Klosterkapelle in ZündorfSchatzkästchen für die Kultur

Dieses Bild aus den 1970er Jahren zeigt die Klosterkapelle und das daran angeschlossene Wohnhaus.
Copyright: Bilder: Archiv von Phillip Erdle Lizenz
Zündorf – Sie ist ein Relikt der wechselvollen Geschichte von Zündorf: die Klosterkapelle. Heute dient sie als Kulturstätte für Musiker und Künstler. Doch als die neugotische Kapelle vor 125 Jahren errichtet wurde, nutzte der Orden der Cellitinnen den Gebäudekomplex als Pflegeheim und Gotteshaus. Um das Jubiläum der Klosterkapelle zu feiern, lädt der seit 1985 hier ansässige Kulturverein zu einem Fest ein.
Jahresbücher mitverfasst
„Gebaut wurde die Kapelle Ende der 1880er Jahre im Auftrag der Ordensschwestern, die aber bereits 1864, also vor 150 Jahren, nach Zündorf gezogen waren“, weiß Wolf-Dieter Raudsep, Regionalhistoriker und ehemaliger Lehrer am Lessing-Gymnasium. Er gehört zu denjenigen, die sich intensiv mit der Geschichte der Klosterkapelle auseinandergesetzt und lange Zeit die Jahrbücher des Geschichts- und Heimatvereins „Rechtsrheinisches Köln“ mitverfasst hat. „Für 5000 Taler erwarben die Cellitinnen damals das Anwesen von Sara Peletier, um hier ein Mutterhaus einzurichten.“ Peletier sei nicht nur die letzte Verbliebene der damals sehr bekannten Handelsfamilie gewesen, deren Wohnhaus sich an der Gütergasse befand. Sie war zugleich die erste Bewohnerin des Pflegeheims, das die Cellitinnen im ehemaligen Haus der Familie Peletier eingerichtet hatten, schildert Raudsep. „Als die erblindete Sara Peletier das Anwesen günstig verkaufte, stellte sie die Bedingung, dass sie und ihre Nichte Christine Ewald ihr Leben lang dort wohnen bleiben dürfen und zudem von den Nonnen versorgt werden.“ Dieser Aufgabe seien die Cellitinnen wohl sorgfältig nachgekommen, stellt Raudsep schmunzelnd fest: „Sara Peletier wurde schließlich 96 Jahre alt.“
In dem neuen Kloster gründeten die Ordensschwestern schließlich ein richtiges Pflegeheim für ältere Damen und psychisch kranke Frauen, das bis zum Umzug der Cellitinnen von Nieder- nach Oberzündorf im Jahr 1974 bestehen blieb, erläutert Raudsep. „In dem Gebäude war zwischenzeitlich auch eine Handarbeitsschule für katholische Mädchen im nicht mehr schulpflichtigen Alter untergebracht, sowie ein Kindergarten – damals nannten sie das noch Kinderbewahranstalt.“ So sei die Klosterkapelle Raudsep zufolge eine der ersten kirchlichen Einrichtungen in Porz gewesen, die durch soziales Engagement in die Gesellschaft integriert wurde.
Nachdem die Cellitinnen in das neue und größere Altenheim von St. Martin zogen, ging der Klosterkomplex an die damalige Stadt Porz. Das an die Kapelle angeschlossene Anwesen wurde wieder in Wohnungen umgewandelt, in die vier Familien einzogen. Eine von ihnen war die Familie Erdle. Das kleine, inzwischen entweihte Gotteshaus füllte Wolfgang Erdle schließlich mit ganz neuem Leben.
Kulturverein gegründet
Nachdem er in dem Kapellenkomplex zunächst eine Galerie eingerichtet hatte, gründete er 1985 mit seiner Frau und einer Gruppe kunstinteressierter Porzer den Kulturverein „Zündorfer Klosterkapelle“. Ziel des Vereins ist bis heute, die Kapelle zu erhalten und sinnvoll zu nutzen. Zudem sollte die Kulturszene im Ort belebt werden. Seit dieser Zeit finden hier regelmäßig Veranstaltungen der Kleinkunst statt.
2001 verstarb Wolfgang Erdle unerwartet, doch die Kulturarbeit wird von dem Verein mit Inge Kämpf als Vorsitzende weitergeführt. In diesem Jahr sind noch drei Konzerte, eine Theateraufführung und der traditionelle Kunsthandwerker- und Weihnachtsmarkt geplant. Zudem kann die Klosterkapelle für Feiern gebucht werden.