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Freizeittipps in Köln-PorzEs muss nicht immer die Wahner Heide sein

Lesezeit 4 Minuten

Landschaftsschutzgebiet laden zum Erholen ein

Porz – Wer im Sommer in Porz bleibt, hat viele Möglichkeiten, sich in der Natur zu erholen. Dabei müssen es beileibe nicht immer die Wahner Heide und die Groov sein, wohin der Erholungssuchende an schönen Tagen aufbricht. Zwar ist das Freizeitangebot dort am größten, aber es lohnt sich, auch einmal andere Orte aufzusuchen.

Das Naturschutzgebiet Westhovener Aue

Eine Möglichkeit wäre das Naturschutzgebiet Westhovener Aue. Eine Schar Gänse paddelt friedlich im Wasser. Am anderen Ende des Seeufers tollen Hunde herum. „Hier gibt es ein friedliches Miteinander von Haus- und Wildtieren“, sagt Maja Meyer-Rühling, Tierärztin aus Poll. Sie liebt den kleinen See in der Westhovener Aue seit vielen Jahren. „Morgens drehe ich ein Runde mit den Hunden, manchmal komme ich auch in meiner Mittagspause hierher, und abends setzen mein Mann und ich uns mit einem Glas Wein ans Seeufer und genießen den Sonnenuntergang.“

Entspannter als die Poller Wiesen

Maja Meyer-Rühling ist nicht die einzige, die den ruhigen Ort zwischen den Ausläufern der urbanen Zentren Poll und Ensen-Westhoven mit seinen Hochhäusern, deren Spitzen nur ein ganz kleines bisschen über die Baumwipfel ragen, lieben. Auch andere Hundefreunde kommen gern hierher, weil es entspannter als auf den Poller Wiesen zugehe, wie sie sagen. Das sehen offenbar Fips und Mücke ähnlich. Die beiden Hunde tollen im Wasser herum, Fips taucht sogar nach den Steinchen, die ihm Frauchen zuwirft. Den Enten, die als Geschwader im Wasser umherschwimmen, widmen sie keinen Blick. Die anderen Hunde sind ihnen offenbar ebenfalls schnurzpiepegal. Sie haben nur eines im Sinn: im angenehm temperierten Nass zu planschen.

Das möchte Maja Meyer-Rühling dann doch nicht. „Da ist mir zu viel Natur, sprich Entenkot und Algen, drin“, sagt sie und zieht es vor, am Ufer zu stehen und Steinchen zu werfen. Anderen machen die natürlichen Unreinheiten weniger aus. Sie steigen mit ihrem Hund ins Wasser und kühlen wenigstens die Beine.

Wo sich in der Mittagspause oft DLR-Mitarbeiter erholen, lesen Sie im nächsten Abschnitt.

Unter Naturschutz steht der Scheuermühlenteich in Wahnheide zwischen dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Luftwaffenkaserne. In der Mittagspause nutzen daher oft die DLR-Mitarbeiter und die Soldaten das Naherholungsgebiet zum Spazierengehen oder Joggen. Doch auch Anwohner genießen die Ruhe an diesem idyllischen Ort, lassen den Blick über das Wasser schweifen oder beobachten die Enten und Gänse.

Lernpause in Porz

Der zweijährige Fin scheint fasziniert zu sein von den Wasservögeln, da lässt er sogar sein Laufrad links liegen. Seine Tante Julia B. (ihren vollen Namen möchte sie nicht nennen) passt unterdessen auf, dass der Junge nicht über das Geländer klettert. „Ich bin mit meinem Neffen hier, weil ich eine Lernpause brauche“, sagt die junge Frau aus Spich, die momentan eine Ausbildung absolviert. „Mein Hund Lou fühlt sich hier ebenfalls wohl.“

Der schwarze Labrador beobachtet das Geschehen und läuft zwischendurch Fin hinterher. „Ich passe auf, dass Lou nicht ins Wasser geht – im Moment wird ja davor gewarnt, weil es mit Schadstoffen belastet sein soll“, sagt Julia. Ein Hinweisschild in der Nähe des Parkplatzes warnt Angler davor, hier zu fischen. Im vergangenen Jahr wurde im Wasser eine erhöhte Konzentration der Chemikalie Perfluorierte Tenside (PFT) nachgewiesen. Diese steht im Verdacht, krebserregend zu sein – hier geangelte Fische sollten besser nicht verzehrt werden.

Modellschiffe trotzen Gewässerbelastung

Der Interessengemeinschaft Schiffsmodellbau Porz macht eine mögliche Gewässerbelastung wenig aus. Die Mitglieder können trotzdem ihre Modellschiffe über den Teich schippern lassen. Regelmäßig treffen sie sich an diesem Ort. Um die Tierwelt zu schützen, benutzen die Hobby-Modellbauer keine Rennboote oder Krach erzeugende Schiffchen.

Die beiden Damen Helga Hampel und Gisela Schindelin gehen ebenfalls oft am Scheuermühlenteich spazieren – oder im Linder Bruch. Vor fast 30 Jahren wurden dort Zeichen einer keltischen Siedlung entdeckt. Archäologen fanden in dem Gebiet Grabschaufeln, Stiele und Reste von Gefäßen aus Holz. Die wurden im Rheinischen Landesmuseum Bonn ausgestellt. „Die Ausgrabungen haben mich immer interessiert, damals habe ich mich auch oft mit den Studenten unterhalten, die hier gearbeitet haben“, sagt Schindelin.

Schon vor etwa 30 bis 40 Jahren sei sie im Linder Bruch mit ihren Kindern spazieren gegangen, erinnert sich Hampel. „Später habe ich dann meinen Enkeln auf dem Weg rund um das Landschaftsschutzgebiet das Fahrradfahren beigebracht.“ Heute gehen die beiden Seniorinnen beinahe jeden Tag für mindestens eine halbe Stunde hier entlang. „Die Landschaft wirkt noch naturbelassen“, so Hampel. „Außerdem gibt es sonst nicht so viele Möglichkeiten zum Spazierengehen, wenn man wie wir kein Auto hat und sich nicht immer ein Taxi leisten möchte.“