Erich Kästner in der Heide als Rekrut

Am 8. August 1906 kam Kaiser Wilhelm II. auf den Schießplatz nach Wahn und nahm dort auch eine Parade ab.
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Wahner Heide – Seinen Militärdienst erlebte der Schriftsteller Erich Kästner in Wahner Heide. Im Jahr 1917 wurde er zur schweren Artillerie einberufen. Im "Brief aus Köln", aus dem Jahr 1930, schildert er die Explosion der Dynamitfabrik Wahn und seine Erlebnisse, die er während der Novemberrevolution 1918 auf dem Schießplatz erlebte: Damals war ich eine Art Gefreiter Bei der deutschen Fuß-Artillerie... Auf dem Schießplatz Wahn als Meldereiter... Kölner Mädchen ..." Ganz Batterie!"
Nachlesen kann man die Verse in der Ausstellung "200 Jahre Schießplatz in der Wahner Heide und die Troisdorfer Bevölkerung". Die Brutalität der Ausbildung schreckte den Schriftsteller ab und machte ihn zum Friedensaktivisten. Durch den harten Drill seines Ausbilders zog er sich zudem eine lebenslange Herzschwäche zu.
Im Jahr 1817 begannen preußische Truppen die Wahner Heide zu nutzen. Köln war nach dem Wiener Kongress von 1815 zur Festungsstadt ausgebaut worden und das Militär brauchte einen Platz, um mit scharfer Munition zu üben. "Revuen" wurden damals die ersten Schießübungen genannt. Die Gemeinde Wahn musste dafür eine rund hundert Hektar große Fläche nördlich der Scheuermühle zur Verfügung stellen.

Erich Kästner im Alter von 16
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Die Rekruten und Offiziere wurden bei Anwohnern in den umliegenden Orten untergebracht. "Beliebt waren die Militärs nicht", berichtet Beate von Berg, die die Ausstellung mit zahlreichen anderen Fachleuten organisierte. "Es gab viel zu wenig Geld und die Gastgeber waren zu Vorspann- und Fouragediensten verpflichtet", so von Berg, "das heißt, sie mussten sich auch um die Versorgung der Militärpferde kümmern."
Die Entwicklung der Artillerie war rasant und so wurde der Schießplatz Ende des 19. Jahrhunderts mit festen Gebäuden versehen. Es gab Wasserleitungen, Strom lieferten die Kölner Elektrizitätswerke. Im Jahr 1906 kam Kaiser Wilhelm II., um den Schießplatz persönlich zu inspizieren. Aus den vereinzelten "Revuen" wurde ab dem Jahr 1912 ein ganzjähriger Manöverbetrieb. Die Bevölkerung profitierte davon. Metzger, Bäcker, Gastwirte und auch Fotografen hatten viel zu tun.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Belgier nach Wahn. Die Briten bauten 1946 eine erste große Landebahn in der Heide. Der Grundstein für den Flughafen. Nicht allen Menschen gefiel dies. Der Ausbau wurde immer wieder von Protesten begleitet.

Trotz Protesten wurde der Flughafen in der Wahner Heide im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut. Hier ein Bild aus den 1990er Jahren.
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Noch heute wird ein Teil der Heide als Übungsplatz verwendet. Allerdings nicht mehr so intensiv wie früher. Die Bundeswehrkasernen in Wahn grenzen weiter direkt an die Heide.
Die Ausstellung ist noch bis zum 10. Dezember in der Remise Wahner-Heide-Portal der Burg Wissem, Troisdorf, Burgallee 1, zu sehen. Dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr, Wochenende von 10 bis 18 Uhr.