Der Eisvogel als Anglerkollege
Eil – Es ist einer dieser magischen Momente, auf den Naturfotografen oft sehr lange warten müssen: Der Eisvogel kommt herangeschossen wie ein farbenfroher Pfeil, taucht aber nicht zur Jagd ins Wasser des Angelteiches, sondern landet auf Hans Paffraths gelber Angelrute. Ganz unbefangen posiert der edelsteinbunte Vogel für seinen menschlichen Anglerkollegen. Hans Paffrath kann den Besuch des kleinen Gesellen mit der Kamera festhalten.
Das Foto des kecken Vogels auf der Angelrute ist Herzstück einer Ausstellung mit Bildern von Paffrath im Haus des Waldes auf Gut Leidenhausen. Der leidenschaftliche Angler ist Mitglied des Fischerei-Vereins Köln-Mülheim von 1921 und sitzt seit sechs Jahrzehnten regelmäßig am Angelgewässer des Vereins in der Wahner Heide. Außer der Angel hat er stets auch die Kamera dabei. Die Geduld und Ruhe, die das Anglerhobby erfordert, kommen ihm als Fotografen zugute. So hat ihn der Eisvogel am Angelgewässer inzwischen quasi als Kumpel akzeptiert und kommt oft recht bald neugierig angeflogen, wenn Paffrath zum Angeln erscheint. Während der Mensch aus dem Gewässer große Karpfen oder Hechte zieht, erbeutet der Eisvogel Exemplare derselben Fischarten, solange sie noch winzig sind, zudem Moderlieschen oder Rotaugen.
Hans Paffraths schier endlose Hingabe beim Beobachten der Vögel in den verschwiegenen Ecken der Heide, beim Ablichten von Wassergetier, Schlangen, Rot- und Schwarzwild, Füchsen und Siebenschläfern würdigte Heide-Kenner Jürgen Schumann vor großem Publikum bei der Ausstellungseröffnung.
Jedes Foto erzähle eine Geschichte, machte Schumann deutlich, und jedes Tierbild gebe Zeugnis von der Naturvielfalt am Rande der Großstadt. „Was Sie hier sehen, sind zum Teil Schnappschüsse, zum Teil aber auch ein Stück der normalen Wahner Heide-Landschaft, die jedem offensteht und ähnliche Beobachtungschancen bietet. Natürlich braucht man dazu auch Riesenglück“, sagte der erfahrene Heide-Filmer.
Paffrath dankte der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und dem Freundeskreis Haus des Waldes für die Gelegenheit, seine Fotos einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und übergab Joachim Bauer für das Wald-Museum eine 33 Millionen Jahre alte Versteinerung, ein in Lindlar gefundenes Erinnerungsstück an die Ur-Bäume.
Zu jedem seiner Fotos könnte Paffrath ein spannendes Naturerlebnis schildern, sein Schatz aus sechs Jahrzehnten ist enorm. Seien es winzige Quallen oder Urzeitkrebse in den Heidegewässern oder die großen Tiere– jeder Beobachtung erweist er mit der Kamera Respekt. Übrigens hatt Paffrath auch einen Fahndungsaufruf nach dem „USO“ (Unbekanntes See-Objekt“) in die Ausstellung integrier: Einen knapp fingerlangen Wasserbewohner, der ihm vor die Linse geriet und der wie eine sehr spezielle Mischung von Krabbe und Larve aussieht, konnte der Naturliebhaber bisher noch nicht bestimmen. Hilfe ist willkommen.
Wichtig ist ihm, mit seinen Bildern für die Achtung für die Natur zu werben. Die Kulturlandschaft Wahner Heide als ehemaliger, durch Übernutzung zerstörter Wald biete jetzt zahlreichen Pflanzen und Tieren ein Zuhause, die sich im tiefen Wald so nicht entfalten könnten.
Dazu zählt nach Joachim Bauers Worten auch der Rothirsch, den viele Menschen als Waldtier betrachteten, der sich im Heide-Offenland aber deutlich wohler fühle. Was die Fotos zeigen.
Die Ausstellung „Mein Freund der Eisvogel“ ist auf Gut Leidenhausen im Haus des Waldes bis zum 23. August zu sehen. Das Haus des Waldes ist sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. www.sdw-nrw-koeln.de
Jürgen Schumann