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Luftwaffe in WahnArbeit am Dreh- und Angelpunkt

Lesezeit 3 Minuten

Oberstleutnant Peter Gerdes ist als Kasernenkommandant nicht nur Schnittstelle zur Zivilbevölkerung, sondern muss auch ein offenes Ohr für die Belange der Soldaten haben.

Wahnheide – Alles muss seine Ordnung haben, das gilt ganz besonders für die Luftwaffenkaserne Wahn. Damit im Winter der Schnee geräumt wird, damit es im Fahrbetrieb kein Rumpeln gibt, dass immer genügend Treibstoff vorhanden ist, es keine Pannen in den Sportstätten gibt, die Post richtig verteilt wird und die militärische Sicherheit auf dem Gelände sichergestellt ist. Für all das und noch viel mehr ist der Kasernenkommandant zuständig. Doch die eigentliche Aufgabe von Oberstleutnant Peter Gerdes, seit Mitte des vergangenen Jahres Kasernenkommandant, ist es, die Luftwaffenunterstützungsgruppe Wahn zu kommandieren. „Kasernenkommandant ist nur eine Nebenfunktion“, sagt er.

Eine Nebenfunktion, die ihn aber unter anderem zur wichtigsten Schnittstelle zwischen Militär und Zivilbevölkerung macht. „Ich bin Repräsentant der Kaserne bei den Zivilisten“, sagt er. Er begrüßt zum Beispiel das Porzer Dreigestirn, wenn es der Kaserne seine Aufwartung macht. Er entscheidet, ob der Zutritt zur Kaserne einfach oder nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen erfolgt. Kasernenkommandanten hätten da durchaus einen Entscheidungsspielraum, sagt Gerdes. „Die Frage ist nur, wie geht man mit der Verantwortung um.“

Gute Bildungsangebote

Dabei war sich Oberstleutnant Gerdes am Anfang gar nicht sicher, ob er seine Zukunft in der Bundeswehr sehen wollte. „Ich habe zunächst den ganz normalen Wehrdienst geleistet“, sagt er. Erst danach hat er sich verpflichtet. „Ausschlaggebend waren die guten Bildungsangebote“, sagt Gerdes, der an der Bundeswehrhochschule in München zum Bauingenieur ausgebildet wurde. Das Studium helfe ihm bei seinen Aufgaben in der Kaserne mit ihren vielen Liegenschaften sehr. „Wir haben hier eine ganze Reihe von Baumaßnahmen und da ist es von Vorteil, dass ich die gleiche Sprache wie die Architekten und Bauleiter spreche.“ Denn er könne das, was für eine Baumaßnahme nötig ist, so formulieren, dass die Bauverwaltung ohne Umstände tätig werden kann. Als Kasernenkommandant sei er in erster Linie für die Sicherheit der 3000 Soldaten und 1200 zivilen Mitarbeiter verantwortlich. Das schließe nicht-militärische Veranstaltungen keineswegs aus. „Ich darf auch Karneval“, sagt er. Sollte er 2017 noch Kasernenkommandant sein, erwartet ihn eine Mammutaufgabe. „Dann feiern wir 200 Jahre militärische Nutzung der Wahner Heide.“ Für dieses gesellschaftliche Ereignis müsse der Kasernenkommandant alle unter einen Hut bringen, die mitfeiern möchten, die Bezirksvertreter, die Mitglieder der Vereine, die Geschäftsleute und die voraussichtlich vielen Besucher.

Die Neuausrichtung der Bundeswehr ist fast abgeschlossen. Seit 2013 hat das eine Vielzahl an Veränderungen in der Luftwaffenkaserne gebracht. Kommandos wurden zusammen- oder gar vergelegt, einige neu aufgestellt. Die Zahl der Soldaten sank von 4300 auf 3000. Nach wie vor gibt es zudem 1200 zivile Angestellte. Unsere Serie will einen Einblick geben in das neue Leben im Standort, der immer noch zu den größten der Bundeswehr zählt. (rs)

Eine bereits bestehende große Herausforderung für den Kasernenkommandanten ist die Neuordnung der Bundeswehr. „Viele Dienststellen werden umgesetzt“, sagt Gerdes. Das Kommando Luftwaffe werde zum Beispiel peu à peu nach Berlin verlegt, dafür kämen andere Dienststellen nach Wahn. Das müsse alles so koordiniert werden, dass die entsprechenden Immobilien zur Verfügung stehen und ein reibungsloser Dienstbetrieb möglich ist. Dass Oberstleutnant Gerdes gerne Soldat ist, zeigt sich in seiner Bewertung der beiden Auslandseinsätze in Kundus und Mazar El Sharif, an denen er beteiligt war. „Die waren kameradschaftlich gesehen sehr reizvoll.“ Auch die Landschaft dort mit ihrer üppigen Vegetation habe ihn sehr angesprochen. „Ohne die Bundeswehr hätte ich das nicht erlebt.“ Alleine deshalb komme ein beruflicher Wechsel etwa zu einer Fluggesellschaft für ihn nicht in Frage, sagt Gerdes. „Obwohl man bei der Luftwaffe auch mit einem scharfen Einsatz rechnen muss, bei dem das eigene Leben und das der Kameraden auf dem Spiel stehen kann.“