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Oldtimer-SerieAlpentour nach langer Durststrecke

Lesezeit 3 Minuten

Die BMW R 51/3 gehört schon seit 1968 zur Familie, Peter Scharf fährt sie erst seit 2008.

Köln – Nein, der Onkel wollte einfach nicht. 28 Jahre lang bohrte Peter Scharf, bis er das heiß begehrte Garagenwrack endlich unter seine Fittiche nehmen durfte. Nun, nach langer Durststrecke, glänzt die BMW R 51/3 wieder wie am ersten Tag. „Das war ein Motorrad für gut Betuchte“, sagt Scharf und startet die einst äußerst leistungsstarke 500-Kubik-Maschine.

In den ersten Wirtschaftswunderjahren fuhren die Deutschen massenhaft mit dem Motorrad in den Italienurlaub. Auch Peter Scharf will eines Tages im BMW-Sattel über die Alpen reisen. Aber nicht ohne Ersatzteile, bitteschön.

Deshalb habe ich sie

Peter Scharf: Das ist eine lange Familiengeschichte. Das Motorrad gehörte seit 1968 meinem Onkel, der es dem Erstbesitzer abgekauft hatte. Aber schon bei der ersten Ausfahrt ging ihm der Motor kaputt, die BMW blieb in der Garage – am Ende fast 30 Jahre lang. Ich bin seit meiner Jugend Mofa oder Kleinkrafträder gefahren und war schon immer motorradbegeistert. Ich hätte die BMW liebend gern schon mit 18 übernommen und flott gemacht, aber mein Onkel blieb hart. Er sagte immer, dass er die Maschine für sich selbst restaurieren will. Jedes Jahr, wenn ich zu meiner Großmutter nach Niedersachsen fuhr, wo das Motorrad stand, bekam ich mehr Tränen in die Augen.

Denn von Jahr zu Jahr wurden die Teile mysteriöserweise immer weniger und der Rost immer mehr – sonst passierte nichts. Ich bin trotzdem hartnäckig geblieben und habe meinen Onkel regelmäßig bearbeitet. Bis er 1996 endlich weich gekocht war. Aber selbst dann wollte er sich noch nicht komplett trennen, er bestand auf einer Beteiligung an den Restaurationskosten, um später auch mal fahren zu dürfen. Erst als er die Rechnung sah, verabschiedete er sich endgültig von der Maschine.

Das kann sie

Peter Scharf: Obwohl die Rahmenkonstruktion noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammt, ist die Straßenlage hervorragend: Der Motor liegt sehr tief und die Maschine wird dadurch sehr handlich. Der Motor ist bei richtiger Pflege absolut robust und zuverlässig. Es ist der erste Zwei-Zylinder-Boxer-Motor, den BMW nach dem Krieg entwickelte. Auf dieser Technik basierten bis in die 1990er Jahre alle Zwei-Ventil-Boxer-Motoren von BMW.

Das kann sie nicht

Peter Scharf: Es ist eine Viertakt-Maschine, die im Vergleich zu Zweitaktern aus jener Zeit weniger gut beschleunigt. In der Endgeschwindigkeit tun sich beide Motortypen aber wenig. Eine Rennmaschine ist meine BMW nicht, aber auf langen Strecken sehr bequem. Allerdings ist vorausschauendes Fahren angesagt: Der Bremsweg ist durch die alten Trommelbremsen länger als bei neuen Maschinen mit Scheibenbremsen.

Das habe ich für sie getan

Peter Scharf: Als ich 1996 endlich zum Zuge kam, war der ursprüngliche Motor nicht mehr vorhanden. Der erste Besitzer hatte eine Vorkriegs-Maschine eingebaut, die aber in alle Einzelteile zerlegt war. Damit bin ich zum Motorrad-Museum in Steinebach im Westerwald gefahren und habe die Teile gegen ein Originalaggregat eingetauscht.

Aber auch das musste komplett überholt werden. Das hat Günther Herbst übernommen, ein Spezialist für alte Motorräder aus der Eifel. Den Rest habe ich weitgehend selbst gemacht. Seit 2008, 40 Jahre nach Beginn der Geschichte, ist die BMW nun wieder im Einsatz.

Das haben wir erlebt

Peter Scharf: Die längste Tour habe ich mit meiner Frau nach Schleswig-Holstein an die Ostsee unternommen. Unterwegs hätten wir Station bei meinem Onkel machen können, aber der hat sich von dem Thema verabschiedet. Ich hätte ihm das Motorrad gerne gezeigt, aber seitdem ich ihm gemailt hatte, dass die Restauration 11 000 Euro gekostet hat, ist der Kontakt abgebrochen. Von einer Beteiligung will er nichts mehr wissen.

Das haben wir vor

Peter Scharf: So wie in den 1950er Jahren viele Deutsche, würden wir gern mal zum Gardasee reisen. Über den alten Brennerpass zu fahren, ist besonders für die alte Technik eine Herausforderung. Ohne ein Begleitfahrzeug für das Gepäck würden wir die Tour allerdings nicht antreten. Auch Ersatzteile und Werkzeug sollten nicht fehlen.