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Grundschule IriswegPorzer Rektor Verfürth geht in Ruhestand

Lesezeit 3 Minuten

Martin Verfürth, der seit der Gründung der Gemeinschaftsgrundschule Irisweg in Zündorf vor 26 Jahren Rektor ist, verabschiedet sich Ende des Schuljahres in den Ruhestand.

Zündorf – Wenn Martin Verfürth durch die Flure der Gemeinschaftsgrundschule Irisweg geht, rufen die entgegen kommenden Kinder ihm ein fröhliches „Hallo Herr Verfürth“ zu. Der Schulleiter genießt diese letzten Momente mit seinen Schülern. Denn nach 26 Jahren fällt ihm der Abschied von der Grundschule alles andere als leicht. „Es wird ein sehr schwerer Schritt“, sagt Verfürth nachdenklich. Mit 65 Jahren wird er sich Ende des Schuljahres in den Ruhestand verabschieden.

Schule wie sein eigenes Kind

„Besonders schwer macht es der Umstand, dass ich der erste Leiter dieser Schule nach der Eröffnung 1989 war – sie ist schon wie ein eigenes Kind“, schildert Verfürth, der selber Vater von zwei Söhnen und zwei Töchtern ist. „Damals habe ich wirklich um diese Stelle gekämpft, denn für mich als junger Lehrer war ein solches Amt eine unglaublich spannende Herausforderung.“ Schließlich setzte er sich gegen die Mitbewerber durch. „Es hat mich gereizt, meine eigene Vision von Schule umzusetzen“, erinnert sich Verfürth.

Mit den Vorstellungen, die er damals hatte, war er seiner Zeit voraus: Denn das Konzept der Inklusion, bei dem Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam unterrichtet werden, war Ende der 1980er Jahre noch ungewöhnlich, so Verfürth. „Zu der Zeit wollte ich auch den Gedanken des Umweltschutzes einbringen und vom strikten Auswendiglernen wegkommen.“

Mit einer großen Gala verabschieden sich Schüler, Eltern und Kollegen am Donnerstag, 18. Juni, ab 17 Uhr von Martin Verfürth. Die Abschiedsfeier ist Teil einer Zirkus-Projektwoche und findet in einem Zelt auf dem Hof der Grundschule Irisweg (Irisweg 2) statt.

Die Zirkuswoche mit dem Motto „Pänz, zum Jeck-Sinn verführt“ geht bis Samstag, 20. Juni. Die öffentlichen Vorstellungen sind am Freitag, 19. Juni, um 17 Uhr und am Samstag, 20. Juni, um 10, um 12 und um 14 Uhr.

Karten gibt es im Vorverkauf in der Schule von 8.15 bis 15 Uhr zum Preis von 4 Euro für Erwachsene und 2 Euro für Kinder und an der Tageskasse. (nc)

Kein Schubladendenken

Geprägt hat ihn dabei seine Zeit an der heutigen Lise-Meitner-Gesamtschule, an der Verfürth zuvor zwölf Jahre lang Biologie unterrichtet hat. „Da habe ich gesehen, dass Kinder und Jugendliche, die man woanders schon längst abgeschoben hätte, doch noch gefördert werden können.“ Schubladendenken, bei dem Kinder frühzeitig separiert werden, entspreche ohnehin nicht seinem pädagogischen Ansatz. „Die Praxis zeigt schnell, dass jedes Kind Entwicklungspotenzial besitzt“, resümiert Verfürth, der zwar in Kleve geboren wurde, aber immer nur Köln als sein Zuhause gesehen hat und bekennender Karnevalsjeck ist.

Beruf mit Herz und Seele gemacht

Seinem Beruf sei er stets mit Herz und Seele nachgegangen. Dabei konnte er sich als junger Mann zuerst gar nicht vorstellen, Lehrer zu werden. Grund dafür war vor allem seine eigene Schulzeit, die er als „schrecklich streng“ bezeichnet. Als er als erster Schüler eines Jungengymnasiums in Kleve den Kriegsdienst verweigerte, musste er stattdessen einen Ersatzdienst in einer orthopädischen Kinderklinik ableisten.

„Eine junge Ordensschwester sagte mir damals, ich könne sehr gut mit Kindern umgehen.“ Sie legte ihm auch nahe, Lehrer zu werden. „Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte“, sagt Verfürth heute. Wegen seiner eigenen negativen Erlebnisse wollte er umso mehr dafür sorgen, dass die Kinder sich an seiner Schule wohlfühlen und gerne lernen. Ihn selbst habe die Schule auch in schlechten Zeiten getragen, vor allem als seine Ehefrau nach langer Krankheit verstorben sei, so der Rektor.

Wenn Verfürth im Ruhestand ist, möchte er zunächst in seine neue Eigentumswohnung am Ensen-Westhovener Rheinufer ziehen. „Danach würde ich gern als Gasthörer die Uni besuchen und mich wieder mehr dem Naturschutz widmen.“ Ein Nachfolger sei noch nicht gefunden worden.