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Hilfe für junge Kleinfamilien

Lesezeit 4 Minuten

Christiane Weigand (Sparkasse Köln-Bonn, v.l.n.r.), Inge Niermann (SkF Köln), Einrichtungsleiterin Jutta Cerny sowie Sven Diedenhofen (Fachbereichsleiter beim SkF)

Porz – Marina, Joan und Martina sind junge Mütter. Ihr besonderer Lebensweg hat sie im SkF-Haus der Frühen Hilfen Porz zusammengeführt. Mit bis zu sieben anderen Frauen mit Kind oder Schwangeren wohnen sie im angeschlossenen Johanna-Klüwer-Wohnen.

Dort erhalten unterstützungsbedürftige Elternteile eine 24-Stunden-Betreuung, erlernen Elternkompetenzen und rüsten sich für ein selbstständiges Leben. Das Mutter-/Vater-Kind-Wohnen sieht für jede zweiköpfige Kleinfamilie ein 30-Quadratmeter-Apartment vor, alleinerziehende Väter sind in der Einrichtung die Ausnahme.

„Fast immer sind es in der frühen Lebensphase der Kinder die Mütter, die sich kümmern“, merkt Sven Diedenhofen an, SkF-Fachbereichsleiter für Kinder, Jugend und Familie. Die 28-jährige Martina ist die älteste Bewohnerin im Wohnheim, nachdem sie vor zehn Monaten ihren Sohn René zur Welt gebracht hatte, wurde sie vom Jugendamt in die Einrichtung des Sozialdienstes katholischer Frauen vermittelt. „Ich habe eine schlimme Zeit mit Drogen und Partys hinter mir, bin immer von A nach B gewandert“, erzählt sie. Zuletzt lebte sie im Elisabeth-Fry-Haus, einem Wohnheim für von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen.

„Ich wollte hierher, weil ich Unterstützung brauchte“, fährt sie fort. Die neue Lebenssituation mit René und eine Privatinsolvenz forderten ihren Tribut, im Johanna-Klüwer-Wohnen fand sie Strukturen, lernte, ihr Geld einzuteilen. Mit ihrem Sohn geht sie entspannt um, auf das Lob der Betreuerin zu ihrem Erziehungsstil ist sie besonders stolz.

Den Auszug in eine eigene Wohnung plant sie für den Sommer, dann möchte sie auf Jobsuche gehen und eine Ausbildung zur Erzieherin machen, während René von einer Tagesmutter versorgt wird.

„Fernziel ihres Aufenthalts ist der Auszug der Frauen in eine eigene Wohnung“, erläutert Einrichtungsleiterin Jutta Cerny. „Bewohner, Pädagogen und Jugendamt legen die Ziele immer für das nächste halbe Jahr fest, erfahrungsgemäß bleiben die Bewohnerinnen ein, höchstens zwei Jahre bei uns.“

Manche Frauen kochen und waschen hier erstmals selbstständig, machen Behördengänge, nehmen ihr Leben in die Hand. Die hausinterne Kinderbetreuung entlastet die jungen Mütter, wenn sie Erledigungen machen müssen oder einfach Zeit für sich selbst brauchen, pädagogische Fachkräfte schulen sie im Umgang mit ihrem Neugeborenen oder Kleinkind. Anders als Martina ist die 16-jährige Marina nicht freiwillig in das Johanna-Klüwer-Wohnen gekommen. „Anfangs wollte ich gar nicht hier sein“, gibt sie zu. „Das Jugendamt hat mich vor die Wahl gestellt, entweder mit Kind im Heim zu wohnen oder mein Kind nicht behalten zu dürfen.“ Mittlerweile ist sie froh über die konsequente Vorgabe, einen Monat vor Tochter Lunas Geburt zog sie im Wohnheim ein.

Auch Marina ging durch mehrere Einrichtungen, vor sieben Jahren verließ sie ihre Familie und fand durch die Jugendhilfe einen Platz zum leben. „In der Familie gab es sehr viele Probleme“, sagt sie, „das hat mich verändert.“ Bald will sie ihr Abitur machen, den Realschulabschluss mit Qualifikation hat sie noch hochschwanger geschafft. Eine der ungewöhnlichsten Geschichten in der Chronik des Hauses erzählt Joan aus Uganda. Sie absolvierte ein Soziales Jahr in Köln, als sie schwanger wurde. Zurück in ihr Heimatland konnte die 26-Jährige nicht, zu sehr fürchtete sie die gesellschaftliche Ächtung wegen eines unehelich gezeugten Kindes.

Im Wohnheim für Alleinstehende konnte sie nach der Entbindung nicht bleiben, erst zwei Tage vor der Geburt von Elionora fand sie dank der Vermittlung der Hilfsorganisationen InVia und Agisra einen Platz im Johanna-Klüwer-Wohnen. Nun vertieft sie ihre Deutschkenntnisse und sucht nach neuen Perspektiven für ihre und Elionoras Zukunft.

„Wir helfen den Frauen und Männern dabei, in die Mutter-, beziehungsweise Vaterrolle hineinzuwachsen“, sagt Jutta Cerny zum Gesamtkonzept der Einrichtung. „Deshalb ist es wichtig, ihnen eine Persönlichkeitsreifung zu ermöglichen und schulische und berufliche Perspektiven zu entwickeln.“

Den Schritt vom Wohnheim in die eigene Wohnung kann durch eine Übergangsphase im Verselbstständigungs-Wohnen Waldbadviertel erleichtert werden, für Fälle mit höherem Betreuungsbedarf gibt es eine Intensivgruppe im Haus Adelheid in Bilderstöckchen. „Frauen mit psychischer Belastung werden mehr, so dass wir dabei sind, eine Einrichtung speziell für psychisch belastete Elternteile mit ihren Kindern in Dellbrück vorzubereiten“, meint Sven Diedenhofen. Ausschlaggebend für den SkF bei der Planung neuer Projekte seien immer die Bedürfnisse der Familien und Kinder.

„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir rechtsrheinisch so ein Angebot haben“, betont Inge Niermann, stellvertretende Vorsitzende des SkF Köln. Mit der Schwangerschaftsberatungsstelle Esperanza, einer Familienhebamme für den Bezirk Porz, der Kontaktstelle für Kinderpflege und den Kinderwillkommens-Besuchen bietet das SkF-Haus ein attraktives Rundum-Paket für Schwangere und junge Eltern.

Für die entsprechende Weihnachtsdekoration sorgte in diesem Jahr die Generalbevollmächtigte der Sparkasse Köln-Bonn, Christiane Weigand, in ihrer Funktion als Vertreterin der „Personal Assistents“. Das hauptsächlich aus Vorstandssekretärinnen bestehende Netzwerk organisiert Spenden, die auch dem SkF zugutekommen. Ein von Obi gespendetes Weihnachtsbäumchen gab es zum Scheck dazu.

Martina, Bewohnerin

Jutta Cerny, Leiterin