Olympische Spiele der Senioren

Maria Jakobs, Thomas Henseler und Magdalena Dreesen bei der Siegerehrung
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Lindenthal – Das Ergebnis bei der neunten Seniorenolympiade im Katharina-von-Bora-Haus ist denkbar knapp – nur je ein Punkt trennt die drei Medaillengewinner voneinander. Klaus Paffendorf, Leiter der Pflegeeinrichtung, legt beim Auszählen der Punkte größten Wert auf Korrektheit. „Ich musste drei- oder viermal nachzählen“, witzelt er, bevor es zur Siegerehrung geht. Der 74-jährige Thomas Henseler hat sich mit 265 Punkten auf den ersten Platz gekämpft und bekommt neben Goldmedaille und Siegerurkunde auch den Wanderpokal für ein Jahr verliehen. Magdalena Dreesen, 96, folgt ihm mit 264 Punkten auf den zweiten Platz, den sie für sich gepachtet zu haben scheint. Schon mehrmals hat sie die Silbermedaille errungen, ein bisschen nagt das Schicksal der „ewig“ Zweitplatzierten an ihr – vielleicht klappe es ja im nächsten Jahr, meint eine Betreuerin. Sie gehe noch jeden Tag spazieren und lese viel, verrät Magdalena Dreesen über ihre Strategie für körperliche und mentale Fitness. Romane, Berichte und Zeitungen gehören zu ihrer Lektüre, „man muss sich ja ein bisschen auf dem Laufenden halten!“ Historische Romane haben es ihr angetan, besonders „Die Päpstin“ ist ihr im Gedächtnis geblieben.
Bronze-Gewinnerin Maria Jakobs, mit 97 die zweitälteste Bewohnerin des Seniorenheims, hat 263 Punkte errungen – und sieht sich grundsätzlich als Gewinnerin. „Ich gewinne jeden Tag!“, verkündet sie energisch. So lange wie möglich alles selbst zu machen, findet sie ganz normal: „Das ist doch besser als sich bedienen zu lassen!“
Aktiv zu bleiben, Fähigkeiten auszuloten, altersgerechte Herausforderungen zu meistern ist die Grundidee der Seniorenolympiade. Beim Torwandrollen geht es nicht etwa darum, den Ball kunstvoll in das Loch der FC- Wand zu schießen – er kann mit dem Fuß bugsiert oder auch mit der Hand geworfen werden. Das Angelspiel fordert die Geschicklichkeit, Ziel- und Büchsenwerfen die Treffsicherheit der Mitspieler, bei der Schätzfrage kommt es auf gutes Maßnehmen an. Im Fühlsack ertasten die Senioren einen Schwamm, einen Flaschenverschluss und eine Holzwäscheklammer.

Die Band Häns’jen Klein sorgte bei der neunten Senioren-Olympiade im Katharina-von-Bora-Haus für Stimmung.
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Gelächter begleitet jede Station; nicht Leistung, sondern der Spaßfaktor steht beim Wettkampf an erster Stelle. Die Band Häns’jen Klein sorgt im Anschluss dafür, dass die Stimmung nicht einbricht. Lieder wie „Alles für die Liebe“ oder „He deit et wih un do deit et wih“ regen die 36 Olympioniken zum Mitsingen an. Bei ein paar Fässchen Kölsch, panierten Koteletts und Nudelsalat – beides handgemacht – lässt sich das Sommerfest entspannt genießen.
Nur einer nimmt sich nach der Siegerehrung eine kurze Auszeit. Thomas Henseler macht sich in die Innenstadt auf, um einem liebgewonnenen Ritual zu folgen. „Er fährt jeden Tag zum Dom, betet dort und kommt dann wieder zurück,“ erläutert Christa Dressel vom Sozialen Dienst. Auch am Tag seines Sieges macht er da keine Ausnahme – den Draht nach „oben“ lässt er nicht erkalten.
Maria Jakobs, 97, Bronzemedaillen-Gewinnerin