Gymnasium in Köln-PorzSchüler-Protest gegen Stundenplan

Mehr als 150 Schüler haben auf dem Schulhof des Porzer Stadtgymnasiums gegen ihre neuen Stundenpläne protestiert.
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Porz – „Unbezahlter Vollzeitjob Schüler“, „Abi-Vorbereitung – Wo? Wann?“ – solche Botschaften standen auf Plakaten, mit denen rund 150 Oberstufenschüler des Stadtgymnasiums in Porz auf ihrem Schulhof protestierten. Der Grund: Zu Beginn des zweiten Halbjahres erhielten sie neue Stundenpläne, mit denen sie alles andere als einverstanden sind. Denn nun kommen die meisten von ihnen erst am Abend nach Hause – während sie an manchen Tagen von morgens bis abends durchgehend unterrichtet werden, klaffen an anderen Tagen große Lücken im Stundenplan, weil ihnen nun viel mehr Freistunden zugeteilt wurden.
„An manchen Tagen haben einige von uns durchgehend bis zu elf Stunden Unterricht“, schildert der 19-jährige Maximilian Koch sein Pensum, das kaum ein Angestellter im normalen Berufsleben akzeptieren würde. „Viel Freizeit bleibt dann nicht mehr übrig“, sagt auch Christine Großheim, ebenfalls 19 Jahre. Während sie aus diesem Grund einen Aushilfsjob nicht mehr ausführen könne, wüssten andere Schüler nicht, wann sie noch zu Sportvereinen, zur Fahrschule oder zur Musikschule gehen sollen. „Da wir ein Gymnasium mit einem Musikzweig sind, wollen einige Schüler auch Musik studieren, doch die verbleibende Freizeit reicht nicht aus, um sich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten“, moniert eine andere Schülerin.
Viel Druck und wenig Freizeit
Haben auch Sie ähnliche Erfahrungen an Ihrer Schule gemacht und können von Elf-Stunden-Tagen und schlechten Lernbedingungen berichten? Dann melden Sie sich bei uns mit der Angabe, um welche Schule es sich handelt, und mit konkreten Beispielen aus dem Stundenplan. Wir freuen uns auf ihre E-Mail an community@ksta.de oder eine Nachricht via Twitter oder Facebook.
Die Verkürzung der Schulzeit an den Gymnasien auf zwölf Jahre bis zum Abitur hat fast an allen Schulen für viel Druck und weniger Freizeit gesorgt. Doch die Situation ist nicht an allen Schulen gleich. In Porz sind sich die Gymnasiasten sicher, dass die Stundenpläne besser eingeteilt werden könnten: „Pro Woche habe ich jetzt 31 Unterrichtsstunden plus 17 Freistunden“, beklagt sich Koch. „Früher hatten wir höchstens neun Freistunden.“ Sein Stundenplan beinhaltet an drei Tagen auch eine Mittagspause. Allerdings werde die neu gebaute Mensa voraussichtlich erst nach den Osterferien eröffnet – wenn die Abiturienten bereits die Schule verlassen haben. Es gibt keine Räume, in denen man in Ruhe fürs Abitur lernen könne. Auch in der Schulbibliothek herrsche Platzmangel, sagen die Schüler. Sie protestieren auch für bessere räumliche Bedingungen. Dafür ist die Stadt zuständig. Die sogenannten inneren Schulangelegenheiten sind Sache des Landes und somit der Bezirksregierung als Schulaufsicht.
Sie tut sich schwer mit einer Einschätzung der Frage, was man Oberstufenschülern zumuten darf und was nicht. Die Problematik voller Stundenpläne sei bekannt. „Sie ergibt sich immer dann, wenn eine Schule ihren Oberstufenschülern eine breite Wahlmöglichkeit bei der Kursbelegung offen halten möchte“, sagt ein Behördensprecher. „Dies hat zwangsläufig zur Folge, dass das Zeitraster für den Stundenplan eine große Zahl von Stunden pro Tag und pro Woche umfasst.“ Da in der gymnasialen Oberstufe durchschnittlich 34 Wochenstunden zu belegen seien, könne es in der Tat dazu kommen, dass einzelne Schüler an einzelnen Tagen übervolle Stundenpläne hätten. Oft komme es vor, dass Schüler elf Schulstunden in der Schule verbringen, aber lediglich sechs oder sieben dieser Stunden mit Kursen gefüllt seien.
In jedem Fall müsse der Einzelfall geprüft werden. Es gebe keine pauschale Antwort auf die Frage, wie viele Stunden Schulunterricht an einem Tag akzeptabel seien, heißt es bei der Bezirksregierung. Eltern und Schüler wundern sich darüber, dass in einem Bildungssystem, das für jede Kleinigkeit Vorschriften kennt, keine Regelung in dieser wesentlichen Frage existieren soll.
Lehrer zeigen Verständnis
Die Porzer Lehrer hätten Verständnis gezeigt, als Schüler mit einem Streikaufruf durch die Räume zogen, sagt Christine Großheim. Die Schulleitung sei dagegen weniger verständnisvoll gewesen. Schulleiter Thomas Biegel wollte sich auf eine Anfrage des Kölner Stadt-Anzeiger nicht zu dem Protest der Schüler äußern. „Zuerst sollen Gespräche mit den Eltern und Schülern stattfinden.“