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„Mindestens Hotel-Standard“Kölner Krankenhaus investiert 19 Millionen Euro in neuen Bettentrakt

Lesezeit 4 Minuten
Fünf männliche Personen vor einem Gebäude, das ein Baugerüst um sich hat

Den künftigen Patiententrakt im neuen Ostflügel des Alexianer Krankenhauses inEnsen-Westhoven stellten Geschäftsführer, Chefarzt und Architekten vor.

Am Alexianer Krankenhaus Porz in Ensen-Westhoven entsteht eine neuer Bettentrakt der Psychiatrie, dessen Stil auf die Patienten ausgerichtet ist.

Zeitgemäße psychiatrische Hilfe für Patienten braucht eine Umgebung, in der die oft voller Ängste ins Krankenhaus kommenden Menschen ihre Würde bewahren und sich gut aufgehoben fühlen können. Diese Anforderung soll der hochmoderne neue Bettentrakt erfüllen, der am Alexianer Krankenhaus Porz für insgesamt 19 Millionen Euro errichtet wird.

Die Außenhülle des Neubaus, das einen nach heutigen Maßstäben unzureichenden Ostflügel ersetzt, ist jetzt fertiggestellt, das Gebäude „dicht“. Diesen Baufortschritt nahmen Geschäftsführer Peter Scharfe, Chefarzt Henning Ruff und Vertreter des Aachener Büros bft, das für die Planung verantwortlich ist, zum Anlass für einen Ausblick. Im Frühjahr 2024 soll der neue Bettentrakt bezugsfertig sein.

Die Alexianer Köln setzen große Erwartungen in die Verbesserungen für Patienten und Mitarbeiter. Drei hochmoderne Stationen und eine gesonderte Notaufnahme sind demnach vorausschauend geplant worden. Peter Scharfe sagt: „Die gesamte Planung rankt sich ums Erdgeschoss. Alles beginnt mit der Aufnahmestation.“

Alexianer Krankenhaus: Neues Gebäude schafft Platz für mehr therapeutische Angebote

Der Baukörper biete künftig die Möglichkeit, Patienten in Krisensituationen über eine Auffahrt unmittelbar zur Aufnahme zu bringen. „So bleibt Menschen, die in ihrer akuten Situation nicht immer freiwillig ins Krankenhaus kommen und fixiert sind, ein entwürdigender und furchteinflößender Transport durch viele Flure und das ganze Haus erspart“, führt Scharfe aus.

Im Erdgeschoss wird die Maxime „möglichst wenig geschlossene Türen“ umgesetzt, auch dies eine Maßnahme gegen Patienten-Ängste. Je nach aktuellem Bedarf kann die an den Gemeinschaftspraxis- und Thekenbereich anschließende Station in zwei Blöcke geteilt werden, um Patienten mit unterschiedlichem Akutzustand und dementsprechendem Schutz- und Versorgungsbedarf notfalls voneinander zu separieren.

Die erste Etage bietet durchweg Zweibettzimmer in zwei Stationen der offenen Psychiatrie. Durch die räumliche Aufteilung ist aber Privatsphäre für die Kranken berücksichtigt. In der zweiten Etage ist Platz für die derzeit in ein anderes Gebäude ausgelagerte Abteilung zur Alkoholentgiftung. Wenn dieser Bereich in den neuen Ostflügel umgezogen ist, entsteht im jetzt dafür genutzten Haus noch mehr Platz für therapeutische Angebote, sagt Peter Scharfe.

Schwierigkeiten bei Genehmigungsverfahren

Das Haus werde Behaglichkeit und gute Arbeitsbedingungen fürs Personal schaffen. Der Weg dorthin sei allerdings lang gewesen. Die Alexianer selbst hätten sich intensiv mit den Anforderungen an einen Ersatz für das heutigen Bedürfnissen nicht mehr genügende Bettenhaus im Ostflügel auseinandergesetzt. Auch das Genehmigungsverfahren sei schwierig gewesen.

Wegen des Denkmalschutzes habe sich beispielsweise der Gestaltungsbeirat in Köln mit den Bauplanungen befasst und manche Veränderungen gefordert. Chefarzt Henning Ruff sieht dem Bezug des Neubaus mit großen Erwartungen entgegen. „In den vergangenen 40 Jahren hat sich in der Psychiatrie viel verändert“, betont er.

Wir haben jetzt den Anspruch, dass Patienten so kurz wie möglich im Krankenhaus bleiben
Henning Ruff, Chefarzt

„Wir haben jetzt den Anspruch, dass Patienten so kurz wie möglich im Krankenhaus bleiben. Das ist durch den Ausbau anschließender oder begleitender Angebote möglich“. Aktuell liege die durchschnittliche Verweildauer im Alexianer Krankenhaus bei drei Wochen. Die psychiatrische Versorgung werde nicht mehr „in großen Anstalten weitab der Stadt“ angeboten, sondern möglichst gut angebunden ans alltägliche Leben.

Neues Gebäude bietet „Umgebung, die der Behandlung förderlich ist“

„Im neuen Haus setzen wir Erkenntnisse um, wie man eine Umgebung schafft, die der Behandlung förderlich ist“, erklärt der Chefarzt. Das beginne bei der Größe der Fläche und gehe über Farbgebung und Raumtemperatur bis hin zur Lichtgestaltung. Denn alles, was laut, eng und dunkel sei, habe negative Auswirkungen gerade bei Krankheiten, die zur Beeinträchtigung der Wahrnehmung führen.

Die neuen Stationen erfüllten „mindestens Hotel-Standard“. Die Geschäftsführung des bft-Planungsbüros und die Projektverantwortlichen weisen auf bauliche Besonderheiten hin. So ist der Neubau in allen Etagen ans historische Hauptgebäude des Krankenhauses angeschlossen, was zur Übernahme der erheblichen Deckenhöhe von mehr als vier Metern im Erdgeschoss führte – eine weitere Maßnahme, die Weite schafft und nicht einengend wirkt.

Es gibt eine differenzierte Folge von Aufenthalts- und Begegnungsräumen für die Patienten, fürs Personal werden funktionale und atmosphärisch gute Arbeitsbedingungen geschaffen. Um den neuen Bettentrakt flexibel auch auf Anforderungen der Zukunft vorzubereiten, sind die meisten Innenwände in Trockenbauweise errichtet und können bei Bedarf umgestaltet werden, macht Stefan Berens deutlich.

Gebäude an schwierige Entwässerungssituation angepasst

Dem Wohl der Patienten dienen mehrere Gartenflächen. Die extensive Dachbegrünung des Hauses soll das Mikroklima im gesamten Gebäude verbessern und vor allem der besseren Regulierung zukünftiger möglicher Starkregen-Ereignisse dienen. Denn die Entwässerungssituation des neuen Gebäudes sei schwierig. Weder der Boden noch der Kanal könnten sehr große Regenmengen aufnehmen.

Das würden dann die Dachbegrünung sowie große, unterhalb der Gartenflächen eingebaute Rückhaltetanks leisten, führten die Planer aus. Fürs gute Klima im Haus insbesondere angesichts der prognostizierten weiteren Erwärmung in den Städten sind im neuen Trakt Kühldecken eingezogen. Die Errichtung des neuen Ostflügels finanziert die Stiftung der Alexianerbrüder. Die Alexianer Köln GmbH mietet das Gebäude.

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