Der Noch-Gesundheitsminister der SPD plant auch, sich aktiv in den Kommunalwahlkampf in Köln einzumischen.
„Ohne Groll und Nachtreten“Karl Lauterbach will seine Nachfolgerin unterstützen und sich neue Aufgaben suchen

Karl Lauterbach am Samstag bei der Wahlkreisdelegiertenkonferenz der Kölner SPD im Bürgerzentrum Chorweiler.
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Herr Lauterbach, obwohl die SPD bundesweit und in Köln bei den Bundestagswahlen so schlecht abgeschnitten hat wie nie, scheint in der Kölner SPD zum Start des Kommunalwahlkampfes viel Zuversicht zu herrschen. Woran liegt das?
Ich glaube, die Voraussetzungen sind gut, dass die SPD bei der Kommunalwahl im September stark sein wird und dass Torsten Burmester Oberbürgermeister werden wird. Wir leben in einer Zeit, in der unfassbar viel im Wandel ist. Die SPD ist eine Partei, die in diesem Wandel Sicherheit vermitteln und gleichzeitig das Gefühl geben kann, in der Stadt bewegt sich endlich mal wieder etwas. Ich spüre einen Aufwind für die SPD.
Auf Bundesebene hat die SPD eine schwierige Regierungsbildung hinter sich, der Koalitionsvertrag mit der CDU ist nicht unumstritten, die AfD hat zuletzt in Umfragen nochmal zugelegt, auch wenn das Verfassungsgericht sie nun als gesichert rechtsextrem einstuft. Dämpft das Ihre Zuversicht nicht?
In einer Phase, in der noch nicht viel passiert und die Probleme riesig sind, in der eine Regierung gebildet wird, kann die Zustimmung noch nicht so groß sein. Aber es wird niemand bestreiten, dass die SPD aus dem Wahlergebnis das Beste gemacht hat. Wir sind konstruktiv in diese Gespräche reingegangen. Wir haben uns der Verantwortung gestellt. Wir haben einen sehr guten Koalitionsvertrag verhandelt, der stark die Handschrift der SPD zeigt. Der Dauerstreit der Ampel ist weg, ab jetzt stehen die Zeichen auf Besserung.
Warum hat die SPD nicht darauf gedrungen, dass Sie Gesundheitsminister bleiben?
Ich hätte sehr gerne weitergemacht, das ist ja ganz klar. Ich habe bis zur letzten Stunde gearbeitet, bin auch jetzt noch aktiv, und ich glaube, dass die Reformen, die wir angestoßen haben, langfristig große Wirkung zeigen werden. Warum ich nicht Gesundheitsminister bleibe, kann ich nicht genau sagen, das sind ja zum Schluss dann Spitzengespräche. Ich glaube aber, dass wir in der großen Koalition viel hinbekommen werden. Ich wünsche Nina Warken (CDU, soll neue Gesundheitsministerin werden, Anm. d. Red.) viel Erfolg. Ich werde sie unterstützen, wo auch immer ich kann. Mein Team und ich gehen da ohne Groll und ohne Nachtreten mit um. Ich will einfach konstruktiv weitermachen.
Was hat Köln davon, dass sie nicht Gesundheitsminister bleiben?
Ich werde mich noch mehr um die Belange meines Wahlkreises kümmern und ich werde mich stark in den Kommunalwahlkampf einmischen. Ich werde mir auch neue Aufgaben im Deutschen Bundestag suchen, für mich ist es eine große Ehre, weiterhin der direkt gewählten Abgeordneten von Köln-Mülheim und Leverkusen zu sein.
Welche Auswirkungen wird die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem Ihrer Meinung nach haben?
Das wird in der Bevölkerung eine Neubewertung zur Folge haben. Deutschland ist ein Land, das seine Verfassung liebt. Durch unsere Erfahrungen im Nationalsozialismus haben wir gelernt, wie bedeutsam die Verfassungsrechte sind. Jetzt wehrt sich die AfD noch, aber wenn es dann ein Verbotsverfahren gibt, das gut vorbereitet sein muss und erfolgreich wäre, dann wird sich die Lage stark verändern. Es gibt in vielen europäischen Ländern rechtspopulistische Parteien, aber die AfD steht rechts von vielen dieser Parteien und ist tatsächlich in der Art und Weise, wie sie versucht, die Demokratie auszuhöhlen, besonders gefährlich. Das spüren die Menschen, davon bin ich überzeugt.