Doppeltes Weihnachtsmarkt-Vergnügen

Grünkohl (l.) gibt es bei Friedhelm Breuer und Wolfgang Floßbach, Glühwein beim Bürgerverein Porz-Mitte (r.)
Copyright: Claudia Mund
Porz – Patriotismus ist in Porz Ehrensache, besonders, wenn es um eine der jüngst aus der Taufe gehobenen Veranstaltungen rund ums Bezirksrathaus geht. Der dreitägige Rheinachtsmarkt an der malerischen Porzer Rheinpromenade ging in dieser Saison in die zweite Runde, Grund genug für die Porzer Bevölkerung, trotz anfänglich wetterbedingter Unbilden durch die Budengasse zu wandeln, Glühwein zu trinken und ihrer Lebensfreude lautstark Ausdruck zu verleihen.
„Es ist wieder sensationell“, bestätigt Bezirksbürgermeister Henk van Benthem am Samstag, dem zweiten Tag. Mit Holger Harms vom Festausschuss Porzer Karneval, den Porzer Nubbele Anja Huber und Markus Galle und Bezirksamtsleiter Karl-Heinz Merfeld stemmt er ehrenamtlich die Organisation der Veranstaltung. Jeder hat sein spezielles Aufgabengebiet.
Beim Mobilisieren ortsansässiger Kräfte bewies das Team viel Talent – mit 30 000 Euro finanziert die Porzer Geschäftswelt das Rhein-Event, die Alexianer helfen mit Buden aus, die noch zwei Wochen vorher beim eigenen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt gute Dienste taten. Auf dem kostenlos zur Verfügung gestellten Tieflader eines Porzer Unternehmens waren sie am Mittwoch vor dem Rheinachtsmarkt von Ensen-Westhoven direkt an das Friedrich-Ebert-Ufer gebracht worden. „Am Mittwochmorgen um sieben Uhr dreißig haben wir die erste Hütte geholt“, erzählt Henk van Benthem, „die letzte haben wir dann um zwanzig Uhr dreißig gestellt.“

Grünkohl (l.) gibt es bei Friedhelm Breuer und Wolfgang Floßbach, Glühwein beim Bürgerverein Porz-Mitte (r.)
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Die physischen Konsequenzen spürt der Bezirksbürgermeister zwar immer noch. Allerdings macht der Blick auf das stimmungsvolle Rhein-Panorama all die Mühen der vergangenen Tage wett.
Aber auch der Markt selbst hat viel zu bieten. Kleine Feuerwehrfans dürfen das Großflughafenlöschfahrzeug „Panther“ von der Flugbereitschaft besteigen. „Lichtengel“ gehen am Abend durch die Budengasse und verkaufen Holzsterne, auf die der größte Weihnachtswunsch der Kinder geschrieben wird. Der Erlös kommt Kindern aus sozial schwachen Familien zugute.
Zum Gesang des Shanty-Chors Rheinmöven bummeln Rheinachtsmarkt-Besucher aller Altersklassen von Bude zu Bude, der Duft von Grünkohl und Mettwurst weht vom „Verein Selbstständiger Handwerker“ her, sie bieten nach Aussage von Vorstandsmitglied Wolfgang Floßbach „ein grundehrliches Essen“, das zum Handwerk passe. „Unsere Einnahmen gehen zu 100 Prozent an einen guten Zweck“, berichtet der Mann am Grünkohl-Topf. Vereinskollege Friedhelm Breuer hat das Würstchen-Ressort fest im Griff, wohin die Spende letztlich gehe, müsse noch beschlossen werden, meint er.

Der Blick auf den Fluss ist inklusive beim Porzer Rheinachtsmarkt. Thomas Lück und Heike Baier-Lück verkaufen Herzkissen.
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Heike Baier-Lück und Ehemann Thomas Lück vertreten den Verein Kölner Herzkissen, mit den selbstgenähten und -gestrickten Verkaufsartikeln finanzieren sie spezielle Kissen, die sie an Brustzentren weitergeben und die frisch operierten Brustpatientinnen Erleichterung verschaffen können. „Die Kissen kann man sich unter den Arm klemmen“, erläutert Heike Baier-Lück, „das nimmt den Schmerz von der Narbe und ist außerdem Balsam für die Seele.“
Der karitative Grundgedanke herrscht in den meisten der insgesamt 24 Buden vor. Aber auch die Wiederbelebung der Porzer Innenstadt haben sich alle auf die Fahnen geschrieben. Glühwein in mehreren Variationen hält der Bürgerverein Porz-Mitte bereit, der Verein hat so viele Anfragen, dass auch er bei der nächsten Vorstandssitzung überlegen muss, wo das Geld innerhalb der Kinder- und Jugendarbeit am besten angelegt wird.
„Mit der Rheinromantik und dem geplanten Rhein-Food-Festival im nächsten Jahr haben wir gleich drei Veranstaltungen, die Porz attraktiver machen. Das finde ich einfach Spitze“, freut sich Dieter Berns vom Bürgerverein Porz-Mitte. Wilhelm Hammes, Anna Blechmann und Astrid Schumacher sind mit ihm zum Glühwein-Dienst angetreten, Vereinsmitglied Ruth Fisbach leistet vor der Hütte moralischen Beistand.

Der Blick auf den Fluss ist inklusive beim Porzer Rheinachtsmarkt. Thomas Lück und Heike Baier-Lück verkaufen Herzkissen.
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Handgemachte Seifen aus Aleppo, Konfitüren, Holzwerk und weihnachtliche Dekorationsartikel finden sich im Verkaufsangebot, Leckereien wie Flammkuchen, Crêpes oder Reibekuchen erfreuen den Gaumen der Rheinachtsmarkt-Besucher, traditionelle und ausgefallene Spirituosen wärmen von innen.
Schausteller Michael Berndt kreiert in seiner Wurzelmann-Hütte erstaunliche Mixturen, seine „flüssigen Dominosteine“ haben auf dem Gelände schnell den Ruf eines Geheimtipps. „Hier ist es richtig schön hinzukommen“, sagt er zur Stimmung am Porzer Rheinufer.
Karl-Heinz Gauchel aus Langel ist zum zweiten Mal auf dem Rheinachtsmarkt. „Wenn etwas Gutes auf die Beine gestellt wird, muss man das unterstützen“, erklärt der Ehrenpräsident der KG Löstige Langeler. Martina und Bernd Rohmann, ebenfalls aus Langel und karnevalsaffin, stimmen beherzt zu.
„Das ist Patriotismus“, bekräftigt Bernd Rohmann enthusiastisch, seine Frau fasst den Beweggrund für ihren Rheinachtsmarkt-Besuch in unmissverständliche Worte: „Das gehört sich so, wenn man in Porz wohnt.“
Martina Rohmann, Besucherin