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„Langeweile kenne ich nicht“

Lesezeit 4 Minuten
  1. Der frühere Journalist und Moderator Michael Schwan schätzt besonders die Vielfältigkeit von Porz-Eil

Michael Schwan ist vielen Kölnern als Moderator von center.tv bekannt. Dort stellte er über Jahre hinweg in seiner täglichen Sendung „Stadtgespräch“ Kölner Bürger und deren Aktivitäten vor. Heute ist Michael Schwan im Ruhestand und lebt in Porz-Eil.

Herr Schwan, wie lange leben Sie schon in Köln und warum in Eil?

Seit 1976 bin ich – mit Unterbrechungen – Kölner, das sind gut vier Jahrzehnte. Und seit 26 Jahren leben meine Frau und ich in Porz-Eil. Wir haben damals in der gesamten Stadt nach einem passenden Eigenheim gesucht und es letztlich in Eil gefunden. Das hat uns bis heute nicht gereut.

In Ihrem Berufsleben waren Sie das Gesicht von center.tv, jeden Tag auf Sendung, jeden Tag neue Leute. Was machen Sie eigentlich, seitdem der Sender eingestellt wurde?

Das Wort Langeweile kenne ich nicht. Es gibt ja den berühmten Spruch „Rentner haben nie Zeit“, und der trifft tatsächlich zu. Als Präsident der Karnevalsgesellschaft Kölsche Huhadel vun 1985 gibt es für mich immer was zu tun. Mein Motorrad freut sich über viele Ausfahrten, der Garten muss in Schuss gehalten werden. Zudem fahren meine Frau und ich sehr gerne in Urlaub – und tun das jetzt öfter. Im vorigen Jahr waren wir zum Beispiel mit dem Motorrad in den USA. Und wir lieben die Kanaren.

Eil ist der flächenmäßig größte Kölner Stadtteil. Sie haben die Wahner Heide vor der Tür, ebenso den Flughafen, und Eil ist ein großer Gewerbestandort. Wie lebt es sich mit dieser Mischung?

In den 1960er Jahren bezogen viele Kölner Firmen, unter anderem die Deutz AG und die Kaufhof AG, Gewerbeflächen auf Eiler Gebiet. In den 1970er Jahren wurde hier das erste Einkaufszentrum im Raum Köln und – viele Kölner älteren Datums werden sich erinnern – das erste Autokino eröffnet. Zudem war der Flughafen schon immer ein großer Arbeitgeber. Das hat Vorteile, denn die Wege zur Arbeit sind für viele Eiler kurz, ebenso die zum Einkaufen. Das Veedel hat zudem einen hohen Freizeitwert, das liegt nicht nur am Autokino. Es gibt sehr, sehr viel Grün, und die Anbindung an die City ist recht gut. Der Fluglärm kann manchmal etwas nervig sein, vor allem jetzt an den Wochenenden, wenn die Hauptlandebahn bis November saniert wird. Aber wenn man in die Nähe eines Flughafens zieht, dann weiß man das und arrangiert sich damit. Es lebt sich wirklich gut in Eil.

Wie gestaltet sich das soziale Leben im Stadtteil?

Eil ist trotz seiner bunt gemischten Einwohnerschar immer noch ein verschworenes Kleinod. Integration ist kein Fremdwort. Der Zusammenhalt wird vor allem durch die Vereine getragen. Um nur zwei zu nennen: Wir haben den größten Schützenverein von Köln, die St. Sebastianus Schützenbrüderschaft, die sich durch regen Zuspruch immer noch erlauben kann, nur männliche Mitglieder aufzunehmen. Und der Verein zur Heimatpflege kümmert sich um alles, wozu die Stadt Köln nicht in der Lage ist. Seien es die Spielplätze oder die Grünflächen: Die Mitglieder des Vereins übernehmen Verantwortung und schaffen durch die Unterstützung sowie die Beteiligung der Eiler Bürger ein positives offenes und freundliches Klima. Natürlich werden hier ebenfalls Feste gefeiert. Zurzeit bereitet der Verein das Fest zum 750-jährigen Bestehen von Eil am 1. September vor. Das alte Dorf Eil gibt es nicht mehr, aber durch die Vielfalt an Vereinen und Gruppierungen im Stadtteil hat sich eine neue Form der Nachbarschaft entwickelt. Und das ist eine gute Basis für die Zukunft.

STECKBRIEF

Das mag ich an Porz-Eil: Eil hat viele Vorzüge. Mit dem Gut Leidenhausen haben wir ein wunderschönes Naherholungsgebiet mit Wildschweinen, Rotwild und der Greifvogel-Station im Stadtteil. Es gibt alle gängigen Supermärkte, dazu Metzger und Bäcker sowie Ärzte aller Fachrichtungen. Der Ortsring Eil sorgt für immer neue blühende Pflanzenbeete im Ortsbild und bereitet gerade ein großes Fest zum 750-jährigen Bestehen des Veedels vor. Das ist verbesserungswürdig: Die mehrfach in der Woche stattfindenden Märkte auf dem Gelände des Autokinos sorgen leider immer häufiger für Verkehrschaos und Verschmutzungen im näheren Umfeld. Politik und Verwaltung kennen das Problem seit langem, haben aber leider noch immer keine tragfähige Lösung gefunden. Lieblingsort im Veedel: Das ist ganz eindeutig das Gut Leidenhausen, wo man wunderbar spazieren gehen und mehrmals am Tag das Training der Pferde vom benachbarten Gestüt Röttgen beobachten kann. Aber auch die Eiler Dorfkneipen mit ihren Biergärten sind äußerst einladend.

Zur Person

Michael Schwan, geboren 1950 am Niederrhein, ist gelernter Journalist. In seiner 40-jährigen Karriere hat er unter anderem für den Express, Bild und als Chefredakteur für diverse Frauenzeitschriften gearbeitet. Die letzten neun Jahre vor der Pensionierung war er leitender Redakteur und Moderator beim Kölner Heimatsender center.tv. Er ist seit 30 Jahren mit seiner Frau Renate verheiratet. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der Karnevalsgesellschaft Kölsche Huhadel und ist seit zehn Jahren ihr Präsident. Selbst jetzt im „Unruhestand“ moderiert er noch Talkshows, Galas und Benefizveranstaltungen.