Kriegerdenkmal in PorzDem Löwen zu Leibe gerückt

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Der Löwe wird behandelt: In seiner Refrather Werkstatt schließt Diplom-Restaurator Stefan Gloßner die Risse in der Oberfläche mit Epoxid-Harz.

Der Löwe wird behandelt: In seiner Refrather Werkstatt schließt Diplom-Restaurator Stefan Gloßner die Risse in der Oberfläche mit Epoxid-Harz.

Porz/Refrath – Der ruhende Löwe hat Jahrzehnte über die Porzer Rathaustreppe gewacht, doch im April wurde das Wahrzeichen aus Beton abgebaut. Im Zuge der lang ersehnten Sanierung ist das Kriegerdenkmal zusammen mit den Steintafeln entfernt worden. Nun liegen die rund hundert Jahre alten Erinnerungsstücke in einer Restaurierungswerkstatt in Refrath und werden dort wieder auf Vordermann gebracht. Bis spätestens Ende November ruht der Löwe noch fern ab seiner Heimat, dann soll er zurück an seinen ursprünglichen Platz kommen.

Zuständig für die Restaurierung ist Diplom-Restaurator Stefan Gloßner mit seinem Team. Mehr als 80 Stunden brauchen sie wohl, bis der Löwe wieder in altem Glanz erstrahlt.

„Es handelt sich bei diesem Denkmal um einen monolithischen Betonguss, der knapp eine Tonne auf die Waage bringt“, erklärt Gloßner. Witterung und andere Umwelteinflüsse haben dem Wahrzeichen über die Jahre hinweg arg zugesetzt. Es haben sich Risse gebildet, in die Algen und Moos eingedrungen sind, die den Koloss haben marode werden lassen. „Beim Transport in unsere Werkstatt hatten wir sogar Angst, dass der Löwe zerbricht.“ Zum Glück sei aber alles gut gegangen.

Schonende Reinigung

Zunächst war mühsame Kleinarbeit angesagt: Die Restauratoren mussten das Denkmal mit handelsüblichen Zahnbürsten bearbeiten, um den groben Schmutz zu entfernen. „Wir benutzen außerdem einen Hochdruckreiniger, der aber deutlich sensibler und schonender ist als herkömmliche Geräte“, sagt Gloßner.

Anschließend geht es daran, die Risse in der Oberfläche zu schließen. Dazu wird mit einer Spritze so genanntes Epoxid-Harz in die Zwischenräume gefüllt, bis die Risse komplett verschlossen sind. „Eventuell wird der Löwe auch noch geschlämmt – also mit einem speziellen Überzug versehen“, so Gloßner. Dafür müsse allerdings das Amt für Denkmalschutz sein Einverständnis geben.

Neben dem Löwen muss das Team von Stefan Gloßner auch die sieben Gedenktafeln wiederherstellen. Die 60 bis 70 Kilogramm schweren Schrifttafeln aus Beton enthalten die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Porzer. „Bei einigen Platten ist die Schrift leider nicht mehr gut zu erkennen, deshalb nehmen wir hier Ausbesserungen vor“, erläutert Gloßner. Dazu wird eine spezielle Farbe verwendet, die dem alten Farbton so gut wie möglich ähnelt.

Für die Restauratoren ist die Arbeit an den historischen Gegenständen auch immer eine Zeitreise. Zwar bleibt nicht allzu viel Spielraum für eine intensive Tiefenrecherche. Aber dennoch wissen die Wiederherstellungs-Experten immer gut über ihre Exponate Bescheid. „Hier beim Löwen sehe ich auf den ersten Blick, dass er aus den 1920er Jahren stammt“, sagt Gloßner, der für seinen Beruf jahrelang studiert hat. „Ein fundiertes Wissen in den Naturwissenschaften gehört zu den Voraussetzungen.“

Versäumnisse beim Denkmalschutz

Die Arbeiten an den Porzer Kunstgegenständen werden noch andauern. Besser wäre gewesen, die Restaurierung zu vermeiden, merkt Gloßner an. „Es heißt schließlich Denkmalpflege – und nicht Denkmalwiederherstellung“, moniert er Versäumnisse im Amt für Denkmalschutz. In Zeiten von Personal- und Finanzkürzungen sei es aber leider oft nicht anders umsetzbar, gesteht er ein.

Jeden Tag, wenn Stefan Gloßner den Löwen in seiner Werkstatt sieht, ist der Restaurator von dem Denkmal beeindruckt. Es sei ein beeindruckendes Stück Porzer Historie, das endlich wieder den Bürgern und Besuchern präsentiert werden müsse, ist er überzeugt.

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