„Man muss die Menschen auffangen“
Finkenberg/Brück – Solche Sprüche gehen unter die Haut: „Du warst meine Mutter in Deutschland.“ Wenn eine türkische Frau so etwas zu einem sage, dann sei da wohl schon etwas rübergesprungen. Monika Zeckai gibt sich bescheiden, so wie es ihre Art ist. 26 Jahre hat sie im Verein Treffpunkt Familienbildungswerk Köln-Porz gearbeitet, nun ist ihre aktive Zeit vorbei. Ende Juni ist sie in den Ruhestand gegangen. „Schon irgendwie komisch“, sagt sie. Der Verein, die Arbeit, die Menschen mit denen sie tagtäglich zu tun gehabt hat, das hat sie geprägt – so wie sie den Verein. So habe mal eine Dame von einer Beratungsstelle zu ihr gesagt: „Der Treffpunkt, das ist ihr fünftes Kind.“ So ganz falsch mag sie damit nicht gelegen haben.
Begonnen hat alles als Kursleiterin für Eltern-Kind-Gruppen. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte sie gelesen, dass der Verein Leute sucht. 13 Jahre später kam die Rolle der Vereinsleitung hinzu. In der Zeit hat sie viele Veränderungen erlebt, auch in den Stadtteilen selbst, wo sie gearbeitet hat.
Besonders in Finkenberg, seit 2007 Kölns jüngster Stadtteil, sind sie ihr aufgefallen. Schließlich hat sie zuvor schon in der Kita Maximilian-Kolbe gearbeitet. Damals sollte das sogenannte Demo-Gebiet ein Art Vorzeigeprojekt sein, wie es funktionieren könnte, wenn neben Einfamilienhäusern auf einmal große Wohnklötze entstehen. „Als ich 1994 wieder in Finkenberg angefangen habe, war ich entsetzt, was aus dem Viertel geworden war.“ Heuschrecken haben auf dem Wohnungsmarkt ihr Unwesen getrieben, gewachsene Strukturen waren auseinandergerissen worden. Menschen verschiedenster Herkunft unbetreut auf einem Fleck.
Schnell war klar, dass der Verein hier tätig sein muss. „In einem Multi-Kulti-Gebiet muss es jemanden geben, der die Menschen auffängt.“ Beziehungsarbeit ist da das wichtigste. Menschen persönlich ansprechen. Von alleine kommen die wenigsten. Ein anderes Bild ist es in Brück. Das sei ein gestandener Ortsteil, sagt Zeckai. Derzeit sei es so, dass viele Menschen nach dem Ende ihres Studiums, spätestens wenn sie selbst eine Familie hätten, in den Stadtteil zurückkehren.
Anders in Finkenberg. Hier werden auf dem sogenannten Kirchenhügel, wo sich auch das Büro des Vereins in der evangelischen Hoffnungskirche befindet, Unterkünfte für Geflüchtete aufgebaut. Übergangsweise, für ein Jahr, hieß es damals. Geblieben sind die Gebäude rund 25 Jahre. Heute stehen dort eine Kita und die Jugendeinrichtung OT Arche Nova ist dort untergebracht.
Der Verein und Monika Zeckai sind gut vernetzt im Stadtteil. Gemeinsam mit anderen Institutionen und Einrichtungen im Veedel beteiligt man sich am Stadtteilfest. Die jüngste Ausgabe war coronabedingt mobil, mit verschiedenen Stationen in Finkenberg. Monika Zeckai natürlich mit dabei. „Meine Hauptaufgabe ist es, Menschen zusammenzubringen“, erklärt sie ihre Arbeit. Familien an die Hand nehmen, ihnen Hilfe anbieten. Bei manchem ist es, Struktur in den Alltag zu bringen, bei anderen die Hausaufgabenbetreuung. Dafür hat der Verein 2009 den Ehrenamtspreis der Stadt bekommen.
Monika Zeckai koordiniert die Kurse und die Menschen, die sie leiten. Aber auch eine eigene Spielgruppe hat sie trotz Leitungsfunktion gehabt. Schließlich wolle sie wissen, „wovon meine Leute reden“. Apropos reden. In einem Multi-Kulti-Stadtteil sind sprachliche Barrieren vorprogrammiert. „Da ist dann in den Kursen Deutsch der gemeinsame Nenner.“ 35 Honorarkräfte hat der Verein. Zeckai hatte eine Vollzeitstelle. Zwei weitere Mitarbeiter sind 15 Stunden die Woche tätig. Zeckai hat auch das Eltern-Kind-Café ins Leben gerufen. Es ist ein niederschwelliges Angebot für alle, das jeden ersten Dienstag im Monat außerhalb der Ferienzeiten stattfindet. In einem sogenannten Problem-Stadtteil wie Finkenberg zu arbeiten, hat ihr noch nie etwas ausgemacht. Klar, es sei nicht alles gut hier, „aber die positiven Aspekte überwiegen“. In Brück sowieso, wo ihre Arbeit mehr im Verwaltungsbereich liegt. Für die nahe Zukunft des Vereins und der Menschen, die dessen Angebote nutzen, wünscht sich Zeckai, dass die Kurse wieder stattfinden können. Im September, so der Plan, sollen sie starten. Sie selbst hat die Leitung dann schon an Anne Müller, Sarah Klawitter und Heike Müller abgegeben. Sie selbst ist aber dann auch nicht aus der Welt. Ehrenamtlich will sich Monika Zeckai weiterhin im Eltern-Kind-Café engagieren.
Monika Zeckai
SPORT, SPIEL UND SPRACHUNTERRICHT
Der Verein „Treffpunkt Familienbildungswerk Köln-Porz e.V.“ wurde am 14. März 1986 gegründet. Ziel ist die Förderung der außerschulischen Familien-, Jugend- und Erwachsenenbildung. Die Angebote wie Kinderturnen, Spiele-Workshops, Sprachkurse und Spielgruppen finden in den Stadtteilen Porz, Finkenberg und in Brück statt. Eine besondere Zielgruppe des Vereins sind kinderreiche Familien, Familien mit alleinerziehenden Elternteilen und die Familien ausländischer Mitbürger. (rde) treffpunkt-koeln-porz.de