Interview mit Heinz-Josef Demmer„Ich kenne in Urbach jeden Stein“

Genießt die Aussicht in seinen Garten: Heinz-Josef Demmer.
Copyright: René Denzer
Elsdorf – Heinz-Josef Demmer ist zufrieden: „Wir haben einen kleinen netten Garten und 85 Quadratmeter zum Wohnen, was will man mehr?“ Das Kopfnicken von Frau Marliese reicht als Antwort. Beide wohnen seit ein paar Jahren im Altenzentrum Urbach, das eigentlich auf Elsdorfer Grund steht. „Doch mit Elsdorf konnte früher kaum einer was mit anfangen“, sagt Demmer. Im Gegensatz zur Pfarre Urbach. So sei schnell klar gewesen, dass das Elsdorfer Altenzentrum den Namen des „großen“ Nachbarn tragen soll. Apropos Nachbarn. Etliche Bürger in Urbach und Elsdorf seien zu Beginn dem Altenzentrum gegenüber etwas skeptisch eingestellt gewesen. „Was aber größtenteils an der Architektur des Gebäudes lag.“ Abgeschreckt habe einige Bürger, dass auf dem schmalen, an der Kreuzung Frankfurter Straße/Friedensstraße liegende Grundstück ein mehrgeschossiger bis zu acht Stockwerke ansteigender Bau aus dem Boden gestampft wird. „Bei einem Tag der offenen Tür“, war die Skepsis aber schnell verflogen.“ Demmer weiß das genau, war er doch damals ebenfalls dabei – als Leiter des Altenzentrums, das 1977 eröffnet wurde. Gerade die Architektur habe ihn gereizt, sagt er.
Denn der mehrgeschossige Bautrakt beherbergt rund 80 Wohnungen, die um einen zur Sonne geöffneten Freiraum gruppiert sind. „Der große Baukörper dient gleichzeitig als Schallschutz zur Frankfurter Straße.“ In diese Richtung liegen nämlich die Treppenhäuser, Bäder und Küchen. So habe man damals eine meterhohe Mauer vermieden, die das Altenzentrum aus seiner Sicht abgeschnitten hätte.
Für das Projekt Altenzentrum, bei dem Demmer schon im Planungsausschuss gesessen hat und im November 1975 als hauptamtlicher Geschäftsführer eingestellt wurde, hat er seinen Job am Marien-Krankenhaus in Bergisch Gladbach drangegeben. Dort war er der Verwaltungsleiter mit 300 Mitarbeitern unter sich. „Pastor Clemens Feldhoff hat mich von da los geeist“, erzählt Demmer. Rund 16 Millionen Euro hat der Neubau damals gekostet – inklusive einem Dorfplatz mit angrenzender Kapelle. Letztere war Wunsch der Kirchengemeinde, die zuvor mit dem St.-Josef-Stift in Urbach das soziale Leben im Veedel mitgeprägt hat.

Ein Bild aus alten Tagen: Heinz-Josef Demmer an seinem Schreibtisch im Altenzentrum.
Copyright: René Denzer
Vor 19 Jahren pensioniert
Geprägt hat die Zeit als Leiter des Altenzentrums auch Heinz-Josef Demmer. „Das war meine zweite Heimat“, sagt der 82-Jährige. Das fing schon in der Bauphase an. Mit Pfarrer Feldhoff hat er Nachtwache gehalten, weil im Schutze der Dunkelheit auf der Baustelle öfter geklaut worden ist. Auch nach der Eröffnung, war das Altenzentrum immer ein wichtiger Teil nicht nur im Leben von Heinz-Josef Demmer, sondern von der ganzen Familie gewesen. So mancher Heiligabend sei mit der Familie in der Einrichtung an der Tiergartenstraße verbracht worden. Seine beiden Söhne Stephan (siehe Interview Seite 33) und Michael hätten beispielsweise für die älteren Herrschaften gekellnert. „Wenn meine Familie nicht so mitgespielt hätte, wäre das alles so nicht möglich gewesen.“
Bei seiner Arbeit sei ihm immer der soziale Aspekt wichtig gewesen. Er wollte nie ein Haus leiten, dass sich abschottet, sagt Demmer. „Wir wollten immer offen sein.“ Das kam an. Bei Heimbewohnern wie den Bürgern aus Urbach und Elsdorf. Etliche Vereine und Gruppen – Schützen, Chöre, Frauengemeinschaft, Freiwillige Feuerwehr und Karnevalisten – haben Veranstaltungen in dem Haus abgehalten. Das Schöne: Sie tun es auch noch heute, 19 Jahre nach der Pensionierung Demmers. Dessen Verbindung zum Haus ist seitdem aber nicht abgebrochen. Zwölf Jahre lang war er Fördervereinsvorsitzender.
Und dann klingelte vor ein paar Jahren das Telefon beim jetzigen Leiter Albert Thönniges. Am anderen Ende der Leitung sein Vorgänger Heinz-Josef Demmer. Er hatte in der Zeitung eine Annonce gesehen, dass die Hausmeister-Wohnung zu vermieten sei. „Ich kenne einen Interessenten“, hatte Demmer damals gesagt. Als er sich und seine Frau ins Spiel brachte, hatte Thönniges dies zunächst für einen Scherz gehalten. War es aber nicht. Das Haus im heimischen Elsdorf übernahm Sohnemann Michael. Und Demmer mit seiner Frau die Hausmeisterwohnung im Erdgeschoss im Altenzentrum. „Ich kenne hier jeden Stein.“
Und nicht nur die, sondern auch einige bekannte Gesichter. 19 Angestellte, die Demmer eingestellt hat, arbeiten noch hier. Mitstreiter aus früheren Tagen hat es auch ins Altenzentrum Urbach gezogen: Pfarrer Clemens Feldhoff wohnt ebenfalls mittlerweile an alter Wirkungsstätte. „Die alten Haudegen kehren zum Tatort zurück“, sagt Demmer und genießt die Aussicht in seinen Garten.