MotorsportDeutsche Meister auf dem Scooter

Ruben Boese, Alex und Kevin Pohl (v.l.n.r.) mit ihren umgebauten Rennmaschinen. Unten gibt der Deutsche Meister Kevin Pohl Gas.
Copyright: Michael Heeg Lizenz
Wahn – Drei Jahre mussten die beiden Freunde Kevin Pohl und Ruben Boese warten, bis sie endlich ihren größten Triumph feiern konnten. Oft fehlten nur Kleinigkeiten zum Sieg, doch dieses Jahr war es endlich soweit - die Teamkollegen können sich Meister und Vizemeister nennen. Pohl und Boese sind professionelle Rennfahrer und fahren für ihr Team "m2medien.com Racing" in der Deutschen Scooter-Meisterschaft, die in der Szene als European Scooter Trophy bekannt ist.
Bei einem Scooter handelt es sich um einen Motorroller, so wie er tagtäglich auf deutschen Straßen zu sehen ist. Die Fahrzeuge vom Porzer Team "m2medien.com Racing" unterscheiden sich jedoch deutlich von den herkömmlichen Straßenmodellen. Bis auf das letzte Bauteil sind die Renngefährte modifiziert. "Trotzdem dürfte man damit im Straßenverkehr fahren", erklärt Boese. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometern rasen der 22-Jährige und sein 23 Jahre alter Teamkollege Pohl auf Rennstrecken in ganz Deutschland und im benachbarten Ausland.
Meister und Vizemeister
Die sieben Saisonläufe werden auf Outdoor-Kartbahnen und speziellen Motodromanlagen ausgetragen. Beim letzten Meisterschaftsrennen auf dem Harz-Ring fiel dann die Entscheidung. Doch zunächst lief es für den Porzer Rennstall alles andere als rund. "Wir hatten im Training ein mulmiges Gefühl, es regnete den ganzen Tag, so dass wir fast keine Fahrwerkseinstellungen vornehmen konnten", erzählt Pohl. Nachdem der Industriemechaniker auch noch stürzte, war die Nervosität im ganzen Team zu spüren. Umso größer war die Erleichterung, als in den beiden Finalläufen jeweils der erste und zweite Platz eingefahren wurde. Damit stand fest: Kevin Pohl wird Deutscher Meister, Ruben Boese überholt mit den gewonnen Punkten den Zweitplatzierten und wird - wie bereits im vergangenen Jahr - Vizemeister. "Die ganze harte Arbeit hat sich endlich gelohnt", freut sich Pohl. Für seinen großen Traum von der Meisterschaft hat er sogar sieben Kilogramm abgenommen, um möglichst wenig Gewicht auf die Strecke zu bringen. Nicht nur die beiden Rennfahrer feierten ausgelassen ihren Triumph, sondern auch beim Team kannte der Jubel keine Grenzen. "Wir haben immer mindestens acht fleißige Helfer bei den Rennen mit dabei", sagt Teamchef Alex Pohl, der zwei Jahre ältere Bruder von Fahrer Kevin. Die vielen Nachtschichten haben sich endlich ausgezahlt. "Der erste Gedanke nach dem Aufstehen dreht sich darum, was ich heute an meinem Scooter noch verbessern kann", meint Vizemeister Boese.
Nächstes Jahr in der Königsklasse
Selbst der eine oder andere Sturz konnte die Begeisterung für den Motorsport nicht trüben. Verletzungen gibt es glücklicherweise selten, das Ergebnis ist meistens nur ein Blechschaden. "Der Scooter-Rennsport ist deutlich billiger als beispielsweise der Motorrad-Rennsport", erklärt Alex Pohl. Die Abläufe und die Professionalität sind jedoch sehr ähnlich. Selbst Reifenwärmer wie in der großen MotoGP, der höchsten Klasse des Motorradsports, gibt es.
Im kommenden Jahr möchten die beiden Porzer noch einen Schritt weitergehen - sie werden in der Königsklasse der Scooter-Meisterschaft, der sogenannten "Klasse 3", fahren. In dieser Klasse messen sich die besten Fahrer aus Deutschland, Tschechien und Polen. "Ich fahre zu den Rennen, um zu gewinnen", sagt Kevin Pohl selbstbewusst. Weitere sieben Kilo muss er dafür aber sicher nicht abnehmen.