Pech haben kann auch ein Glück sein
Porz – „Alles, was die Kinder interessiert, sollte man fördern. Zuhause mit der Play-Station spielen kann schließlich jeder“, sagt Jörg Fabrizius vom „Theater ImPuls“-Team. Seine Begeisterung fürs Theater ist während der theaterpädagogischen Projektwoche im interkulturellen Zentrum Solibund vollends auf die zehn Teilnehmerinnen übergegangen. In nur fünf Tagen erarbeiteten die Zehn- bis Vierzehnjährigen mit ihm und Kollegin Ulrike Baartz ein Theaterstück um Glück und Pech, Gedanken an die Play-Station kamen da sicher nicht auf.
Glück ist, Freunde zu haben
Die Inszenierung „Pechvögel und Glückskinder“ offenbarte Darstellerinnen und Publikum, wie eng die Gegensätze oft beieinanderliegen, dass sich beide gegenseitig bedingen und das eine ohne das andere gar nicht kann.
Zwei Lager von je fünf Mädchen betreten nacheinander die Bühne, ein Lager ist durch ein großes weißes Tuch verbunden, das andere trägt ein schwarzes Tuch vor sich her. „Was ist Glück? Was ist Pech?“, so lautet die Kernfrage zum Intro des zweiteiligen Stückes. Glück ist, wenn man einen Hund bekommt, ein Talent oder Freunde hat, heißt es aus der Reihe der weißen Glückskinder, die schwarzen Pechvögel halten es für Pech, wenn man etwas fallen lässt oder eine schlechte Note bekommt.
Drama um Lara Lama
Im Hauptteil sehen die Zuschauer zwei Szenen: „Die magische Kugel“ relativiert die Sicht davon, was Glück und Pech ist: ein Unglücksrabe wird zum Glücksbringer, aber des inflationären Glückszustands bald überdrüssig. „Das große Drama um Lara Lama“ erzählt die Geschichte einer Showmasterin, die scheinbar vom Glück verlassen ihren lukrativen Posten beim Fernsehen aufgibt. „Die Ideen liefern die Kinder, wir sind dazu da, sie in eine theatralische Form zu bringen“, erklärt Förg Fabrizius. Lara Lama durchschaut die Scheinwelt um die konkurrierenden Kandidaten-Familien Griggel und Grumpel, den Quotenhype und die vernichtende Zuschauerkritik, kündigt ihren Job, um l als Lama-Farmerin neu durchstarten. Die Protagonistin wählt den den Ausstieg und ihren eigenen Weg aus dem ständigen Ringen um Glück. „Unsere Intention war es, Glück und Pech zusammenzubringen und zu zeigen, dass ein Glückserlebnis zum Pecherlebnis werden kann, und umgekehrt“, sagt Ulrike Baartz, das komplexe Thema in so kurzer Zeit mit den Kindern umzusetzen, sei eine Herausforderung gewesen. Dass im Ensemble ein Prozess des Zusammenwachsens stattfindet, ist ein gewollter „Nebeneffekt“. Jörg Fabrizius spricht vom Theaterprojekt als teambildende Maßnahme, Ulrike Baartz schwärmt von der ungewöhnlich homogenen Truppe, die aus den sehr individuellen Mädchen entstanden ist.
Die Welt des Theaters
Trotz der Corona-bedingten Teilnehmerzahl von zehn statt 15 und der ebenso limitierten Zuschauerzahl hat sich der Exkurs in die Welt des Theaters aus Sicht aller Beteiligten gelohnt. Von der ersten vom „Kulturrucksack NRW“ geförderten Kooperation mit dem Solibund zeigen sich die Mitarbeiter von Theater ImPuls angetan. „Wir haben die Theaterarbeit geleistet, der Solibund hat für Räume und Verpflegung gesorgt“, sagt Jörg Fabrizius. So soll es bald weitergehen.
INTERKULTURELLE HILFE UND THEATERPÄDAGOGIK
Der Solibund setzt sich seit 1993 für die interkulturelle Öffnung innerhalb der Porzer Bevölkerung ein und bietet ein breites Spektrum an Beratungen und praktischen Hilfen. Hausaufgabenbetreuung, Sprachförderung und Rechtsberatung gehören ebenso zum Programm wie Erziehungs-, Behinderten- und Seniorenhilfe sowie Kulturveranstaltungen. Zu finden ist der Solibund auf der Friedrichstraße 39 – 41 in Porz.
info@solibund.de
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Das Theater ImPuls unterstützt durch seine theaterpädagogische Arbeit die Entwicklung vor allem benachteiligter Kinder und Jugendlicher. Sie erarbeiten mit Theaterpädagogen Szenen und Stücke, die am Ende des Projekts vor Publikum präsentiert werden. Ziel ist die Förderung der individuellen Persönlichkeit. Zu finden ist der gemeinnützige Verein im Jugendzentrum Glashütte, Glashüttenstraße 20, Rufnummer 02203/9033886.
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