Besonderes JubiläumVon der Kölner Garage zum internationalen Erfolgsunternehmen

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90. Geburtstag Günter Blase

Igus-Chef Frank Blase (l.) mit seinen Eltern Margret und Günter Blase

Köln – Mit einem Rückblick in die Anfangstage des Unternehmens überraschte der heutige Igus-Chef Frank Blase seinen Vater und Firmengründer Günter Blase zu dessen 90. Geburtstag. Vor dem Haupteingang des mit seinen gelben Pylonen recht auffälligen Fabrikgebäudes in Porz-Lind, das als Weltmarktführer im Bereich Energieketten und Gleitlagern aus Kunststoff gilt, stand die Nachbildung des ersten Firmensitzes aus dem Jahr 1964. Das war eine 555 Quadratmeter große Doppelgarage an der Rixdorfer Straße in Mülheim.

„Da hat mein Mann produziert und ich habe mich aus einem Büro in unserer Wohnung im Sparkassen-Hochhaus am Wiener Platz um die Buchhaltung und die Finanzen gekümmert. Das war eine Art Homeoffice, hieß damals nur noch nicht so“, erinnert sich Margret Blase, die kürzlich ebenfalls 90 Jahre alt gewordene Ehefrau des Jubilars. Sie sind seit knapp 65 Jahren verheiratet. Im Oktober feiern sie eiserne Hochzeit . „Da wir anfangs in der Garage kein Telefon hatten, kam mein Mann zwischendurch immer mal wieder nach Hause, um nachzufragen, ob jemand angerufen habe.“

Nur eine Maschine beim Schritt in die Selbstständigkeit

Doch allzu viele Anrufe waren es in der Anfangszeit nicht. Ingenieur Günter Blase, zuvor als Betriebsleiter bei den Mülheimer Acla-Werken tätig, einem führenden europäischen Hersteller von technischen Artikeln aus Kunststoffen, hatte beim Schritt in die Selbstständigkeit genau eine Maschine und zwei Kunden – je eine Firma in Neuss und Mönchengladbach. Bei denen hatte Blase mit seinem Auftreten („Geben Sie mir Ihr schwierigstes Teil. Ich mache das“) Eindruck gemacht und Aufträge erhalten.

Das bis heute unveränderte Firmen-Logo hatte sein Bruder Karl-Oskar Blase entworfen, der später als Künstler und Grafiker auch viel für die „Documenta“ in Kassel gearbeitet hat. Igus stand dabei für Industrie und Spritzguss, die vertikale Linie durch den Schriftzug sollte die Präzision symbolisieren.

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„Auch wenn Mitte der 60er Jahre viele noch Vorbehalte gegen Kunststoffe hatten, habe ich immer an dieses flexible und belastbaren Material geglaubt“, sagt der 90-Jährige. „Der Erfolg hat mir Recht gegeben.“ Sein erstes Produkt war ein knapp zentimetergroßer, weißer Ventilkegel für einen Fahrzeugvergaser. „Der musste hochpräzise sein“, so Blase, der diese Teile dann mit einer Kolbenspritzguss-Maschine anfertigte, die zu der Zeit auch zur Produktion von Kugelschreibern und Joghurtbechern benutzt wurde. Frisch aufpoliert war diese fast schon historische Maschine auch ein Hingucker bei der Geburtstagsfeier mit den ersten Auszubildenden, vielen Mitarbeitern und Weggefährten, denen die beiden Leibspeisen des Jubilars serviert wurden: Hot Dogs und Erdbeerkuchen.

Günter Blase noch nicht ganz aus der Firma verabschiedet

So ganz hat sich Blase noch nicht aus der Firma verabschiedet. „Ich komme jeden Tag vorbei, habe noch mein Büro und meinen Schreibtisch. Man muss doch im Alter etwas zu tun haben. Aber ansonsten hat mein Sohn den Laden gut im Griff.“ Seit Frank Blase 1983 in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist, ist Igus weiter gewachsen. Derzeit zählt man mehr als 4500 Mitarbeiter – in 35 Niederlassungen und 15 Produktionsstätten weltweit.

Hauptsitz ist der vom britischen Star-Architekten Sir Nicholas Grimshaw konzipierte Firmen-Campus in Lind. „Ich steh ja auch zu dieser Stadt und engagiere mich hier“, sagt der Firmenchef, der beispielsweise auch das Musical „Himmel und Kölle“ mitproduziert und finanziert hat. „Ab 20. August wird das Stück wieder in der Volksbühne am Rudolfplatz gespielt. Und nicht nur ich freue mich schon darauf – auch viele Kölner. Denn jeden Tag werden bereits Eintrittskarten verkauft.“

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