Luxus-Küchen, leuchtende Badewannen, nachhaltige StoffeDas sind die Trends auf dem Kölner Passagen-Festival 2024

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Im Hallmackenreuther am Brüsseler Platz stellt das Studiodada eine Auswahl an Produkten zwischen Design und Kunst aus.

Im Hallmackenreuther am Brüsseler Platz stellt das Studiodada eine Auswahl an Produkten zwischen Design und Kunst aus.

Parallel zur Internationalen Möbelmesse Imm Cologne findet das Design-Festival Passagen statt. Vom 12. bis 18. Januar gibt es viele Events in der gesamten Stadt.

Leuchtende Badewannen, Luxus-Küchen, kaukasische Teppichmuster: Die Welt des Designs ist abwechslungsreich und vereint innovative Tendenzen von Jungdesignern sowie Klassiker von etablierten Marken. Bei der 34. Ausgabe der Passagen, dem Design-Festival, das traditionell parallel zur Internationalen Möbelmesse Imm stattfindet, können sich Interessierte wieder tagelang über neue und langanhaltende Trends informieren.

Im ganzen Stadtgebiet finden an rund 150 Orten Ausstellungen statt. Lokale Schwerpunkte liegen in Ehrenfeld sowie im Belgischen Viertel und auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring mit seinen Einrichtungshäusern wie Boffi oder dem neu eingerichteten Showroom von Pesch. Ausrichter sind außerdem Designbüros, Institute, Hochschulen, Museen und Initiativen.

Das italienische Möbelhaus Boffi stellt Luxus-Küchen und Bäder her.

Das italienische Möbelhaus Boffi stellt Luxus-Küchen und Bäder her.

Nach der Pandemie wieder in gewohnter Form

Nach pandemiebedingten Ausfällen sowie einer Terminverschiebung im vergangenen Jahr finden die Passagen erstmals wieder in gewohnter Form im Januar statt. „Wegen Corona sind die Passagen zwei Mal ausgefallen und wegen Unsicherheiten wurde das Festival 2023 – genauso wie die Möbelmesse – auf Juni verlegt. Das hat zwar Spaß gemacht, weil das Wetter gut war, aber für uns war es wichtig, wieder zum gewohnten Termin zurückzukehren. Diese Verlässlichkeit und Planbarkeit ist vor allem wegen der Internationalität sehr wichtig, da es viel Konkurrenz gibt“, sagt Sabine Voggenreiter, die das Festival seit 1990 organisiert.

Von der Pandemie sei geblieben, dass „dieses Zurückgeworfen sein aufs Eigenheim den Wunsch ausgelöst hat, mehr Atmosphäre und Stimmung in die eigenen vier Wände zu bringen“, so die Kulturmanagerin. Man stelle fest, dass die Menschen etwa durch Textilien oder eine neue Farbgebung neue Akzente in ihrem Zuhause setzen, in dem sie seit der Pandemie möglicherweise auch immer häufiger arbeiten.

Nachhaltigkeit als Anspruch 

Ein Teppich an einer Hauswand drapiert.

Weltweit stilprägend sind die Textilien von Jan Kath, der Naturmaterialien verwendet.

Der Supertrend Nachhaltigkeit hält sich konstant und ist zum dauerhaften Anspruch für Designerinnen und Designer geworden, so Voggenreiter. Der grüne Gedanke bezieht sich einerseits auf die Materialien der Produkte: Kork und Holz bei Möbelstücken, Baumwolle und Seide bei Textilien sowie Naturfarben. „Es wird sparsam mit dem Material umgegangen, es soll praktisch und in einer urbanen Wohnsituation platzsparend sein.“

Nachhaltigkeit beziehe sich andererseits auch auf die Ästhetik. Man besinne sich auf klassische Designobjekte zurück, zuweilen mit einem Augenzwinkern und einem spielerischen Aspekt. Vintage wird ganz selbstverständlich mit neuen Elementen kombiniert.

Ganz der Erforschung von Naturmaterialien widmet sich etwa „Material Magic“ in der Pattenhalle Ehrenfeld. Das Forschungsprojekt untersucht alternative Bindemittel wie Magnesium und Katoffelstärke. Die Forscher präsentieren Muster und Prototypen aus Hanffasern.

Die Acryl Herztüte von Verner Panton ist eine im Jahr 1994 weitergedachte Version des weltbekannten Sessels Cone Chair (Eistüte) aus dem Jahr 1958.

Die Acryl Herztüte von Verner Panton ist eine im Jahr 1994 weitergedachte Version des weltbekannten Sessels Cone Chair (Eistüte) aus dem Jahr 1958.

Junge Designer aus Köln

Karoline Fesser zeigt im Rahmen der Passagen 2024 in der Brüsselerstraße ihren hölzernen Hocker im Zusammenspiel mit Keramikvasen.

Karoline Fesser zeigt im Rahmen der Passagen 2024 in der Brüsselerstraße ihren hölzernen Hocker im Zusammenspiel mit Keramikvasen.

Die lokale Szene sei wieder stark vertreten, so Vogginger. „Köln hat im Vergleich zu anderen Großstädten eine sehr gute Designerszene. Die jungen Designer sind hier gut vernetzt.“ Von KölnBusiness gefördert präsentieren die Passagen daher die sogenannten „Cartes Blanches“: neue und junge Designer der lokalen Szene. In der Bar Hallmackenreuther am Brüsseler Platz gibt es eine Schau von Design-Produkten an der Grenze zur Kunst und recycelte Möbel.

Schillo Keramik in der Liebigstraße 153 bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Handwerk, Design und Kunst und fertigt kleine Dinge aus Keramik für den täglichen Gebrauch. Das Studio Niruk in der Design Post in der Deutz-Mülheimer-Straße präsentiert Arbeiten mit Kork, und im Audiolabor am Ebertplatz gibt es eine Klang-Installation von Studierenden der International School of Design der TH (KISD). Die Designerin Karoline Fesser zeigt in der Brüsseler Straße einen drehbaren hölzernen Hocker zusammen mit den Kristallglasuren von Keramikingenieur Karl Weber.

Spiel mit Architektur

Im Stoff-Pavillon Moeller an der Hahnenstraße stellen deutsche und schweizerische Badhersteller ihre Produkte aus: Hier zu sehen eine blau leuchtende Badewanne.

Im Stoff-Pavillon Moeller an der Hahnenstraße stellen deutsche und schweizerische Badhersteller ihre Produkte aus: Hier eine leuchtende Badewanne.

In die Überlegung der Designerinnen und Designer fließe auch immer mehr die Architektur mit ein, so Voggenreiter. Ob es ein Gebäude aus den 60er-Jahren oder aus der Gründerzeit ist: Die räumlichen Gegebenheiten werden miteinbezogen oder gar zur Grundlage gemacht. Im Stoff-Pavillon Möller in der Hahnenstraße kann man dies begutachten: In dem charakteristischen Bau von Architekt Wilhelm Riphahn platzieren deutsche sowie schweizerische Badhersteller ihre Designobjekte, indem sie „ausdrücklich auf die Architektur eingehen“, so Voggenreiter. Hier findet ab dem 12. Januar jeweils um 16 Uhr eine tägliche Führung statt, am 13. Januar referiert Professorin Petra Sophia Zimmermann über Riphahn und seine Bauten der Kölner Nachkriegszeit.

Internationale Designer in Ehrenfeld

In der Pattenhalle sind die Produkte von über 20 Designern zu sehen.

In der Pattenhalle sind die Produkte von über 20 Designern zu sehen.

Mehr als 20 aufstrebende, internationale Designerinnen und Designer zeigen in der Pattenhalle Ehrenfeld ihre Produkte und Entwürfe. Hier gibt es zum Beispiel Möbel im minimalistischen Stil von Paula Ellert, einen Hocker aus dem Schwarzwald von Raphael Pzsgai, Taschen und Accessoires von Lippert, Porzellan-Produkte zwischen Design und Kunst von der Manufaktur Peng.

Neben der Pattenhalle gibt es auch den „design parcours Ehrenfeld“, der 2008 gegründet wurde: In den typischen, kleinen Geschäften, Showrooms sowie in Werkstätten wird internationales Design präsentiert.


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