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Kaserne in PorzSuche nach Führungskräften

Lesezeit 4 Minuten

Brigadegeneral Heinrich Tiller will die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver machen und Perspektiven bieten.

Ensen-Westhoven – Das Kreiswehrersatzamt, wo junge Menschen gemustert und zum Wehrdienst eingezogen wurden, ist Vergangenheit. Heute heißen die Einrichtungen, bei denen sich Menschen, die Deutschland dienen möchten, bewerben, Karrierecenter oder Assessment-Center für Führungskräfte. Die Strukturreform der Bundeswehr hat auch das Personalwesen erfasst. Nahezu alles, was damit zu tun hat, wurde im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr zusammengefasst, das in sechs Abteilungen gegliedert ist. Eine davon ist die Abteilung für die Personalführung Offiziere und Offizieranwärter, und ihr Leiter ist Brigadegeneral Heinrich Tiller, der an der Universität der Bundeswehr in München einst Wirtschafts- und Organisationswissenschaften studiert hat. Von 1999 bis 2000 war er Kommandant des Luftwaffenunterstützungsregiments und Kasernenkommandant in Wahn. Seine jetzige Dienststelle befindet sich in der Mudra-Kaserne.

Großer Konkurrenzdruck

Rund 360 überwiegend militärische Mitarbeiter stehen Tiller bei der Personalführung der Offiziere zur Seite. Sie stehen unter großem Konkurrenzdruck, denn gutes Führungspersonal wird nicht nur von der Bundeswehr umworben, sondern von allen großen Unternehmen. „Wir müssen daher als Arbeitgeber mit einem Angebot auf den Markt gehen, das unseren Bewerbern Perspektiven bietet“, sagt Tiller. So zum Beispiel die Möglichkeiten, sich auf speziellen Gebieten fortzubilden und aufzusteigen. „Ausscheidende Zeitsoldaten sind nicht nur dort gerne gesehen, wo sie im Rahmen des Binnenarbeitsmarktes als zivile Mitarbeiter der Bundeswehr erhalten bleiben oder in Bereiche wechseln, die mit der Bundeswehr zusammen arbeiten“, sagt der General. Auch in den übrigen Bereichen der Wirtschaft oder des öffentlichen Dienstes gebe es viele Möglichkeiten; die Offiziere seien geschätzt und gesucht.

Für die Mudra-Kaserne habe sich durch die Schaffung des übergreifenden Bundesamtes für das Personalmanagement äußerlich wenig geändert. „Die Anzahl der Mitarbeiter ist gleichgeblieben, aber das Türschild und das Wappen haben sich geändert“, sagt Tiller. Für bedeutend hält er allerdings die Bündelung von Personalmanagementkompetenzen mit zentralen Verantwortlichkeiten, auch über die Teilstreitkräfte hinweg. „Fähigkeit ist heute das zentrale Element, nicht vorrangig ob jemand dem Heer, der Luftwaffe oder der Marine angehört.“

Mehr als bei zivilen Unternehmen besteht die Hauptaufgabe des Bundesamtes für das Personalmanagement darin, den richtigen Mann oder die richtige Frau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben. „Wir müssen unsere Offiziere über einen langen Planungszeitraum so entwickeln und auswählen, dass sie für den jeweiligen Dienstposten/die jeweilige Aufgabe bestmöglich ausgebildet, aufgebaut, qualifiziert und verfügbar sind.

Das Geld spielt in allen Überlegungen des Bundesamtes eine wichtige Rolle. Davon gebe es immer zu wenig und im Kampf um die klugen Köpfe ziehe die Bundeswehr gegenüber den zivilen Unternehmen häufig den Kürzeren, wenn es den Bewerbern nur um das Materielle gehe. „Wir müssen deshalb auf anderen Gebieten attraktiv sein“, sagt Tiller, auch mehr auf die Vereinbarkeit von Dienst und Familie achten. „Aber wenn jemand bei uns Karriere machen möchte, muss er in Kauf nehmen, gegebenenfalls auch mehrere Male umzuziehen.“ Dafür erhalte er eine Ausbildung und Verantwortungen, wie es sie in der freien Wirtschaft selten gebe. „Wir betrachten allerdings die bisherigen Karrierepfade zunehmend kritischer“, sagt Tiller. Es werde gerade hinterfragt, ob beispielsweise ein Soldat, bevor er zum Oberst befördert wird, wirklich ausnahmslos eine so breite Anzahl von „Pflichttoren“ durchlaufen haben müsse. „Wir wollen auch Spezialisten fördern können, die Versetzungshäufigkeit auf ein Mindestmaß reduzieren und erreichen, dass Soldaten länger als bisher an ein und demselben Ort ihren Dienst leisten können.“

Karneval begeistert

Der Bundeswehr-Standort Mudra-Kaserne sei für den Stadtbezirk Porz von hoher wirtschaftlicher und sogar touristischer Bedeutung, sagt Tiller. Denn alle Bewerber, die Offiziere oder vergleichbare Beamte werden wollen, aber auch alle Offiziere, die Personalgespräche mit ihrem Personalführer führen, würden hierherkommen. „Die übernachten dann in Porz, besuchen hier die Restaurants, gehen einkaufen und gewinnen einen Eindruck von Porz und Köln.“ Und so mancher hat auf diesem Wege auch den besonders familiären Porzer Karneval kennengelernt, der nicht nur Tiller selbst, sondern schon viele Soldaten begeistert und zum Mitmachen inspiriert hat.