-App der Stadt Köln funktioniert nicht mehr. Seit Wochen bricht die Anwendung bei vielen Nutzerinnen und Nutzern direkt nach dem Start zusammen. Neu herunterladen kann sie quasi niemand mehr. Der Grund: Die App ist nicht mehr mit den neuen Softwareversionen von Android- oder Apple-Geräten kompatibel.

App der Stadt Köln funktioniert nicht mehr

Auf der Homepage der Stadt heißt es dazu: „Diese Problematik ist uns bewusst und wir arbeiten derzeit an einer Lösung.“ Einer Lösung, die da lautet: Eine Entfernung der App aus den App-Stores und einer möglichen Löschung der Anwendung auf allen Geräten, auf die sie heruntergeladen wurde. Das dürften einige sein, denn die App wurde immerhin 50.000 Mal heruntergeladen.

Diese Problematik ist uns bewusst und wir arbeiten derzeit an einer Lösung.
Homepage der Stadt

Damit die App wieder für alle Geräte kompatibel wäre, müsste sie vollständig neu programmiert werden, sagt die Stadt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das würde aber „erhebliche Kosten (die aktuelle Kostenschätzung geht von über 100.000 Euro aus) verursachen“, so die Stadt. Außerdem hätte die App keine Funktionen, die über die Angebote der Webseite der Stadt hinausgingen.

Entwickelt wurde die App 2011, als die Webseite der Stadt noch nicht auf Mobilgeräte angepasst war. In der App konnte man beispielsweise Termine in Bürgerämtern machen oder die „Sag's uns“-Initiative der Stadt nutzen. Darüber können beispielsweise Falschparker, kaputte Straßenlampen oder wilder Müll gemeldet werden.

Dass die App sich nicht mehr aktualisiert, führt für die Nutzerinnen und Nutzer, die sie noch auf ihrem Smartphone installiert haben, zu teils kuriosen Ansichten. So ist auf der Startseite eine Bewerbung des Programms für den „Sommer Köln 2019“ zu sehen. Und die Wartezeit im Kundenzentrum Chorweiler beträgt null Minuten.

Laut Stadt wird die App täglich nur noch rund 500 bis 1000 Mal aufgerufen, „während die städtische Website zwischen 35 000 bis 95 000 Aufrufe pro Tag verzeichnet.“ Die niedrigen Zugriffszahlen dürften allerdings darauf zurückzuführen sein, dass sich die App seit rund einem Monat bei vielen Nutzerinnen und Nutzern nicht mehr richtig öffnen lässt.

Nutzer bei Google und Apple kritisieren Kölner App deutlich

In den App-Stores von Google und Apple rauschen die Bewertungen ins Bodenlose. „Letztes Update im Jahr 2017 ... Nicht euer Ernst! Dann nehmt die App aus dem Store, wenn sie nicht gepflegt wird!“, schreibt ein Nutzer bei Google Play. Im App-Store von Apple schreibt eine Nutzerin am 16. August: „Bis vor ein paar Tagen lief die App problemlos. Aber jetzt kann ich sie auch nicht mehr öffnen. Auch Neuinstallieren hat nichts gebracht. Keine Meldung im Internet dazu gefunden. Es scheint so, als ob der Stadt es egal ist, ob die App funktioniert und ob die Benutzer der App informiert werden.“

Laut Stadt war die App nach ihrer Kenntnis bis Mitte 2023 vollumfänglich funktionsfähig. Die künftige Entwicklung einer städtischen App wird aktuell verwaltungsintern „ergebnisoffen diskutiert“, heißt es. Bis Ende des Jahres soll ein Vorschlag dazu unterbreitet werden.

Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt sollte das eigentlich forcieren, immerhin ist in ihrem Bündnisvertrag unter Zielen für die Digitalisierung explizit festgehalten: „Mit einer Köln-App sollen digitale Services deutlich ausgeweitet werden.“ Auf die Abschaltung der App kommentiert man allerdings gelassen.

Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hofft auf Masterplan Digitalisierung

„Wenn die App so wenig genutzt wird und eine Aktualisierung unwirtschaftlich ist, ist die Abschaltung für uns in Ordnung und es kann eine neue Lösung überlegt werden. Eine App hat zwar deutlich mehr Möglichkeiten als eine Webseite, ist allerdings auch teurer und wartungsintensiver“, sagt Manuel Froh, digitalpolitischer Sprecher von Volt. „Wenn, dann sollten wir es richtig machen.“

Auch Florian Weber (CDU) hält die teure Aktualisierung der bestehenden App für nicht sinnvoll. „Gleichzeitig nehmen wir die Verwaltung beim Wort und wollen bis Jahresende einen Vorschlag auf dem Tisch haben, wie es weitergeht.“ Die digitalen Dienstleistungen sollen bis dahin unabhängig von einer App ausgebaut werden.

Von der Grünen-Fraktion heißt es: „Die App war bisher nicht mehr als eine Linksammlung mit Browserfunktion. Kein Wunder also, dass sie kaum benutzt wurde.“ Man erwarte nun einen guten Vorschlag der Projektgruppe. Um die Digitalisierungsziele des Bündnisses zu erreichen, setze man auf den „Masterplan Digitalisierung“. Der soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden.

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