HilfsprojektBrieffreund Benjamin schreibt aus Afrika

Mutter Anja Frerich und Vater Stephan Theune mit Piet (links) und Luis. Sie zeigen ein Bild ihres Paten-Bruders Benjamin.
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Poll – „Er war so froh, in die Schule gehen zu können. Das kennen wir hier gar nicht.“ Luis (9) ist immer noch beeindruckt von seiner Begegnung mit Benjamin (13). Benjamin lebt in Nairobi in einem Kinderheim und ist Luis’ Paten-Bruder. Vor einem Jahr reiste Benjamin mit weiteren Kindern aus dem Heim nach Deutschland und besuchte dabei auch Luis und Piets Familie.
Die Familie Frerich/Theune hat vor zwei Jahren über den Verein Shangilia, der sich für Straßenkinder in Kenia einsetzt, eine Patenschaft für den Jungen übernommen. Drei weitere Familien haben es ihnen mittlerweile gleichgetan – auch die Grundschule an der Poller Hauptstraße ist mit dabei: Nach einer Projektwoche zum Thema „Leben in Afrika“ findet am Dienstag, 16. Juli, ein Spendenlauf statt. Luis und sein Bruder Piet (7) freuen sich schon, für ihren Paten-Bruder Geld erlaufen zu können.
Auf das Hilfsprojekt aufmerksam geworden ist Mutter Anja Frerich durch ihre Bekannte Katharina Kiecol, die in der Vereinsleitung von Shangilia Deutschland aktiv ist. „Der Verein wird ausschließlich von Ehrenamtlichen geführt. So bin ich mir auch sicher, dass das Geld bei den Kindern ankommt“, sagt Anja Frerich.
Jeden Monat überweist sie 25 Euro, wovon etwa die Miete für das Heim, aber auch Essen und Schulmaterialien für die Kinder finanziert werden. Doch die Patenschaft besteht nicht nur aus anonymen Überweisungen. „Ein oder zwei Mal im Jahr fährt Katharina Kiecol nach Nairobi“, berichtet Anja Frerich. Bei dieser Gelegenheit prüfe sie nicht nur die Bücher, sondern nehme auch Post für Benjamin mit. „Die Briefe schreibe ich zuvor mit den Kindern auf Englisch. Und wir bekommen natürlich auch Antworten.“ So entstehe ein sehr persönlicher Kontakt.
Auf diese Weise hat Luis auch erfahren, dass Benjamin Trompete spielt – was den 13-Jährigen im vergangenen Jahr nach Deutschland brachte und zum bisherigen Höhepunkt der Beziehung führte. Denn im Jahr 2012 konnten die Poller ihr Patenkind persönlich kennenlernen. Seine Auftritte führten ihn in die Umgebung von Köln. Die Familie hatte natürlich Karten – und war sichtlich bewegt von der Zusammenkunft. „Ich war selbst sehr aufgeregt“, sagt Anja Frerich. „Aber die Kinder haben sich direkt mit Händen und Füßen verständigt, und Benjamin war so offen und fröhlich.“
Seitdem Luis und Piet ihren Patenbruder kennengelernt haben, können sie die Schwierigkeiten, mit denen die afrikanischen Kinder zu kämpfen haben, erst richtig verstehen. „Benjamin hat Glück, in die Schule gehen zu können. Die Erwachsenen sind oft traurig, weil sie diese Chance nicht hatten“, sagt Luis. Anja Frerich und ihr Mann Stephan Theune sind froh, dass sie die Patenschaft für Benjamin übernommen haben. „Die Kinder brauchen einfach Hilfe“, sagt Mutter Frerich. Luis und sein Bruder Piet fühlen sich seit dem Treffen mit Benjamin noch mehr verpflichtet, ihrem Patenbruder etwas zu schicken. „Er erwartet etwas von uns, dass wir ihm zum Beispiel schreiben, und das ist gut“, sagt Luis. „Ich würde mich auch freuen, wenn ich ihn noch mal treffen könnte.“ Zumindest der Gedanke, einmal nach Nairobi zu reisen und ihr Patenkind zu besuchen, existiert bereits in der Familie Frerich/Theune.
Das Straßenkinder-Projekt Shangilia wurde von Afrikanern für afrikanische Kinder entwickelt und besteht seit 16 Jahren. Informationen:www.shangilia.de