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Nach GutsherrenartFast gepfändet und abgebrannt

Lesezeit 4 Minuten

Hans-Georg Hermes hat den landwirtschaftlichen Betrieb auf dem Fronhof von seinen Eltern übernommen.

Langel – Kaum ein anderes Gebäude in Porz blickt auf solch eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück wie der Fronhof. Bereits im Jahr 965 wurde er erstmals von Erzbischof Bruno erwähnt, der den Gutshof der Benediktinerabtei St. Pantaleon in Köln vermachte. Heute wohnt hier Landwirt Hans-Georg Hermes mit seiner Frau Claudia – die Familie lebt dort schon in der dritten Generation.

Wie Gerd Matthiae, Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Langel, in einer Chronik zusammenfasst, erbte Hermes’ Großmutter Clara Broicher den Fronhof und heiratete 1913 den Mediziner Johannes Hermes. „Mein Großvater arbeitete als Arzt in Zündorf: Die Vormittage verbrachte er in der Praxis, nachmittags fuhr er mit der Kutsche ’raus zu den Patienten und sah auch auf dem Fronhof nach dem Rechten“, schildert Hans-Georg Hermes. Bei der Feldarbeit helfen musste er jedoch nicht.

Von 1901 bis 1921 hatten die Gebrüder Heinrich und Franz Schildgen den Fronhof gepachtet. Erst Hermes’ Vater Johannes absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung. „Ich bin also die zweite Generation, die den Betrieb hier bewirtschaftet“, so der 54-Jährige. Sein Vater war es auch, der den Viehbetrieb auf dem Hof abschaffte. Seither hat sich viel verändert: „Früher hatten die Nachbarn noch einen größeren Bezug zur Landwirtschaft und packten zum Beispiel bei der Getreideernte mit an“, erzählt Hermes.

Wichtige Rolle nach dem Krieg

Besonders nach dem Krieg spielten die Bauernhöfe eine wichtige Rolle, da nur sie Nahrung bereitstellen konnten, so der Landwirt. „Heute haben die Menschen leider kein sehr großes Interesse mehr an der Landwirtschaft und wissen zum Teil nicht einmal, woher die Milch kommt.“ Das liege auch daran, dass die Bauern in der heutigen Zeit nicht mehr auf die Hilfe ihrer Nachbarn angewiesen seien, da der Arbeitsprozess mechanisiert wurde.

Der Fronhof wird erstmals erwähnt im Testament von Erzbischof Bruno.

Im Besitzverzeichnis der Benediktinerabtei St. Pantaleon wird der Fronhof ein zweites Mal genannt.

Der Hof brennt ab, wird aber wieder aufgebaut.

Kaiser Napoleon I. wandelt geistlichen in weltlichen Besitz um (Säkularisation).

Der Preußische Staat versteigert den Hof und seine Ländereien.

Clara Broicher heiratet Johannes Hermes.

Eine Fliegerbombe zerstört das Wohnhaus. Es wird nicht wieder aufgebaut. (nc)

So stehen nun auch in den ehemaligen Ställen des Fronhofs schwere Geräte, wie etwa ein Pflug und eine Sämaschine, die Hermes die Arbeit erleichtern. Mit seiner Familie baut er Zuckerrüben, Getreide und Raps an. Einen Mähdrescher teilt er sich mit dem Landwirt Heinrich Meid.

Doch die Menschen, die auf dem Fronhof lebten und arbeiteten, haben auch schwere Zeiten erlebt. Oft hatte die Abtei St. Pantaleon Schwierigkeiten, ihren Dienstverpflichtungen nachzukommen. Unter anderem sollten die Abteibrüder dem Herzog von Berg regelmäßig eine bestimmte Summe von Reichstalern übergeben sowie einen mit vier Pferden bespannten Dienstwagen und zwei Knechte zur Verfügung stellen.

Wechselnde Herrschaftsverhältnisse

1633 stand der Gutshof schließlich kurz vor der Pfändung, wie in Band 7 von „Unser Porz“ zu lesen ist. Darin schreibt der ehemalige Stadtarchivar Jürgen Huck außerdem, dass „ein Brand im gleichen Jahr den Fronhof erfasste und völlig einäscherte.“ Später konnte der Hof wieder aufgebaut werden.

„1802 wandelte Napoleon geistlichen in weltlichen Besitz um“, schildert IG-Vorsitzender Gerd Matthiae. Der Fronhof ging an den Staat. 1820 wurde das Areal an den Kölner Makler Christoph Neumann versteigert. Jahrzehnte später ging das Grundstück in den Besitz von Karl Broicher über. Der ist laut Matthiae aber nicht verwandt mit den Brüdern Broicher, die heute in Zündorf als Landwirte tätig sind.

Wege seiner schweren Krankheit war Karl Broicher dazu gezwungen, den Fronhof an den Landwirt und Gutspächter Christian Schildgen zu verpachten, schreibt Huck weiter. „Der Pachtvertrag wurde aber vorzeitig aufgelöst“, erläutert Matthiae. 1901 sei er schließlich auf 20 Jahre mit den Brüdern Heinrich und Franz Schildgen abgeschlossen worden. „Die beiden wohnten auch auf dem Hof“, sagt Matthiae. „Heinrich hat um 1913 viele Szenen des Landlebens fotografiert.“

Fortbestand ist gesichert

Dann folgte der Zweite Weltkrieg. „In der Zeit sind in Langel sehr viele Bomben eingeschlagen“, schildert Hans-Georg Hermes. Auch der Fronhof blieb nicht verschont: „1944 fiel eine Fliegerbombe dorthin, wo sich heute eine Grünfläche befindet, sie zerstörte das Herrenhaus.“ Danach fehlten die Materialien und die finanziellen Mittel, um es wieder aufzubauen.

Aber auch ohne das Herrenhaus fühlt sich die Familie Hermes überaus wohl auf der rund 4300 Quadratmeter großen Hoffläche. Das Fortbestehen des landwirtschaftlichen Betriebs auf dem Fronhof ist auch schon gesichert: „Mein Sohn Christopher wird in meine Fußstapfen treten“, so Hermes. Der 22-Jährige möchte Agrarwissenschaft studieren.